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Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari

Titel: Das Echo Labyrinth 02 - Die Reise nach Kettari Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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gesagt hatte ich mit diesem Erfolg gar nicht gerechnet.
    Plötzlich unterbrach der Anblick einer Schale mit exotischem Obst mein herrlich weit- und selbstvergessenes Bummeln. Ich stolperte und stürzte auf den Gehsteig. Glücklicherweise hatte ich den Todesmantel nicht an, denn dieser Sturz hätte meinen unheilvollen Ruf ernsthaft beschädigen können. Unwillkürlich kamen mir alle Schimpfworte meiner alten Heimat in den Sinn. Zwei Männer, die gerade aus einem Lokal traten, sahen mich fasziniert an. Ich verstummte und begriff, dass ich schleunigst aufstehen musste. Den Magistern sei Dank -wenigstens war der Gehsteig trocken.
    Ich erhob mich und studierte die Speisekarte des Wirtshauses, aus dem die neu gewonnenen Verehrer meines Mundwerks gekommen waren. Der Name des Lokals schien mir schicksalsträchtig, denn es hieß Nachtmahl des Vampirs. Ich lächelte bitter und trat kurz entschlossen ein. Das Innere entsprach meinen Erwartungen voll und ganz - es herrschte Halbdunkel, und die Silhouette des Wirts hinter der Theke erweckte schlimmste Vorahnungen. Der Mann hatte herrlich zerzaustes Haar und mit fluoreszierendem Makeup bemalte Lider und trug natürlich den Ohrring Ochola. Kaum hatte ich den Wirt gesehen, war ich wieder guter Laune. Hier hätten Melamori und ich uns streiten sollen! Wahrscheinlich wäre der Besitzer dieser Spelunke auf meiner Seite gewesen.
    Ich nahm an einem mit roten Farbspritzern übersäten Tisch Platz, der offenbar den Eindruck erwecken sollte,
    hier habe vor Minuten ein Blutbad stattgefunden, überlegte kurz und bestellte mir dann eine Spezialität der alten Küche. Unglück regt seit je meinen Appetit an - und ich hatte Glück.
    Schnell bekam ich eine harmlos wirkende quadratische Pirogge serviert, die keine Spur von Vampirästhetik aufwies. Kaum aber hatte ich sie angeschnitten, explodierte sie wie ein Airbag, und auf meinem Teller lag eine luftige Masse, die so lecker war, dass ich gleich eine zweite Portion bestellte. Übrigens hieß das Gericht »Atem des Bösen«.
    Ich fraß mich in einen Zustand angenehmen Stumpfsinns hinein, bestellte Kamra und begann, meine Pfeife zu stopfen, da ich meinen Zigarettenvorrat aufgeraucht hatte. So ist das bei mir immer - wenn's schiefgeht, dann auf der ganzen Linie.
    Ich rauchte und sah mir dabei interessiert die Gäste an. Einer wollte gerade gehen. Er hatte die gleiche Frisur wie Kapitän Gjata, dessen Leben ich vor kurzem gerettet hatte: Sein Zopf reichte ihm bis zur Taille, und er trug einen wunderhübschen Bart. Ob er Matrose auf der Alten Jungfer war? Oder ein Schiffskoch, der sein Repertoire um ein paar Geheimnisse erweitern wollte? Jedenfalls musterte ich den Unbekannten sehr aufmerksam. Auf einmal zog er seinen Geldbeutel aus der Jacke. Sündige Magister! Für den Bruchteil einer Sekunde bekam ich einen perlmuttfarben schillernden Gürtel zu sehen! Noch ein Verzauberter! Ich musste etwas unternehmen!
    Natürlich hätte ich ihn sofort verhaften können. Eigentlich war ich sogar dazu verpflichtet. Aber ich erinnerte mich zu gut an das Benehmen von Kapitän Gjata. Verzauberte können es sich in den Kopf setzen, eher zu sterben, als aufzugeben. Deshalb entschied ich mich, ihm lediglich zu folgen. Glücklicherweise war meine Kleidung unauffällig - warum sollte ich also nicht ein wenig hinter ihm herspionieren? Das war sicher angenehmer, als sich in Liebeskummer zu ergehen. Ich knallte eine Krone auf die auf blutig getrimmte Tischplatte. Das war viel Geld für zwei Piroggen, aber der Wirt war mir sympathisch. Der zerzauste Mann erblickte die Münze und sah mich begeistert an. Ich legte den Zeigefinger an die Lippen und verließ das Lokal. Mein bärtiger Freund bog gerade um die Ecke, und ich musste mich sputen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    Offenbar war ich selten in diese Gegend der Stadt gekommen. Oder hatte die Nacht alles ins Unbekannte verfremdet? Auf jeden Fall hatte ich wenig Lust auf einen Ausflug und musste mich geradezu zwingen, dem Bärtigen zu folgen. Wohin würde er mich führen? Ich hatte schon die Wahnvorstellung, auf eine Menge verzauberter Gürtelträger zu treffen, denen Juffin und ich das Leben würden retten müssen. Auf keinen Fall allerdings wollte ich erneut ein Nahtoderlebnis wie bei Kapitän Gjata durchmachen.
    Sündige Magister! Wer hätte gedacht, dass das bärtige Objekt meines Interesses mich ins Herz des Stadtteils Rendezvous führen würde! Ob verzaubert oder nicht -der Mann litt offenbar an Einsamkeit und

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