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Das Echo

Titel: Das Echo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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würde.
    Er wandte sich flußaufwärts und hörte dem Wind und den Wellen zu, die miteinander stritten.

8
    Der Kampf, der in der Lagerhalle ausbrach, war eine blutige Angelegenheit, angezettelt von einem der aggressiveren Schizophrenen, der sich einbildete, der Mann neben ihm wollte ihn umbringen. Er zog ein Schnappmesser heraus und stieß es seinem Nachbarn in den Magen. Die Schreie des Mannes wirkten auf die anderen Bewohner wie schrille Alarmsirenen, die die einen hochjagten, ihm zu Hilfe zu eilen, die anderen in angsterfüllte Flucht trieben. Terry Dalton und der alte Tom packten herumliegende Bleirohre und warfen sich ins Getümmel, um dem Kampf ein Ende zu machen, aber wie ein tollwütiger Hund reagierte der Angreifer gar nicht auf den Hagel von Schlägen, der auf seinen Rücken prasselte, sondern konzentrierte all seine Energie auf sein Opfer. Die Schlacht endete wie so viele dieser Kämpfe erst, als dem Mann der Dampf ausging, und er sich blutend und zerschunden zurückzog, um seine Wunden zu lecken.
    Tom kniete neben der kläglichen kleinen Gestalt nieder, die zusammengekrümmt auf dem Boden lag. »Es ist Walter, der Arme«, sagte er. »Dieses Schwein, dieser Denning, hat ihn erledigt. Wenn er noch nicht tot ist, wird er’s bald sein.«
    Terry, der vor Erregung immer noch von Kopf bis Fuß zitterte, schleuderte sein Rohr zu Boden und riß sich den Mantel vom mageren Körper. »Leg ihm den über und halt ihn warm. Ich ruf’ einen Rettungswagen«, sagte er. »Und haltet euch bereit, wenn die Bullen kommen. Diesmal lasse ich Denning abtransportieren. Der ist einfach zu gefährlich.«
    »Red keinen Quatsch, Junge«, sagte Tom, während er dem Verletzten den Mantel überlegte. »Das dankt dir keiner hier, wenn du uns die Bullen auf den Hals hetzt. Wir tragen Walter raus, dann denken die, es wär’ auf der Straße passiert. Der arme Hund blutet wie die Sau, da ist bald genug Blut auf der Straße, um die davon zu überzeugen, daß der von’ner Bande überfallen worden ist.«
    »Nein!« fuhr Terry ihn an. »Wenn ihr ihn bewegt, bringt ihr ihn noch schneller um.« Er ballte die Fäuste. »Wir haben auch Rechte, Tom, genau wie jeder andere. Walt hat ein Recht auf eine Chance, und wir haben das Recht, einen Irren loszuwerden.«
    »Für uns gibt’s keine Rechte, Kleiner«, sagte Tom wegwerfend, »auch wenn dir Billy noch soviel Humbug über Menschenwürde erzählt hat. Wenn du die Bullen hier reinholst, dann springt nicht nur Denning über die Klinge. Überleg dir, was du in deinen Taschen hast, bevor du die Bullen holst.« Er berührte mit knorriger Hand das Gesicht des Verletzten. »Mit Walt ist’s sowieso aus, da spielt’s auch keine Rolle, wo er stirbt. Denning schmeißen wir selber raus, den schicken wir wieder auf die Straße. Da erfriert er bestimmt über kurz oder lang. Der ist nach dem Kampf k. o., da macht er keine Schwierigkeiten.«
    Er sprach in dem Ton eines Mannes, der erwartet, daß man ihm gehorcht; im Gegensatz zu Deacons Eindruck, daß Terry dank seiner raschen Intelligenz die Männer beherrschte, war Tom derjenige, der in der Lagerhalle das Regiment führte, und in Toms Lebensanschauung war kein Platz für Sentimentalität. Er hatte zu viele Obdachlose sterben sehen, um sich wegen dieses einen hier Gedanken zu machen.
    »Nein!« schrie Terry und rannte zur Tür. »Wenn du Walt bewegst, kriegst du’s mit mir zu tun. Wir sind doch keine beschissenen Wilden, und wir benehmen uns auch nicht so. Hast du mich verstanden?« Wütend boxte er sich durch das Gedränge zur Tür.
     
    Das Telefon läutete, als Deacon aus der Dusche kam. »Ich muß Michael Deacon sprechen«, sagte jemand drängend.
    »Ich bin selbst am Apparat«, antwortete er, während er sich das Haar mit einem Handtuch rubbelte.
    »Erinnern Sie sich noch an die Lagerhalle, wo Sie vor ungefähr zwei Wochen waren?«
    »Ja.« Er erkannte den Anrufer. »Sind Sie es, Terry?«
    »Ja. Sind Sie immer noch an Informationen über Billy Blake interessiert?«
    »Ja.«
    »Dann kommen Sie in der nächsten halben Stunde hierher zur Lagerhalle und bringen Sie eine Kamera mit. Geht das?«
    »Warum die Eile?«
    »Weil die Bullen unterwegs sind und da drinnen allerhand Zeug ist, das Billy gehört hat. Ich schätze, wir haben höchstens’ne halbe Stunde Zeit, eh’ hier alles verrammelt wird. Also, kommen Sie?«
    »Ich komme.«
     
    Dick in eine alte Arbeitsjacke gemummt und mit einer schwarzen Bommelmütze auf dem kahlgeschorenen Kopf, lehnte Terry

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