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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Polizei zu alarmieren, wenn sie wirklich Angst vor mir gehabt hätte. Wir haben ein kurzes Gespräch geführt, ehe ich auf ihrem Sofa einschlief, und am nächsten Morgen mußte ich unbedingt noch eine Tasse Kaffee trinken, den sie mir gekocht hatte, ehe sie mich gehen ließ. Ich hab’ mich so oft entschuldigt, daß es anfing, ihr auf die Nerven zu gehen, und als ich sie fragte, ob ich ihr angst gemacht hätte, sagte sie, sie hätte schon lange vor nichts mehr Angst.« Er lächelte dünn. »Sie kann mir Unhöflichkeit vorwerfen, aber sonst nichts. Ich werde höchst selten aggressiv, wenn ich getrunken habe, Sergeant. Allenfalls wird mein Verhalten peinlich.«
    »Das stimmt«, warf Terry ein. »Als er gestern abend blau war, hat er zu mir und Barry gesagt, daß er sich Kinder wünscht, und geheult wie’n Schloßhund.«
    Deacon sah ihn ungnädig an. »Ich habe nicht geheult.«
    »Aber fast«, entgegnete Terry mit einem frechen Grinsen.
    Harrison ignorierte diesen Schlagabtausch und wandte sich wieder Barry zu. »Sie haben behauptet, vor der gestrigen Nacht nie in der Nähe von Mrs. Powells Haus gewesen zu sein.«
    Barry wurde schamrot. »War ich auch nicht.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht.«
    »Aber es stimmt«, sagte Barry, der vor Angst zitterte.
    »Sie hat Sie genau beschrieben und mir gesagt, wo Sie standen, als sie Sie gesehen hat. Wie kann das möglich sein, wenn Sie nicht dort waren?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Barry hilflos.
    »Hat sie gesagt, wann sie ihn gesehen hat?« fragte Deacon.
    »An die genauen Daten erinnert sie sich nicht, aber das erstemal war vor ungefähr zehn Tagen und das zweitemal zwei oder drei Tage später.« Er nahm einen Notizblock aus seiner Tasche und blätterte darin. »Hier habe ich ihre Beschreibung des Mannes, den sie gesehen hat: klein, mit Brille, einem blauen Anorak, grauer Hose und hellen Schuhen, wahrscheinlich Wildleder. Sie gab an, er habe vor ihrem Haus gestanden, als sie mit ihrem Wagen nach Hause kam, wäre aber davongegangen, als sie in die Einfahrt einbog. Wollen Sie immer noch leugnen, daß Sie das waren, Barry?«
    »Ja.« Voller Verzweiflung sah er Deacon an. »Ich kann es nicht gewesen sein, Mike. Ich war noch nie vorher dort.«
    Deacon runzelte die Stirn. »Aber die Beschreibung stimmt«, sagte er und fragte sich, ob er sich getäuscht und Harrison recht hatte. »Sie ist verdammt genau.«
    »Mensch, ihr habt vielleicht ein Glück, daß ich nicht ins Pub gegangen bin«, sagte Terry verächtlich. »Ihr zwei wärt total aufgeschmissen ohne mich.« Aufgebracht wandte er sich an Barry. »Was hab’ ich in der Küche zu dir gesagt? Traurige Leute laufen in Anoraks rum, aber richtig traurige laufen in Wildlederschuhen rum. Und was hast du zu mir gesagt? Wär’ schade, daß ich dir nicht schon am Donnerstag begegnet bin, weil du dir da nämlich die Schuhe gekauft hast. Ich hab’s euch gleich gesagt, die Powell ist ein schlaues Luder. Die hat sich von einem von den Bullen’ne Beschreibung von dir geben lassen, und dann hat sie sie Mr. Harrison aufgetischt. Wenn du die Schuhe mit’ner Kreditkarte bezahlt hast, Kumpel, bist du aus dem Schneider. Nie im Leben kannst du die vor zehn Tagen angehabt haben.«
    Barrys trauriges Gesicht hellte sich auf. »Ich habe mit Kreditkarte bezahlt«, sagte er. »Ich habe sogar die Quittung. Sie liegt zu Hause in meinem Zimmer.«
    »Und wieviel Paar helle Schuhe besitzen Sie sonst noch?« fragte Harrison, unbeeindruckt von Terrys Argumentation.
    »Kein einziges«, antwortete Barry mit wachsender Erregung. »Ich habe mir die hier als Weihnachtsgeschenk gekauft, weil ich nur schwarze Schuhe habe. Mike weiß das. Er war derjenige, der zu mir gesagt hat, schwarze Schuhe wären langweilig.«
    »Ja«, bestätigte Deacon nachdenklich, »das stimmt.« Er beugte sich über den Tisch, um seine Zigarette am Aschenbecher abzuklopfen, und überlegte rasch. »Sag mir doch mal, wie der Mann ausgesehen hat, mit dem sie gestern nacht zusammen war, Barry«, bat er. »Der, von dem sie behauptet, er wäre gar nicht dagewesen.«
    »Aber das habe ich dir doch schon gesagt«, erwiderte Barry.
    »Sag’s mir noch mal.«
    »Er war blond, gutaussehend…« Bei der Erinnerung an das nächtliche Erlebnis verstummte er in tiefer Verlegenheit.
    »Die Beschreibung, die Barry mir heute nachmittag gegeben hat«, sagte Deacon zu Harrison, »lautete folgendermaßen: groß, schlank, blond, braungebrannt und mit einer Tätowierung oder einem Muttermal auf dem rechten

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