Das Echo
der offenen Tür in die Höhe stand. Seine Augen wurden zu kleinen Schlitzen, als er liebenswürdig lächelte.
»Sie könnten mir erklären, was hier vorgeht.«
»Selbstverständlich, Sir. Wir haben diese Herrschaften gebeten, den Tatort eines Mordversuchs zu räumen. Da es freien Raum nur draußen gibt, haben wir sie gebeten, das Gebäude zu verlassen.«
Deacon hob wieder den Fotoapparat und machte eine Aufnahme vom Inneren der riesigen Lagerhalle. »Ist das Ihr Ernst, Sergeant? Ich habe den Eindruck, hier gibt’s massenhaft freien Raum. Nur mal interessehalber, seit wann ist denn diese Praxis bei der Polizei üblich?«
»Was für eine Praxis meinen Sie, Sir?«
»Die Leute aus ihren Häusern zu treiben, wenn drinnen ein Verbrechen verübt worden ist. Werden sie nicht normalerweise höflich aufgefordert, sich in einen anderen Teil des Hauses zu begeben, im allgemeinen die Küche, wo sie zur Beruhigung eine Tasse Tee trinken können?«
»Sie sehen doch selbst, Sir, daß das hier keine Alltäglichkeit ist. Wir untersuchen ein schweres Verbrechen. Es gibt keine Beleuchtung. Die Hälfte dieser Männer ist total hinüber von Alkohol und Drogen. Die einzige Möglichkeit, rauszubekommen, was hier los ist, ist, erst mal alle rauszubugsieren und für etwas Ordnung zu sorgen.«
»Ach was?« Deacon knipste immer weiter. »Ich dachte, im allgemeinen wäre der erste Schritt, nach Zeugen zu fragen und sie zu bitten, eine Aussage zu machen.«
Der Sergeant ließ einen Moment lang die Maske fallen, und Deacons Kamera fing seinen verächtlichen Blick ein. »Diese Kerle hier wissen doch nicht mal, was Kooperation heißt. Aber« - seine Stimme schwoll an - »hier ist in der letzten Stunde ein Mann niedergestochen worden. Ich bitte jeden, der den Vorfall beobachtet hat oder etwas darüber weiß, vorzutreten.« Er wartete ein, zwei Sekunden, dann sah er Deacon mit einem gutmütigen Lächeln an. »Zufrieden, Sir? So, und jetzt lassen Sie uns vielleicht weitermachen.«
» Ich hab’s gesehen!« rief Terry und schob sich hinter Deacon hervor. Sein Blick suchte in der Dunkelheit nach Tom. »Und ich war nicht der einzige, auch wenn man das glauben könnte, soviel Mumm wie die anderen hier zeigen.«
Schweigen folgte seinen Worten.
»Mann, ihr seid echt erbärmlich«, fuhr er beißend fort. »Kein Wunder, daß die Bullen euch wie den letzten Dreck behandeln. Was andres könnt ihr wohl nicht, was? Ihr könnt euch nur in den Dreck schmeißen und alle anderen auf euch rumtrampeln lassen.« Er spie aus. »Damit ihr wißt, was ich von Leuten halte, die lieber einen Irren frei rumlaufen lassen, als einmal in ihrem beschissenen Leben für was einzutreten.«
»Okay, okay«, ließ sich eine verdrossene Stimme aus der Mitte der Menge vernehmen. »Laß gut sein, Junge.« Tom drängte sich nach vorn und funkelte Terry ärgerlich an. »Man könnt’ ja meinen, du wärst der verdammte Erzbischof von Canterbury persönlich, so wie du dich aufführst.« Er nickte dem Sergeant zu. »Ich hab’s auch gesehen. Wie geht’s denn so, Mr. Harrison?«
Das Verhalten des Sergeant änderte sich schlagartig. Er grinste breit. »Du meine Güte! Tom Beale! Ich hab’ schon gedacht, Sie wären tot. Ihre Frau auch.«
Toms Gesicht verzog sich verächtlich. »Na, der wär’ das doch egal gewesen. Die hat sich nie was aus mir gemacht. Wie Sie mich das letztemal geschnappt haben, hat sie mich an die Luft gesetzt, und seitdem hab’ ich nie wieder was von ihr gesehen oder gehört.«
»Unsinn! Sie hat mir nach Ihrer Entlassung monatelang in den Ohren gelegen und mich gedrängt, Sie ausfindig zu machen. Warum sind Sie nicht nach Hause gegangen, wie’s vereinbart war?«
»Das hätt’ doch eh keinen Sinn gehabt«, antwortete Tom verbittert. »Sie hat mir ja klipp und klar gesagt, daß sie nichts von mir wissen will. Und dann ist sie sowieso gestorben. Vor ungefähr zwei Jahren wollt’ ich sie mal besuchen, und da waren lauter fremde Leute im Haus. Haben Sie’ne Ahnung, wie ich mich aufgeregt hab’!«
»Das heißt doch nicht, daß sie tot ist, Mann! Das Sozialamt hat ihr sechs Monate, nachdem Sie verschwunden waren, eine Wohnung besorgt, und sie ist umgezogen.«
Tom war sichtlich erfreut. »Ehrlich? Und Sie glauben, daß sie mich sehen will?«
»Da wette ich!« Der Sergeant lachte. »Wie wär’s, wenn wir Sie zu Weihnachten heimbringen? Weiß der Himmel, warum, aber Sie sind wahrscheinlich das Geschenk, auf das Ihre Frau wartet.« Er drehte seine Armbanduhr
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