Das Echo Labyrinth 03 - Die Füchse von Mahagon
seufzte Melifaro. »Aber das interessiert ja keinen. Vielleicht wäre Lonely-Lokley eine bessere Wahl für diese Aufgabe. Er lacht bestimmt nicht blöd in sich hinein.«
»Aber das geht doch nicht! Wenn Sir Schürf ein Schiff betritt, beginnt es zu sinken. Das liegt an seiner Karriere im Orden der Löcherigen Tasse. Hast du davon nie gehört?«
»Ehrlich gesagt nicht«, brummte Melifaro. »Wirklich eine interessante Neuigkeit.«
»Juffin, warum müssen wir diese Kontrolle überhaupt durchführen?«, fragte ich. »Wir sind schließlich Geheimagenten und keine Zöllner.«
»Du hast wieder mal was nicht durchschaut. Das Schiff aus Arwaroch ist etwas Spezielles. Wenn dort einfache Zollbeamte auftauchen, gilt das als Beleidigung, und die Besatzung beschwert sich beim König. Die Leute aus Arwaroch haben einen seltsamen Ehrenkodex. Zum Glück gibt es in der Bibliothek des Königs ein dickes Buch mit allen dort geltenden Benimmregeln, das genaue Vorschriften darüber enthält, wie sich die Leute aus Arwaroch und die Bewohner von Echo bei einem Besuch benehmen sollen. Anders als wir allerdings kennen unsere Gäste all diese Gebote auswendig. Aber keine Sorge, Max - wir müssen auf dem Schiff nur eine Kontrolle durchführen und ein paar freundliche Worte wechseln. Das Lustigste ist, dass es auf dem Kahn nie Schmuggelware gibt, denn in Arwaroch ist Schmuggeln streng verboten, und die Leute von dort halten sich an ihre Gesetze. Ihr müsst also tun, als würde euch die Ladung interessieren, und könnt dabei ruhig etwas übertreiben. Dann erteilt ihr der Besatzung eine offizielle Aufenthaltserlaubnis für Echo. Das war's schon. Morgen steht ein Besuch beim König an, und dann beginnt der amüsanteste Teil des Aufenthalts: Wir werden unsere ehrwürdigen Besucher auf Schritt und Tritt begleiten und aufpassen, dass niemand sie beleidigt. Ach, Jungs, wenn ihr wüsstet, wie sehr ich so langweilige Aufgaben hasse! Aber der Große Magister Nuflin meint, das sei besser für uns alle, und ich kann den alten Mann nicht enttäuschen.«
»Warum denn nicht?«, brummte Melifaro.
»Eigentlich könnte ich es schon«, räumte Sir Juffin ein. »Aber ich will es nicht. Und ihr verschwindet jetzt. Sofort. Wenn ihr eine Stunde vor Ankunft unserer fantastischen Gäste im Hafen seid, ist das der Gipfel der Diplomatie. Aber schaut mich nicht so böse an. Das heißt schließlich nicht, dass ihr keine Tasse Kamra mehr trinken könnt.« »Mit ein paar Piroggen bitte«, rief ich.
»Unser Kurusch hat einen schlechten Einfluss auf dich«, meinte Sir Juffin. »Du übernimmst seine Schwächen. Wann werden dir die ersten Federn wachsen?«
»Ich habe nichts gegen ein Gefieder. Buriwuche sind kluge Vögel. Und sie sind viel netter als so manche Mitmenschen.«
»Möglich«, pflichtete Juffin mir bei. »Aber ich frage mich, wie Federn zu deinem Gesicht passen würden.«
Er kicherte, doch das hielt ihn nicht ab, eine Pirogge von dem Tablett zu nehmen, das eben ins Büro getragen wurde.
Eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang erreichten Melifaro und ich den Admiralskai. Wir kamen rechtzeitig und sahen das Schiff aus Arwaroch langsam auf uns zukommen. Von weitem wirkte es sehr groß, ja Furcht einflößend.
»Du solltest besser ein Dichter sein, kein König«, meinte Melifaro, als er meine beeindruckte Miene sah.
»So was Ähnliches bin ich schon gewesen«, antwortete ich frech. »Aber das ist keine interessante Beschäftigung. Und man bekommt sein Geld nur sehr unregelmäßig.«
••Was? Hast du dich wirklich mit Dichtung beschäftigt?«, fragte Melifaro baff. »Wann war das?«
»Als ich durch die endlosen Ebenen der Grafschaft Wuk und der Leeren Länder gezogen bin.«
Melifaro schüttelte den Kopf. Er hatte wohl eine andere Vorstellung vom geheimnisvollen Prozess des literarischen Schaffens.
Ein Blick auf den träge dahinströmenden Churon erinnerte mich an unsere Mission. Das Schiff war nun sehr nahe gekommen.
»Jetzt müssen wir an etwas Trauriges denken, um nicht zu lachen«, meinte Melifaro. »Ich schlage »Meine erste Liebe* vor.«
»Das hilft mir wenig. Meine erste Liebe war eines meiner angenehmsten Erlebnisse. Ich war noch nicht mal ein Jahr alt, und die erste Dame meines Herzens war beinahe achtzig. Sie war eine Freundin meiner Großmutter und nahm mich ab und an in die Arme. Das war vielleicht ein Erlebnis, sag ich dir.«
Das Schiff machte längsseits am Kai fest. Direkt vor unseren Augen hing eine Strickleiter. Ich war begeistert. Noch
Weitere Kostenlose Bücher