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Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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daß Nemo den Radschah dazu überredete, abtrünnig zu werden. Nemos Maxime sollte nicht lauten Mobilis in mobili, Beweglich im Bewegten, sondern Aut Nemo aut nemo, entweder Nemo oder niemand. Sei’s wie es wolle, ich jedenfalls trat unter dem Namen Patrick M’Guire in Nemos Dienste, als angeblicher Ire, der die Engländer haßte. Ich gehörte zu jener Mannschaft, die zwischen 1866 und 1868 die Weltmeere terrorisierte. Ich trage einen Großteil Mitschuld daran, daß so viele Schiffe versenkt wurden, denn ich mußte meine Rolle einwandfrei spielen. Ich beruhigte mich damit, daß Nemo die Schiffe ohnehin versenkt hätte. Daran mußte ich teilhaben, um Nemos Wüten früher oder später Einhalt gebieten zu können. In der Tat hätte die Nautilus, wäre ich nicht an Bord gewesen, jahrzehntelang operiert. Dennoch fühlte ich mich schuldig. Und ermessen Sie meine Gemütsverfassung, als ich später erfuhr, daß ich an der Versenkung eines Schiffs teilgenommen hatte, auf welchem mein eigener Vater als Passagier gereist war. Ich war des Vatermordes schuldig.«
    An dieser Stelle der Erzählung legte Aouda, während Tränen über ihre Wangen rannen, ihre Hand auf die Hand Foggs. Dem Schein zufolge bemerkte er es nicht. Er entzog ihr seine Hand jedoch nicht.
    »Die Tatsache, daß ich es nicht mit Absicht getan hatte, erleichterte mein Gewissen nicht im geringsten. Von jenem Tag an, da die Nautilus zur Jungfernfahrt in See gestochen war, hielt ich nach einer Gelegenheit Ausschau, sie und ihren Kommandanten auf den Grund des Meeres zu schicken. Aber in den engen Quartieren, stets der Aufmerksamkeit von einem Dutzend Augen ausgesetzt, hatte ich freilich keine Chance. Nachdem wir die U. S. Abraham Lincoln gerammt hatten, nahmen wir Aronnax und seine Begleiter an Bord. Die weiteren Ereignisse verliefen vorwiegend wirklich so, wie der Professor sie schildert, doch geschah vieles, das ihm entging. Und dann gerieten wir bei den Lofoten in den Bereich des Mahlstroms. Selbst dieser gewaltige Wirbelschlund hätte der Nautilus womöglich nichts anhaben können, wäre nicht glücklich meine erste Chance zum Handeln gekommen. Während die anderen sich auf den Posten befanden und vom Tosen des Mahlstroms zutiefst erschreckt waren, unterbrach ich die Leitungen der Steuerung.«
    »So sind Sie es, der die Verantwortung für die Versenkung des fluchbeladenen Unterwasserschiffs trägt!« faßte Passepartout erregt zusammen. Er hatte die ursprüngliche, von Professor Aronnax überlieferte Vorstellung von Nemo als einem Kämpfer gegen das Böse, einem gequälten und einsamen Genie, dessen einziger Lebenszweck die Vergeltung an allen Unterdrückern war, bereits gänzlich aufgegeben.
    »Ja. Aber ich hätte es schon viel eher zur Explosion bringen sollen, auch um den Preis des eigenen Lebens. Aronnax, Conseil und Land entkamen, wie Sie wissen, dem Mahlstrom. Ich ebenfalls. Und auch Nemo. Vielleicht noch andere. Ich weiß es nicht. Damals glaubte ich, der einzige Überlebende zu sein. Ein paar Monate später war ich wieder in London. Der Chef und ich hielten Nemo für tot. Dann aber sah ich ihn am 2. Oktober in der Nähe des Reform-Clubs im Schatten eines Eingangs stehen.«
    »Aber ist dieser Mann wirklich ganz und gar verdorben?« meinte Passepartout. »Was ist mit jenem Bild einer Frau und zwei Kindern, von dem Aronnax sagt, daß es an der Wand von Nemos Kabine hing? Sah der gute Professor nicht Nemo vor dem Bildnis knien, die Hände zu ihm empor strecken und hörte er ihn nicht aus tiefstem Herzen schluchzen? Verhält sich so ein Mann ohne Herz?«
    »Zweifellos entbehrt er nicht jeglichen Sentiments«, erwiderte Fogg. »Man weiß mit Sicherheit, daß selbst der abgebrühteste Verbrecher seine Mutter lieben kann, seine Frau, seine Kinder oder seinen Hund. Nemos familiäre Verhältnisse sind mir unbekannt. Um die Wahrheit zu sprechen, es überraschte mich zu hören, daß er Frau und Kinder gehabt haben soll. Ich zweifle jedoch daran, daß diese Verbindung lange währte. Die Erhabenheit seines Intellekts läßt ihn alle anderen Menschen, ob Mann oder Weib, als geistige Zwerge mißachten. Und er ist eine überaus herrische und launische Persönlichkeit. Vielleicht lief seine Frau ihm mit den Kindern davon. Vielleicht war es das, was er beklagte. Sein Stolz mag verletzt gewesen sein; wenn schon einer den anderen im Stich lassen mußte, wäre dies vielmehr ihm zugekommen. Außerdem hing das Bild keinesfalls immer an der Wand. Sie werden bemerkt haben, daß

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