Das egoistische Gen
bezeichnet. Die Sinnessysteme vollbringen erstaunliche Leistungen, denn in der Mustererkennung sind sie den besten und kostspieligsten von Menschenhand geschaffenen Maschinen weit überlegen. Wäre dies anders, so wären alle Stenotypistinnen überflüssig; sie würden verdrängt durch Maschinen, die Sprache verstehen, oder solche, die Handschriften lesen können. Menschliche Schreibkräfte werden jedoch noch viele Jahrzehnte gebraucht werden.
Es mag einmal eine Zeit gegeben haben, in der die Sinnesorgane mehr oder weniger direkt mit den Muskeln in Verbindung standen; tatsächlich sind Seeanemonen noch heute nicht weit von diesem Zustand entfernt, da er für ihre Lebensweise geeignet ist. Doch um komplexere und weniger direkte Beziehungen zwischen dem zeitlichen Ablauf von Ereignissen in der Außenwelt und dem von Muskelkontraktionen zu erhalten, war so etwas wie ein Gehirn als Vermittler notwendig. Einen bemerkenswerten Schritt vorwärts stellt die evolutionäre „Erfindung“ des Gedächtnisses dar. Durch diese Einrichtung kann die zeitliche Koordinierung von Muskelkontraktionen nicht nur von Ereignissen in der unmittelbaren Vergangenheit, sondern ebenso von länger zurückliegenden Vorgängen beeinflußt werden. Das Gedächtnis oder der Speicher ist auch beim elektronischen Digitalrechner von entscheidender Bedeutung. Der Speicher eines Computers ist zuverlässiger als das Gehirn des Menschen, aber er hat eine geringere Kapazität, und seine Techniken der Informationswiedergewinnung sind weit weniger differenziert.
Eines der auffallendsten Merkmale des Verhaltens von Überlebensmaschinen ist seine augenscheinliche Zielstrebigkeit. Damit meine ich nicht nur, daß es bestens darauf ausgerichtet zu sein scheint, den Genen des Tieres beim Überleben zu helfen – was es natürlich ist. Ich meine eine noch stärkere Ähnlichkeit mit zielbewußtem menschlichem Verhalten. Wenn wir ein Tier beobachten, wie es Nahrung, einen Geschlechtspartner oder ein verlorengegangenes Junges „sucht“, so können wir kaum umhin, ihm einige der subjektiven Gefühle zuzuschreiben, die wir an uns selbst erfahren, wenn wir etwas suchen. Dazu gehört vielleicht das „Verlangen“ nach einem Objekt, ein „geistiges Bild“ des ersehnten Gegenstands, ein „Ziel“ oder eine „Absicht“. Jeder von uns weiß auf Grund von Beobachtungen, die er an sich selbst gemacht hat, daß diese Zielstrebigkeit zumindest in einer der modernen Überlebensmaschinen diejenige Eigenschaft hervorgebracht hat, die wir Bewußtsein nennen. Ich bin nicht Philosoph genug, um zu erörtern, was das bedeutet. Aber glücklicherweise spielt dies für unsere Zwecke im Moment keine Rolle, denn es ist nicht schwer, von Maschinen zu reden, die sich so verhalten, als ob sie von einer Absicht getrieben wären, und dabei die Frage, ob sie sich tatsächlich bewußt verhalten, offenzulassen.
Diese Maschinen sind im Grunde genommen sehr einfach, und die Prinzipien unbewußten zielstrebigen Verhaltens gehören zu den Grundkenntnissen des Ingenieurwesens. Ein klassisches Beispiel ist der Wattsche Dampfregler.
Das Grundprinzip, mit dem wir es zu tun haben, wird als negative Rücckoppelung bezeichnet, von der es mehrere Formen gibt. Im allgemeinen geschieht folgendes: Die „Zweckmaschine“, also das Objekt, das sich so verhält, als verfolge es einen bewußten Zweck, ist mit einer Art Meßeinrichtung ausgestattet, die den Unterschied zwischen dem gegenwärtigen und dem erwünschten Zustand mißt. Diese Einrichtung ist so konstruiert, daß die Maschine um so härter arbeitet, je größer die Differenz der Werte ist. Auf diese Weise tendiert die Maschine automatisch dazu, die Differenz zu verkleinern – daher der Name negative Rücckoppelung –, und sie kann tatsächlich zur Ruhe kommen, wenn der „gewünschte“ Zustand erreicht ist. Der Wattsche Fliehkraftregler besteht aus einem Paar Kugeln, die von einer Dampfmaschine herumgewirbelt werden. Jede Kugel sitzt am Ende eines gelenkig befestigten Armes. Je schneller die Kugeln herumfliegen, um so stärker zieht die Zentrifugalkraft den Arm in eine horizontale Lage, wobei der Widerstand der Schwerkraft überwunden werden muß. Die Arme sind derart mit dem die Maschine speisenden Dampfventil verbunden, daß der Dampf abgestellt wird, wenn die Arme sich der horizontalen Lage nähern. Wenn die Maschine also zu schnell läuft, wird der Dampfstrom gedrosselt, und sie läuft langsamer. Wird sie zu langsam, so führt das
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