Das Echo Labyrinth 04 - Volontäre der Ewigkeit
hatte vor, rasch zu handeln. Schließlich hatte ich Melifaro versprochen, er werde keine Zeit haben, sich nach mir zu sehnen.
Ich merkte, dass ich großen Hunger hatte, und kaufte mir ein Hotdog. Das Würstchen war mir zu scharf, die Semmel zu pappig, und nach ein paar Bissen warf ich den Snack auf den Gehsteig. Gleich sammelten sich aufdringliche Tauben. Eine freche Krähe sprang herbei und war überzeugt, das Würstchen gehöre ihr. Ich lächelte und ging weiter. In meiner Seele herrschte vollkommene Ruhe. Diese Stimmung passte zwar nicht zu den traurigen Umständen meines Besuchs in der alten Heimat, aber ich hatte eine Atempause verdient.
Als ich in die Wohnung kam, schaute ich zuerst in den kleinen alten Kühlschrank. Das misslungene Experiment mit dem Hotdog hatte mich nur hungriger gemacht. Zum Glück fand ich Käse und etwas Obst in der Kühlung. Das schmeckte auf jeden Fall besser als Fastfood aus dem Straßenverkauf.
Nach dem Essen warf ich erneut die Kaffeemaschine an. Während des seltsamen Prozesses, der aus Kaffeebohnen eine leckere dunkle Brühe werden lässt, experimentierte ich etwas mit Stummer Rede herum. Nach dem Abenteuer, das ich mit Sir Lonely-Lokley in Kettari erlebt hatte, wusste ich, dass es schwer, aber nicht unmöglich ist, aus einer anderen Welt mit dem Vereinigten Königreich zu kommunizieren. Bei wem sollte ich es zuerst probieren? Am liebsten wollte ich mit Sir Juffin reden, aber das war unmöglich: Wenn die Zeit im Vereinigten Königreich so langsam lief wie hier, lag mein Chef sicher noch mit dem Cholomi-Gespenst im Clinch. Außerdem sandte mir mein zweites Herz ein Warnsignal, und ich begriff, dass mir jede Kontaktaufnahme mit ihm misslingen würde.
Dann erinnerte ich mich an Sir Maba Kaloch. Dieser Große Magister war ein erfahrener Reisender zwischen den Welten. Warum sollte er nicht ein wenig mit mir plaudern? Wir konnten uns sicher über ein paar wichtige Reiseprobleme unterhalten. Auch mein zweites Herz leistete gegen diesen Plan keinen Widerstand.
Über eine halbe Stunde versuchte ich erfolglos, Kontakt zu Sir Maba herzustellen. Ich erreichte nur, dass ich völlig durchgeschwitzt war.
Ich gab enttäuscht auf und goss mir seufzend einen Kaffee ein. Er schmeckte mal wieder herrlich. Kaffee war das einzige Getränk, das ich im Vereinigten Königreich vermisste. Machi Ainti, dem ehemaligen Sheriff aus Kettari, hatte ich es zu verdanken, dass ich auch in Echo einige Zeit lang hatte Kaffee trinken können. Seiner Meinung nach schmeckte das Gebräu zwar grässlich, und er fragte ständig, ob es nicht lebensgefährlich sei, aber er hatte mir ein paar Mal Nachschub besorgt. Jetzt war mir klar, dass er der Einzige war, auf dessen Hilfe in Fragen des Weltenwechsels ich immer zählen konnte.
Machi war seltsam, und ich konnte ihn nicht richtig einschätzen, hatte aber keinen Zweifel daran, dass dieser ältere Mann mit rotem Schnauzbart mir stets zu Hilfe kommen würde - egal, wo ich mich aufhalten mochte. Man musste nur auf seine Stimmung achten und ihn tunlichst meiden, wenn er schlechte Laune hatte.
Ich stellte die Tasse ab und musterte mein Spiegelbild in der Mattscheibe des Fernsehers. In meinen Augen brannte ein kaltes Feuer, vor dem ich erschrak. Das fand ich gar nicht schlecht, denn ein Mensch mit dem üblichen trüben Blick schafft es nicht, Verbindungen in andere Welten herzustellen.
Ich meldete mich per Stumme Rede bei Machi Ainti und spürte gleich eine große Last, als wäre ich Atlas und trüge die Welt auf meinen Schultern. Das machte mir nicht viel aus, im Gegenteil, denn als ich mich in Kettari bemüht hatte, eine Verbindung zum Vereinigten Königreich herzustellen, hatte ich ein ähnlich lastendes Gefühl empfunden. Und das vergisst man nicht so leicht.
»Fühlst du dich überfordert?«, fragte Machi, und in seiner Stimme lag Mitleid. »Da kann man nichts machen, Max. Du hast ziemlich viel erreicht!«
»Ich muss Ihnen doch wohl nicht alles erzählen?«, begann ich.
•»Natürlich nicht. Ich merke doch, dass deine Heimat dich wieder in Beschlag genommen hat. Mach dir keine Gedanken über deinen Gesundheitszustand. Weißt du, in deiner alten Welt gibt es viele Leute, für die du ein wichtiger Teil ihres Lebens bist. Sie rechnen jede Sekunde damit, dass du auftauchst oder dass sie dich per Telefon erreichen. Und deine Landsleute wissen nicht, welche Macht sie durch ihre Gedanken auf dich ausüben. Aber lassen wir das. Glaub mir, es ist nicht weiter kompliziert,
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