Das Echo
vor Ekel vor ihr und ihrem ganzen Sex.
»Was hat der Alte zu Ihnen gesagt, als ich am Telefon war?« fragte Terry argwöhnisch auf dem Weg zum Auto.
»Nichts Besonderes. Er macht sich Sorgen um deine Zukunft und überlegt, was man da am besten machen könnte.«
»Ah ja, aber wenn der mich reinlegt und zu den Bullen geht, kann er sich auf was gefaßt machen.«
»Er hat dir doch sein Wort gegeben, daß er das nicht tun wird. Glaubst du ihm nicht?«
Terry trat mit dem Fuß gegen die Bordsteinkante. »Schon. Aber so, wie er einen dauernd antatscht und von Liebe quatscht … Glauben Sie, der ist schwul?«
»Nein. Würde es denn eine Rolle spielen, wenn er’s wäre?«
»Worauf Sie sich verlassen können. Mit Schwuchteln will ich nichts zu tun haben.«
Deacon schob den Schlüssel ins Schloß der Wagentür, hielt jedoch inne, ehe er ihn drehte, und sah den Jungen über das Autodach hinweg an. »Warum sprichst du dann ständig von ihnen?« fragte er. »Du benimmst dich wie ein Alkoholiker, der dauernd vom Alkohol reden muß, weil er es kaum aushält bis zum nächsten Schluck.«
»Ich bin kein beschissener Schwuler«, erklärte Terry empört.
»Dann beweis es, indem du das Thema von jetzt an nicht mehr anschneidest.«
»Okay. Können wir noch an der Halle vorbeifahren?«
Deacon betrachtete ihn nachdenklich. »Warum?«
»Ich brauch’ noch ein paar Sachen. Klamotten und so.«
»Warum kannst du nicht mitkommen, wie du bist?«
»Weil ich kein beschissener Penner bin.«
Nachdem Deacon zehn Minuten dagesessen und mit den Fingern auf das Lenkrad getrommelt hatte, ohne daß Terry wiedererschienen war, überlegte er, ob er nach ihm sehen sollte. Er meinte, Lawrence’ Stimme zu hören: Finden Sie das fürsorglich, Michael? Sie lassen einen Vierzehnjährigen ganz allein in diese Räuberhöhle gehen, und das nennen Sie Verantwortungsgefühl?
Er verschob eine schwierige Entscheidung, indem er sich zu einer anderen durchrang. Er nahm sein Handy und wählte die Nummer seiner Schwester. »Emma?« sagte er, als eine Frauenstimme sich meldete.
»Nein, ich bin’s, Antonia.«
»Du hast eine Stimme wie deine Mutter.«
»Wer spricht da bitte?«
»Dein Onkel Michael.«
»Das gibt’s doch nicht«, sagte Antonia beinahe ehrfürchtig. »Bleib dran, okay? Ich hole Mama.« Der Hörer flog krachend auf einen Tisch, und er hörte sie nach ihrer Mutter rufen. »Schnell! Schnell! Es ist Michael.«
Seine Schwester meldete sich außer Atem. »Hallo, hallo! Michael?«
»Reg dich ab und hol erst mal tief Luft«, sagte er einigermaßen erheitert. »Ich bin ja noch da.«
»Ich bin gerannt. Wo bist du?«
»In einem Auto vor einer Lagerhalle im East End.«
»Was tust du da?«
»Nichts von Interesse.« Er sah schon, wie das Gespräch von Belanglosigkeiten verschlungen wurde, denn Emma hatte das gleiche Geschick wie er, sich schwierige Dinge vom Leib zu halten. »Hör zu, ich hab’ deine Karte bekommen. Julia hat mir auch geschrieben. Wie ich höre, geht es Ma nicht gut.«
Es folgte eine kurze Stille. »Das sollte Julia dir doch nicht erzählen«, sagte Emma ärgerlich. »Ich hoffte, du hättest angerufen, weil du diesen albernen Streit endlich begraben willst, nicht weil du wegen Ma ein schlechtes Gewissen hast.«
»Ich habe kein schlechtes Gewissen.«
»Dann eben aus Mitleid.«
Hatte er Mitleid? Am stärksten war immer noch der Zorn. »Untersteh dich, diese Hure in mein Haus zu bringen«, hatte seine Mutter gesagt, als er ihr von seiner Heirat mit Clara berichtet hatte. »Wie kannst du es wagen, den Namen deines Vaters in den Schmutz zu ziehen, indem du ihn einem billigen Flittchen gibst? Hat es dir denn noch nicht gereicht, ihn umzubringen, Michael?« Das war vor fünf Jahren gewesen, und seitdem hatte er sie nicht mehr gesprochen.
»Ich bin immer noch wütend, Emma, also rufe ich vielleicht aus Pflichtgefühl an. Ich werde mich nicht bei ihr entschuldigen - bei dir übrigens genausowenig -, aber es tut mir leid, daß sie krank ist. Was soll ich deiner Meinung nach tun? Ich bin gern bereit, sie zu besuchen, wenn sie bereit ist, ihre Zunge im Zaum zu halten, aber ich werde sofort gehen, wenn sie wieder loslegt. Das ist der einzige Vorschlag, den ich machen kann. Also, wie ist es, soll ich kommen oder nicht?«
»Du hast dich kein bißchen geändert!« rief sie zornig. »Deine Mutter ist praktisch blind und verliert möglicherweise ihr Bein wegen der Diabetes, und du feilschst herum. Tolles Pflichtgefühl, Michael. Sie
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