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Das echte Log des Phileas Fogg

Das echte Log des Phileas Fogg

Titel: Das echte Log des Phileas Fogg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip José Farmer
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es Aronnax erst auffiel, als er sich bereits seit fast neun Monaten an Bord der Nautilus befand.
    Hätte er es früher gesehen, würde er seine Beobachtung sicherlich erwähnt haben. Und ich, der doch von Anfang an zur Mannschaft zählte, sah das Bild nur zweimal aufgehängt. Beide Male am 2. Juli; es war auch am 2. Juli, als Aronnax Zeuge jener traurigen Szene wurde. Dieses Datum muß für Nemo eine Bedeutung besitzen, die er allein kennt.«
    »Dann, Sir, wenn ich Ihre Worte richtig verstehe«, sagte Passepartout, »war Nemo also kein indischer Patriot, der eine Mannschaft aus aller Welt um sich geschart hatte, um Unterdrücker zu bekämpfen. Er war ein Pirat.«
    »Die meisten Mannschaftsmitglieder waren Patrioten, gewiß. Nemo mißbrauchte sie. Sie glaubten, er würde die Schätze Untergrundbewegungen übereignen, um deren Erhebungen zu finanzieren. Das geschah aber keineswegs. Der zusammengeraubte Reichtum ging hauptsächlich entweder zu Händen des capellanischen Schatzmeisters oder auf Nemos private Bankkonten. Was das Bild angeht, so schienen die Frau und die Kinder Europäer zu sein; sie sahen eher wie Engländer aus als wie Hindus.«
    »Aber Miß Aouda sieht aus wie eine Europäerin.«
    »Fürwahr, sie könnte als Italienerin oder Provenzalin gelten.«
    »Verzeihen Sie meine Hartnäckigkeit, Sir«, sagte Passepartout. »Ich denke an das letzte Mal, als der Professor Kapitän Nemo sah. Hörte er nicht Nemo schluchzen, lauteten nicht die letzten Worte, die Aronnax von ihm vernahm: Allmächtiger Gott! Genug! Genug! Überlegte Professor Aronnax nicht, ob diese Worte einen Ausbruch von Trauer bedeuteten oder ein Bekenntnis der Reue seien?«
    »Sie haben den Anfall bemerkt, den Nemo erlitt, während wir auf der Mary Celeste die Waffen ablegten? Nemo sieht, was Körperbau und Kraft betrifft, aus wie ein Riese und ist auch kräftig wie ein solcher. Und er hat, wie alle Capellaner, das Elixier erhalten, das ihm 1000 Jahre Leben schenkt. Es erhöht, wie Ihnen bekannt ist, auch die Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen Krankheiten. Aber es feit uns nicht vollständig dagegen. Aufgrund meiner Beobachtungen bin ich sicher, daß Nemo nicht länger auf Erden wandeln wird als andere Menschen. Er muß eine Art von Nervenleiden erdulden. Die Folgen waren bisher nicht schwerwiegend. Doch sein Zustand wird sich verschlimmern. Und Teil seines Leidens ist ein unregelmäßig auftretender, mit einer Beeinträchtigung des Sehvermögens und mit einem Schwindelgefühl verbundener Kopfschmerz. Die Ursache kann ein Tumor sein, aber ich vermute, daß Nervenschäden durch unbewältigte Traumata dafür die Verantwortung tragen. Als er rief: Genug! Genug!, erflehte er, so glaube ich, eine Linderung des Schmerzes, und daß er, ein glühender Atheist, Gott anruft, zeugt für das Ausmaß seiner Qualen. Und daß er in einem Moment der Pein, worin ein Mensch gewöhnlich in seine Muttersprache verfällt, englisch sprach, scheint mir höchst bedeutsam zu sein.«
    »Er sprach nicht in französisch? Aber Aronnax…«
    »Vergaß zu erwähnen, daß er sich des Englischen bediente. Nein, Nemo stammt aus einem englischsprachigen Land, höchstwahrscheinlich aus Irland. Mit einem irischen Besatzungsmitglied verständigte er sich fließend auf gälisch, aber es war offenbar, daß er diese Sprache nicht von seinen Eltern gelernt hatte. Ich, der ich einen Iren spielte, behauptete aus Dublin zu stammen und bis auf ein paar Sätze des Keltischen unkundig zu sein.«
    »Der arme Mann!« entfuhr es Aouda. »So leiden und einem frühen Tode geweiht zu sein, wenn er 1000 Jahre lang leben könnte! In der Tat wird das Elixier seine Qualen nur verlängern. Ohne es würde er in wenigen Jahren sterben, so daß seine Leiden ein gnädiges Ende nähmen.«
    »Vergeuden Sie kein Mitgefühl an ihn«, sagte Fogg. »Lassen Sie sich auch nicht von der Tatsache seiner Krankheit dazu verleiten, ihn zu unterschätzen. Während des restlichen Aufenthalts an Bord dieses Schiffs müssen wir wachsam bleiben. Ich traue seinem Wort nicht, den Waffenstillstand einzuhalten, bis wir in San Francisco Land betreten haben.«

16
     
    Sobald Mr. Fogg in San Francisco von Bord gegangen war, ermittelte er, daß der nächste Zug nach New York City am Abend um 18.00 Uhr abfahren werde. Er mietete drei Hotelzimmer und machte sich dann in Aoudas Begleitung auf den Weg zum Britischen Konsulat. Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt standen sie plötzlich vor Passepartout. Der Franzose hatte auf Fogg

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