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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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kann mit erstaunlichen und vor allem nachhaltigen Erfolgen aufwarten:
Das relative Körpergewicht der 37 jugendlichen, übergewichtigen Teilnehmer sank im Schnitt um 9,9 Prozent, während es bei den 29 übergewichtigen Teilnehmern der Kontrollgruppe, die ohne diese Behandlung blieben, konstant blieb. (Anmerkung: Solange Jugendliche noch wachsen, wählt man zur Beurteilung des Gewichtsverlaufes das »relative Körpergewicht« anhand von Vergleichstabellen.)
Die Teilnehmer des Erwachsenen-Programms hatten nach zwei Jahren im Schnitt 7,9 kg abgenommen, ohne Diät und ohne Medikamente.
Sie hielten das neue Körpergewicht oder konnten es in den folgenden sechs Jahren weiter reduzieren.
Die Depressionssymptome gingen während der Therapie um 60 Prozent zurück, nach sechs Jahren sogar um bis zu 80 Prozent.
Die Blutdruckwerte sanken während der Therapie und stiegen danach nicht wieder an.
67 Prozent der Teilnehmer, die zu Beginn der Therapie rauchten, Alkohol tranken oder illegale Drogen nahmen, hatten den Konsum nach einem Jahr stark eingeschränkt oder aufgehört. Nach sechs Jahren waren es sogar 83 Prozent.
    Mellins Trainingskonzept hat Modellcharakter: So oder ähnlich könnte ein erfolgreiches Brain-Pull-Training aussehen. Wenn eine Überlastung des Stresssystems, verursacht durch starken psychosozialen Stress, zur Schwächung des Brain-Pulls und folglich zu einer Veränderung des Essverhaltens führt, kann nur eine Therapie Erfolg haben, die das Stresssystem nachhaltig entlastet und somit die Voraussetzung schafft, dass der Brain-Pull wieder erstarkt. Chronische Stressoren verschwinden in den allerseltensten Fällen von allein. Sie sind wie der Drache im Märchen – nur wer den Kampf und die Auseinandersetzung wagt, kann ihn besiegen. Welche Strategie am sinnvollsten ist, hängt von der persönlichen Situation ab, in der man sich befindet. Manchmal ist es unumgänglich, chronische Stressoren zu beseitigen (etwa durch eine Kündigung und einen Stellenwechsel). In anderen Fällen ist es ratsam, einen besseren Umgang mit diesen Stressoren zu erlernen (verbesserte Konfliktlösungsstrategien durch höhere soziale Kompetenz, klarere Grenzziehung durch das Achten der eigenen Bedürfnisse usw.). Welchen Weg man auch beschreitet, grundsätzlich gilt: Nur wenn wir uns unseren Problemen stellen (Exposition), lassen sich die äußere Gesamtsituation sowie die innere Gefühlslage nachhaltig verändern. Neue Konflikt- und Problemlösungsstrategien ermöglichen es uns, dass eine Stresssituation nicht mehr als lähmend und überwiegend negativ erlebt wird. Denn der Betroffene erhält so die Chance, eine gewisse Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen. Das trägt nicht nur dazu bei, einen akuten Konflikt zu lösen und ein Gefühl der Befreiung zu erfahren. Dadurch, dass das Stresssystem nachhaltig entlastet wird, kann sich auch seine Fähigkeit, angemessen und flexibel auf Stress zu reagieren, wieder regenerieren. Und auf diese Weise wird auch die Brain-Pull-Funktion trainiert und gestärkt.
    Die Forschungsergebnisse der Selfish-Brain-Theorie machen deutlich, welche entscheidenden Rollen der Energiestoffwechsel des Gehirns und chronischer Stress bei der Entstehung von Übergewicht spielen. Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich neue Behandlungsansätze und Chancen. Es wäre sinnvoll und wünschenswert, dass Experten der Bereiche Ernährungs- und Diabetesberatung, Ökotrophologie, Psychologie, Psychotherapie und Innere Medizin gemeinsam Brain-Pull-Trainingsprogramme entwickeln und in die Praxis umsetzen würden. Wenn dieses Buch dazu anregt und erste Hilfestellung geben kann, wäre ein wichtiges Ziel erreicht.
    Die Behandlungserfolge und der therapeutische Aufwand eines Brain-Pull-Trainings hängen allerdings stark vom Alter der Probanden und von den Begleitumständen ab. Bei Kindern, Jugendlichen und (jüngeren) Erwachsenen sind die Chancen am größten. Ältere Erwachsene mit Übergewicht oder die, die bereits an einem medikamentös oder mit Insulin behandelten Diabetes leiden, zählen zu den Patienten, die am schwierigsten zu therapieren sind. Denn sie haben meist eine lange Stresshistorie oder Krankheitsgeschichte hinter sich, ihre Stoffwechsel-Regulation hat sich in vielen Jahren verfestigt, und die unflexibel gewordenen Regulationsprogramme des Brain-Pulls haben sich in Form einer Gewöhnung in ihr metabolisches Gedächtnis eingebrannt. Kompliziert wird eine Behandlung des Typ-2-Diabetes zusätzlich, wenn ein langjährig

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