Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ei und ich

Das Ei und ich

Titel: Das Ei und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
Vom Netzwerk:
Unglück war aber, daß die meisten Leute, lebten sie gut, besser leben wollten und sich einbildeten, mit 2500 Hühnern hätten sie den Himmel auf Erden. Statt dessen begann damit die Hölle. Erst mußten sie eine Hilfskraft einstellen, dann brauchten sie kostspielige Anlagen und kostspielige Einrichtungen, und um die erhöhten Ausgaben wieder einzubringen, wären 10000 und nicht 2500 Hühner nötig gewesen. So erläuterte Bob mir die Zusammenhänge, und mir erschienen sie logisch. Schließlich mußte er es ja wissen.
    Eine durchschnittliche weiße Leghorn-Henne legte 150 bis 200 Eier im Jahr. Die Kosten der Zucht kamen auf zwei Dollar fünfzig zu stehen, und als jährlichen Durchschnittspreis für das Dutzend Eier erhielten wir einunddreißig Cents. Auf dieser Basis stellten wir die Berechnung auf, daß eine Henne im ersten Jahr 204 Eier oder siebzehn Dutzend legen konnte, die bei einem Durchschnittspreis von einunddreißig Cents fünf Dollar siebenundzwanzig einbrachten. Veranschlagte man die Kosten der Henne im ersten Jahr mit zwei Dollar fünfunddreißig, blieb ein Reingewinn von fünfzig Cents pro Henne. Im zweiten Jahr brauchte man nur noch das Futter als Unkosten für die Henne zu buchen, es sei denn, man bezog die frischen Küken in die Berechnung ein, um so den Durchschnitt tiefer zu halten. Wir erfuhren, daß auf einer anderen Eierfarm, ebenfalls in den Bergen, 455 Hennen gehalten wurden, die pro Henne und Jahr 243,5 Eier legten, das ergab insgesamt 111027 Eier im Jahr und bedeutete, Futterkosten abgezogen, einen Gewinn von drei Dollar sechsundvierzig per Henne. Unsere Buchhaltung bewies, daß wir nicht weit hinter den preisgekrönten Hühnern der anderen Farm zurückblieben, und wir besaßen im zweiten Jahr tausend Hennen.
    Die Buchhaltung war mir anvertraut. In der Küche hing ein großer Kalender, worin ich das Ergebnis jeder Eiersammlung eintrug. Am Abend wurden dann die einzelnen Posten zusammengezählt und in die pro Tag geführte Kolonne eingeschrieben, von dort in die pro Woche geführte übertragen, wo gleichzeitig die wöchentlichen Futtermengen notiert wurden. Es war an und für sich ein einfaches System, aber wenn es am Ende eines jeden Monats dazu kam, die wöchentlichen Eintragungen zu einem Monatsbericht zu verarbeiten, ergab sich manchmal laut Buchhaltung das unglaubliche Resultat, daß eine Henne uns bis zu 150% ihrer Legkraft beschert hatte, und ich mußte sämtliche Zahlenkolonnen einer genauen Nachprüfung unterziehen und von vorne multiplizieren und addieren und subtrahieren, bis ich den Fehler entdeckte.
    Die prozentuale Menge der Hähnchen war ein sehr wichtiger Faktor beim Kostenvoranschlag für jedes Huhn, und ich forschte bei den Küken herzklopfend nach den ersten Ansätzen eines kleinen Hahnenkammes, damit ich wußte, woran wir waren. Sobald wir die Hähnchen von den Hühnchen unterscheiden konnten, sonderten wir sie ab und sperrten sie in Mastställe, wo sie fraßen, rauften, stritten und krähten, bis sie fett genug waren, um verkauft zu werden. Unbegreiflicherweise empfand ich nicht das geringste Erbarmen mit den Hähnen, wenn Bob sich mit dem scharfen Messer über sie hermachte, ihnen den Hals durchschnitt und dann so an die fünfzig Tiere in einer Reihe zum Ausbluten aufhängte. Ich betrachtete sie stolz und freute mich, daß sie schön fett gemästet waren.
    Mit der Zeit bekam ich solche Übung im Zurechtmachen eines Huhns zum Verkauf, daß ich in zwei Minuten sämtliche Federn gerupft hatte, ohne irgendwo die Haut zu ritzen. Aber Hühnerrupfen ist keine salonfähige Begabung wie Klavierspielen oder Rezitieren und auch kein Sport wie Schwimmen oder Reiten, bei denen man mit Rekorden prahlen kann, also mußte ich schweren Herzens darauf verzichten, mich in Gesellschaft meiner Fähigkeit zu rühmen und den Gästen anzubieten, ihnen ein Huhn vorzurupfen.
    Bis die Hähnchen marktreif waren, hatten sich auch die Hühnchen soweit entwickelt, daß man ihnen beibringen mußte, sich abends auf den Sitzstangen im Hühnerstall einzurichten statt auf den Zweigen der Bäume, wo sie allzuleicht die Beute von Eulen und umherstreifenden Wildkatzen wurden. Abend für Abend machte ich mit Bob einen Rundgang durch den Obstgarten, scheuchte das Federvieh von den Zweigen auf, packte so viele Hühnchen, wie ich fassen konnte, bei den Beinen, verfrachtete die sich Sträubenden in die Ställe und wies ihnen dort den ihnen zukommenden Schlafplatz auf den Sitzstangen an. Die ersten acht oder

Weitere Kostenlose Bücher