Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
sich in meinen einbrennt, versetzt mich sofort zurück zu dem Tag an der verzauberten Quelle. Erinnert mich daran, wie sie aussah, als sie unter mir lag, direkt nachdem wir …
Ich schüttele den Kopf, kontrolliere erneut meine Tasche, um mich zu vergewissern, dass ihr Geschenk noch da ist, und gehe auf sie zu. Schon habe ich mit einigen wenigen Schritten den halben Raum durchquert, da dreht sie sich stehenden Fußes um und rast zur Hintertür, während sich Lita vor mir aufbaut. »Das ist für dich.« Sie drückt mir einen kleinen, rechteckigen Umschlag in die Hand. »Bitte denk daran, dass das nicht von mir stammt. Wenn es also so öde ist, wie ich glaube, erschieß nicht die Überbringerin der Botschaft. Und sag bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«
Sie winkt jemandem auf der anderen Seite des Raums zu und lässt mich stehen, während ich den Umschlag immer wieder gegen die Handfläche schnippe. Er ist von Daire, das weiß ich immerhin. Da ich aber seinen Inhalt nicht erspüren kann, zögere ich, ihn zu öffnen.
Ist es eine Art offizieller Abschiedsbrief ?
Eine Art Bekanntgabe eines Sinneswandels etwa folgenden Inhalts: Ich weiß, du glaubst, du hättest mit mir Schluss gemacht, aber in Wirklichkeit mache ich mit dir Schluss.
Ist sie deshalb zur Hintertür hinausgestürmt, sowie sie mich gesehen hat ?
Oder leide ich nur an Verfolgungswahn ?
»Vielleicht machst du am besten mal den Umschlag auf und siehst nach«, sagt Xotichl, die in meiner Energie liest, während sie zu mir herüberkommt.
Sie hat natürlich recht. Es ist Unsinn herumzuspekulieren. Ich schiebe einen Finger unter die Lasche und ziehe ein Blatt aus cremefarbenem Papier heraus, auf das von Hand eine Landkarte gezeichnet ist, was mir zwar auf den ersten Blick nichts sagt, aber zumindest auch nicht so schlimm ist, wie ich befürchtet habe.
»Soll ich raten ?«, fragt Xotichl grinsend, als Auden sich von hinten an sie anschleicht und ihr einen Kuss auf die Wange drückt.
Ich reiche ihr die Landkarte und starre auf meine Füße hinab. Ich kann die beiden nicht zusammen sehen. Ihr Glück löst eine solche Sehnsucht nach Daire in mir aus, dass es wehtut.
Xotichl verzieht den Mund und fährt mit den Fingerspitzen mehrmals über das Blatt. »Oh, es ist eine Landkarte ! Eine Art Schatzsuche – wie lustig !« Sie gibt es mir wieder.
»Wie machst du das ?«, frage ich nicht zum ersten Mal.
Doch wie immer lacht Xotichl nur, während Auden mit dem Daumen nach hinten zeigt und sagt: »Ich glaube, sie ist da lang gegangen.«
Ich gehe in Richtung Tür. Dränge mich an allen vorbei, die mir im Weg stehen, begierig darauf, wieder mit Daire zusammen zu sein und zu erfahren, was sie vorhat.
Auf einmal stellt sich mir Phyre absichtlich in den Weg. »Hey, Dace«, flüstert sie.
Langsam schürzt sie die Lippen, während sie den Blick über mich schweifen lässt. Doch ich habe keine Zeit für so etwas, und das sage ich ihr auch sofort. »Ja, hey. Pass auf, ich hab’s ziemlich eilig, also …« Ich mache Anstalten, mich an ihr vorbeizudrängen, doch sie besteht darauf, angehört zu werden.
»Hast du nicht ein paar Sekunden für eine alte Freundin übrig ?« Sie legt den Kopf schief und blitzt kokett mit den Augen, doch das ist an mich verschwendet. Daire ist meine Gegenwart. Meine Zukunft. Phyre ist Geschichte. »Es ist so lange her.« Sie nimmt eine kleinlaute Pose ein, die überhaupt nicht zu ihr passt. Sie ist nicht schüchtern. Nie gewesen. Sie tut nur so.
Ich knurre irgendetwas Nichtssagendes und kontrolliere erneut meine Jackentasche.
»Warum werde ich eigentlich das Gefühl nicht los, dass du mir aus dem Weg gehst ?« Sie stemmt die Hände in die Hüften, entschlossen, mich von dort fernzuhalten, wo ich am dringendsten hinmuss.
Ich reibe die Lippen aufeinander und sehe mich um. Lita funkelt mich von der Mitte der Tanzfläche aus an, Xotichl wendet sich mit sonderbar schief geneigtem Kopf zu mir her, während Phyre vor mir steht und eine Antwort fordert.
»Weißt du …«, beginne ich, doch die Worte zerfließen mir auf der Zunge, sowie sie näher kommt. Sie mustert mich durch einen dicken Wimpernvorhang, wobei sich ihre katzenhaften Augen an den Seiten nach oben ziehen. »Es hat sich vieles verändert«, stoße ich schließlich hervor. »Oder vielmehr, nein, vergiss es – alles hat sich verändert, und ich finde, das solltest du wissen.« Ich fange ihren Blick auf und hoffe, dass das genügt, damit ich meinen Abend ungestört verbringen
Weitere Kostenlose Bücher