Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
Bruttobetrag zu nehmen, was, wie ich dir versichere, kaum meine Ausgaben deckt, für das Einfädeln von… Erleichterungszahlungen… an all die beteiligten Bürokratien.«
»Gestern waren es noch siebzehn Prozent.«
»Verzögerungen«, gab Onkel Hafiz zu bedenken, »erhöhen die Ausgaben. Um so besser also, daß du dich zu deiner weisen Entscheidung so rasch durchgerungen hast! Bleibt nur noch, die Transaktion abzuschließen. Wenn du, um unsere Vereinbarung zu besiegeln, daher auf die Drei Bücher schwören, danach Acorna hereinrufen und dich von ihr scheiden würdest, werde ich sie heiraten, und dir steht es sodann frei sofort abzureisen.«
Rafik sah traurig drein. »Wenn es nur so einfach wäre!«
klagte er. »Aber ich muß dich warnen, daß der Hadith auf einer Wartefrist von mindestens einem Sonnenuntergang und
-aufgang besteht, die zwischen der Scheidung einer Frau und ihrer Wiederheirat vergehen muß.«
»Eine derartige Auslegung des Hadith wäre mir aber ganz und gar unbekannt«, protestierte Onkel Hafiz scharf.
»Es handelt sich um eine neue Offenbarung des Moulay Suheil«, hielt Rafik dagegen. »Er hatte einen Traum, in dem ihm der Erste Prophet, gesegnet sei Sein Name, erschien und seine Besorgnis ausdrückte, daß Frauen, da sie doch von schwachem Verstand und leicht verführbar sind, durch allzu große Hast in Sachen Scheidungen und Wiederheiraten zu einem Irrtum verleitet werden könnten. Eine geschiedene Frau muß daher eine Nacht im Gebet verbringen und den Willen des Ersten Propheten erforschen, bevor sie irgendeine neue Verbindung eingehen darf.«
»Hmmph«, murrte Onkel Hafiz. »Ich würde die junge Rarität dort draußen kaum als von schwachem Verstand bezeichnen.
Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schnell das Konzept einer doppelten Buchführung begriffen hat, einer für die Föderation und einer für private Zwecke.«
Calum schluckte hart, und Rafik trat ihm auf den Fuß. Jetzt war nicht die Zeit, die Diskussion fortzuführen, ob Hafiz Acorna opportune Dinge beibrachte oder nicht!
»Wie auch immer«, bot Rafik an, »um deine Befürchtungen zu beschwichtigen, werde ich sogar mehr tun, als nur auf die Drei Bücher zu schwören. Ich werde auf diese, von Moulay Suheil beglaubigte und mir und allen wahren Gläubigen in höchstem Maße heilige Ausgabe des Hadith höchstselbst schwören.« Er zog einen Datenvielflächner aus seiner Tasche und küßte ihn ehrfurchtsvoll, bevor er ihn in seinen hohlen Händen ausstreckte. Onkel Hafiz zuckte davor zurück wie vor einer Schlange.
»Du schwörst auf deinen Hadith«, beschloß er, »und ich werde meinen Eid auf die Bücher der Drei Propheten ablegen.
Auf diese Weise wird jeder von uns durch das gebunden, was ihm am heiligsten ist.«
»Eine ausgezeichnete Idee«, stellte Rafik fest.
Calums Aufmerksamkeit geriet im Laufe der langatmigen Eidesprozedur, die jetzt folgte, ins Wanken, da sie zum größten Teil nicht in Basic Interlingua zelebriert wurde, sondern in der Sprache von Hafiz’ und Rafiks Ursprungskultur. Für ihn hörte es sich an wie eine Vogelschar, die etwas Scheußliches hinunterzuwürgen versuchte, aber es schien einen Sinn zu ergeben. An einem Punkt gaben sie Anweisung, Acorna in den Raum hereinzubringen; sie verharrte ganz regungslos unter ihren Schleiern, während sich ein weiterer Schwall der unvertrauten Sprache über ihren Kopf ergoß. Am Ende küßte Hafiz das oberste seiner Drei Bücher, und Rafik preßte seine Lippen erneut auf den Datenvielflächner, und beide Männer lächelten wie aus Genugtuung über ein glücklich abgeschlossenes Geschäft.
»Mit deiner Erlaubnis, Onkel, werde ich nun meine frühere Frau an den für sie vorbereiteten, abgesonderten Ort begleiten, damit sie ihre mit Gebeten zu verbringende Nachtwache beginnen kann. Ich weiß ja, daß du nicht den Wunsch hast, die Abschlußzeremonie länger als nötig hinauszuschieben«, verkündete Rafik.
»Da ich selbst kein Neo-Hadithianer bin«, bemerkte Hafiz,
»sehe ich ohnehin keinerlei Veranlassung für diese Verzögerung.«
»Ich muß ihrer Familie wahrheitsgemäß berichten können, daß alles mit Anstand und in guter Ordnung gehandhabt wurde«, erläuterte Rafik. »Es geht in dieser Sache um meine Ehre, Onkel.«
Hafiz murrte und grummelte, ließ sie aber schließlich gehen, nachdem er Rafiks Zusicherung erhalten hatte, daß Acornas vorgeschriebene Gebetszeit sie nicht daran hindere, an dem für diese Nacht angesetzten Hochzeitsfestmahl
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