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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Ventil der Maschine automatisch mehr Dampf zu, und sie beschleunigt von neuem. Bei derartigen Zweckmaschinen findet man häufig ein Pendeln um den Sollwert, entweder auf Grund von Übersteuerungen oder weil Zeitverzögerungen eintreten. Es gehört zum Handwerk der Ingenieure, ergänzende Einrichtungen einzubauen, damit dieses Oszillieren vermindert wird.
    Der „erwünschte“ Zustand des Fliehkraftreglers ist eine bestimmte Rotationsgeschwindigkeit. Es liegt auf der Hand, daß die Maschine diese nicht bewußt wünscht. Man definiert als „Ziel“ der Maschine lediglich jenen Zustand, zu dem sie zurückzukehren tendiert. Die modernen „Zweckmaschinen“ verwenden Weiterentwicklungen solcher Grundprinzipien wie der negativen Rücckoppelung, um sehr viel komplexeres, „lebensechtes“ Verhalten zu erzielen. Ferngelenkte Flugkörper beispielsweise erwecken den Anschein, aktiv nach ihrem Ziel zu suchen, und wenn sie es in Reichweite haben, scheinen sie es zu verfolgen, indem sie jeder seiner ausweichenden Drehungen und Wendungen Rechnung tragen und sie gelegentlich sogar „voraussagen“ oder „vorwegnehmen“. Es lohnt sich nicht, genauer zu untersuchen, wie dies im einzelnen geschieht. Es hat mit negativen Rückkoppelungen der verschiedensten Art, mit „Vorwärtsverstärkung“ und anderen Prinzipien zu tun, die für die Ingenieure kein Geheimnis darstellen und von denen man heute weiß, daß sie bei den Aktivitäten lebender Organismen in umfassender Weise beteiligt sind. Es ist keineswegs nötig, irgend etwas zu postulieren, das auch nur entfernt dem Bewußtsein nahekommt, selbst wenn ein Laie, der das anscheinend überlegte und zielbewußte Verhalten eines Flugkörpers beobachtet, kaum glauben kann, daß dieser nicht unmittelbar von einem Piloten gesteuert wird.
    Es ist ein weitverbreitetes Mißverständnis, daß eine Maschine – beispielsweise ein ferngelenkter Flugkörper – deshalb, weil sie ursprünglich von denkenden Menschen entworfen und gebaut wurde, auch tatsächlich direkt von einem Menschen gesteuert werden muß. Eine andere Variante dieses Trugschlusses ist die, daß „Computer nicht wirklich Schach spielen, weil sie nur das tun können, was der Operator ihnen sagt“.
    Es ist wichtig, daß wir verstehen, warum dies falsch ist, um zu begreifen, in welchem Sinne man von der „Steuerung“ des Verhaltens durch die Gene sprechen kann. Computerschach ist ein gutes Beispiel, um dies zu erläutern, daher werde ich kurz darauf eingehen.
    Computer spielen nicht so gut Schach wie menschliche Großmeister, aber sie haben das Niveau eines guten Amateurs erreicht. Genaugenommen sollte man sagen, daß die Programme   das Niveau eines guten Amateurs erreicht haben, denn ein Schachprogramm macht nicht viel Aufhebens darum, welchen Computer es benutzt, um seine Fähigkeiten zu zeigen.
    Welches ist nun also die Rolle des Programmierers? Zunächst einmal manipuliert er den Computer zweifellos nicht in jedem Augenblick wie ein Puppenspieler, der die Fäden einer Marionette zieht. Das wäre einfach Schwindel. Er schreibt vielmehr das Programm, gibt es dem Computer ein, und dann ist dieser sich selbst überlassen: Es gibt keine weiteren Eingriffe seitens des Menschen außer denen des Gegners, der seine Züge eintippt. Sieht der Programmierer vielleicht alle möglichen Schachpositionen voraus und versieht den Computer mit einer langen Liste guter Züge, für jeden möglicherweise eintretenden Fall einen? Ganz bestimmt nicht, denn die Zahl der möglichen Situationen beim Schach ist derart groß, daß die Welt aufhören würde zu existieren, bevor die Liste fertig wäre.
    Aus dem gleichen Grund kann der Computer unmöglich so programmiert werden, daß er alle denkbaren Züge und alle möglichen Gegenzüge „im Kopf“ ausprobieren kann, bis er eine Gewinnstrategie findet. Beim Schach sind mehr unterschiedliche Partien möglich, als es in unserer Galaxie Atome gibt. Soviel zu den naheliegenden Vorgehensweisen, die keine Lösungen für das Problem sind, einen Computer für das Schachspiel zu programmieren. Es ist in der Tat ein außerordentlich schwieriges Problem, und es ist kaum überraschend, daß die besten Programme immer noch nicht den Status eines Schachgroßmeisters erreicht haben.
    Die tatsächliche Rolle des Programmierers ähnelt eher der eines Vaters, der seinem Sohn das Schachspielen beibringt. Er erklärt dem Computer die wesentlichen Züge des Spiels, nicht einzeln für jede Ausgangsposition, sondern in

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