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Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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uns mit wehenden Fahnen und hoffnungsfrohen Herzen in die Hühnerzucht zu stürzen.
    »Die Moral von der Geschichte ist«, sagte ich überlegen, »daß, ein Mädchen vor der Hochzeit zur Ehe erziehen zu wollen, battre l´eau avec le bâton bedeutet«, worauf Bob sich in späteren Jahren bemüßigt fühlte zu erwidern: »Und ein Mädchen nach der Hochzeit zur Ehe erziehen zu wollen, bedeutet: vouloir rompre l´anguille au genou .«

»Wer – ich?«
oder »Pack zu, Bäuerin!«
    »Wer – ich?« fragte ich entsetzt, als Bob beim Abladen unserer Habseligkeiten auf eine mächtige Kommode deutete und mich aufforderte, sie ins Schlafzimmer zu verfrachten.
    »Wer sonst?« fuhr er mich an, und meine Unterlippe begann weinerlich zu zucken, weil mir zum erstenmal bewußt wurde, daß ich nun eine Ehefrau und sonst gar nichts mehr war.
    »Wer – ich?« fragte ich abermals ungläubig, als er mir die Zügel eines kräftigen Rosses in die Hand drückte, das er sich vom Nachbarn ausgeliehen hatte, und mir Order erteilte, Roß sowie einen mit Baumrinde beladenen Schlitten zum Holzschuppen zu führen, während er eine neue Ladung aufschichtete.
    »Jawohl, du!« brüllte er mich an. »Und zwar schnell.«
    »Wer – ich? Niemals!« rief ich empört, als er mir befahl, den Fichten die Schlinge anzulegen und dann »ho – ruck« zu rufen, wenn er mit dem Gespann anziehen sollte, um so den Obstgarten von den frechen Eindringlingen zu befreien.
    »Jawohl, du. Viel taugst du nicht als Hilfe, aber eine bessere ist hier nicht aufzutreiben«, erwiderte er und lachte, völlig ungerührt von meiner Erbitterung.
    »Lauf ins Haus! Hol mir die Nägel! Reich mir den Hammer! Spute dich ein bißchen mit den Holzpflöcken! Da, lehn dich, so schwer du kannst, über diese Hebestange! Streich den Boden dort, während ich diesen hier lege! So mißt man doch Fenster nicht aus, Dummkopf! Komm her, hilf mir, das Hühnerfutter abzuladen! Lauf hinunter und hol mir ein paar Eimer Wasser!«
    »Wenn ich mit dem Pflug umgehen kann, wirst du doch noch imstande sein, den Gaul zu lenken, wie sich’s gehört!«
    »Hol den Samen! Höchste Zeit, die Wasserbehälter für die Küken frisch zu füllen. Bring mir ein paar von den großen Nägeln! Und spitz mir noch ungefähr fünfundzwanzig Holzdübel zu! Sei doch kein Kind! Wo hast du deinen Verstand? Hier oben brauche ich sie, nicht da unten. Glaubst du, ich klettere jedesmal, wenn ich einen Dübel brauche, die Leiter hinunter und hinauf wie ein Laubfrosch?«
    So ging’s den ganzen ersten Frühling und Sommer! Ich war entweder himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Ich hatte den besten Willen, aber leider nur wenig Geschick. »Tischlern und Traktorenführen hätte ich lernen müssen, nicht Ballett!« stöhnte ich verzweifelt, als ich auf dem Dach des Hühnerhauses balancierte, mir meine schon zerquetschten und abgeschürften Finger mit dem Hammer grün und blau schlug und jeden Augenblick damit rechnete, einen Mundvoll der Nägel, die mir das Zahnfleisch wund rieben und die Wangen zerstachen, in der Hitze des Gefechts zu verschlucken.
    »Du kommst prächtig vorwärts«, lobte Bob in einer Anwandlung von Menschenfreundlichkeit. Er konnte sich’s leisten, freundlich zu sein, denn ihm ging die Arbeit spielend von der Hand. Er war geschickt, verstand seine Sache und verlor nie die Nerven. Meine Anstrengungen ließen sich am besten mit Schrapnells vergleichen: am angenehmsten, wenn sie daneben trafen. Bob schlug Nägel mit wenigen wohlgezielten Hammerschlägen, direkt auf den Nagelkopf, in die Wand. Bei mir hingegen rutschten die Biester immer in Schräglage, bogen sich krumm und blinzelten mich höhnisch an. Bob sägte schnell, regelmäßig und ohne sichtliche Mühe, Zzzzzzzz – knack, das Brett war zersägt, und zu beiden Seiten türmten sich kleine Sägemehlhäufchen. Meine Säge bohrte sich kreischend ins Holz, rutschte wieder heraus, bohrte sich beängstigend knarrend wieder hinein, und hatte ich im Schweiße meines Angesichts das Werk endlich vollbracht, fragte Bob vorwurfsvoll: »Wie hast du es nur angestellt, das Brett so krumm zu säbeln?« Er hatte die nötige Ruhe und die nötige Erfahrung, während alles, was ich hatte, Energie war.
    Den ersten Tag verbrachten wir mit dem Abladen der Möbel und dem Einrichten der Zimmer, und ich dachte, wir würden uns gleich am nächsten Tag ans Einsetzen der fehlenden Fensterscheiben, ans Legen neuer Fußböden und ans Verschalen der Wände machen. Das dachte ich in

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