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Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition)

Titel: Das egoistische Gehirn: Warum unser Kopf Diäten sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Peters
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Öllampe gefunden habe …
    Die Geschichte von ’Alâ ed-Dîn (Aladin) und der Wunderlampe ist eine der berühmtesten aus dem legendären orientalischen Zyklus Die Erzählungen aus den Tausendundein Nächten . Nachdem ’Alâ ed-Dîn die Lampe gefunden und eingesteckt hatte, betrat er auf dem Rückweg durch die unterirdische Welt einen Garten mit Bäumen, an denen keine gewöhnlichen Früchte hingen, sondern kostbare Edelsteine. Fasziniert betrachtete er den vielfarbigen Schatz: orangefarbene, funkelnde Granate, Rubine wie rotviolette Blütentrauben, Diamanten wie gelber blütenumwachsener Stein, goldener Schmuck, glänzend wie der Schein der Sonne am Vormittag, Smaragde wie heraldischgrüne Äpfel, Edelsteine und Perlen wie lasurblaue Kornblumen und amaranthfarbene Blütenstände. ’Alâ ed-Dîn, der solche Dinge noch nie in seinem Leben gesehen hatte und deren Wert auch nicht kannte, füllte seine Taschen randvoll mit den wundersamen Früchten, die er für Glas hielt. Als er am Ausgang des Schatzgewölbes angekommen war, forderte der ungeduldige Zauberer die Lampe. ’Alâ ed-Dîn aber war es unmöglich, die Lampe zwischen all den Edelsteinen zu ertasten. In einer überraschenden Wendung, wie sie wohl nur in Märchen vorkommt, fügte sich der Zauberer und zog von dannen. Die Lampe veränderte das Leben ’Alâ ed-Dîns – er entdeckte ihre wundersame Kraft, Wünsche zu erfüllen. Mit der Hilfe des Lampengeistes entledigte er sich aller Sorgen, gewann das Herz einer Prinzessin und wurde ein besserer Mensch.
    Liest man das Märchen heute, fällt auf, wie aktuell es beginnt. Die scheinbar gescheiterten Erziehungsbemühungen der Eltern, ihre Verzweiflung und Ratlosigkeit, die Weigerung des Jungen, erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen, seine Lethargie, die Respektlosigkeit und Aggressivität der (nunmehr alleinerziehenden) Mutter gegenüber – das ist der Stoff, aus dem moderne Erziehungsdramen bestehen. Der Konflikt scheint unlösbar, der Weg des Jungen auf die schiefe Bahn scheint vorgezeichnet. Doch dann geschieht etwas Unerwartetes: ’Alâ ed-Dîn entdeckt einen Schatz. Wenn man das Märchen psychologisch deutet, wird schnell klar, dass der Gang in die dunkle unbekannte Höhle und das Auffinden des Schatzes nur vordergründig für materiellen Reichtum und die damit verbundene Erlösung aus prekären Lebensumständen stehen. Betrachtet man das Abenteuer in der Schatzhöhle hingegen als Reise ins Ich, so liegt es nahe, dass die Entdeckung von Gold und Juwelen dem »gewahr sein« oder »gewahr werden« der eigenen Gefühle und Wünsche entspricht. Nach dieser Interpretation hat sich das Ich des Jungen nach der Rückkehr aus der Höhle verwandelt. Er reift zu einer Persönlichkeit, in sich ruhend und so stark, dass selbst die Kräfte des intriganten Zauberers machtlos sind. Nicht die Juwelen, sondern die unscheinbare Lampe wird zum Symbol dieses neuen, sich seines Selbst bewussten jungen Mannes. Der Geist aus der Lampe steht hier stellvertretend für die Kraft, die wir in uns tragen, für die Macht unserer Gefühle, die wir einsetzen und als Wegweiser nutzen können.
    Tatsächlich aber fällt es vielen Menschen schwer, über ihre Gefühle zu sprechen oder sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Gefühle werden maskiert oder verdrängt, doch nur selten in ihrem ganzen Ausmaß wahrgenommen oder beurteilt. Vor allem mit negativen Gefühlen haben wir Schwierigkeiten: Traurigkeit macht unattraktiv, Unsicherheit oder Angst sind uncool. Was es noch schwieriger macht: Gefühle sind schwer zu greifen. Manche treiben scheinbar an der Oberfläche wie Eisberge, aber man weiß nicht, wie tief sie hinabreichen. Und ihre Ursprünge sind häufig kaum auszumachen.
    In der Selfish-Brain-Forschung spielt der Umgang mit Gefühlen eine große Rolle. Wir haben bereits erfahren, wie eng emotionale und energetische Homöostase zusammenhängen. Wenn beide eine Balance erreicht haben, geht es uns gut. Konkreter gesagt: Das Gehirn zielt darauf ab, zunächst sein Energiegleichgewicht zu finden und erst danach Ruhe und Ausgeglichenheit anzustreben. Diese energetische und emotionale Homöostase ist jener Zustand, den wir als Wohlfühlbereich bezeichnen können. Wir ähneln darin den Verwandten der Pantoffeltierchen im Ozean, die immer versuchen, sich in der Wasserschicht aufzuhalten, in der die Bedingungen optimal sind und in der sie sich wohl fühlen können. Beide, Einzeller und Mensch, folgen im Prinzip zwei einfachen

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