Das Einhornmädchen Vom Anderen Stern
Aber Kheti war fort, ihr Kopf baumelte gegen Siri Tekus Rücken, verkauft an die hübsche Dame mit dem Grubenschrat in ihren Augen und ihrem Lächeln.
»Red keinen Unsinn, Mädchen.« Didi Badini schlug Jana mit einem Hieb ihres Handrückens beiseite. Ihre Hände waren mit Ringen übersät; die darin kunstvoll eingefaßten Edelsteine zerschnitten Jana die Wange. »Ich vermute, du bist diejenige, die versucht hat, sie häßlich zu machen? Eine richtiggehende Schweinerei hast du bei ihr angerichtet, ihr Haar halb abzuschneiden und all dieser Schlamm. Aber ich kann immer noch erkennen, daß sie mir eine Menge Geld einbringen wird.
Du kommst mit Didi Badini mit, Kleines«, säuselte sie zu Chiura. »Komm und wohne in der Stadt, schlafe auf Seide und trinke jeden Tag süßen Fruchtnektar.«
Chiura streckte Didi Badini ihre schlammigen Arme entgegen, blickte dann über ihre Schulter. »Mama Jana?«
»Dein Meister wird sich um Mama Jana kümmern«, antwortete Didi Badini. »Sie wird nicht mit uns mitkommen.
Nicht dieses Mal.« Die kalten schwarzen Augen warfen Jana, die im Schlamm saß und über deren verdrecktes Gesicht Blut herunterrann, einen hämischen Blick zu. »Vielleicht wird sie der Meister weggeben, wenn sie zu groß für einen Karrenschlepper wird.«
»Nein. Nehmen Sie sie nicht mit. Bitte«, bettelte Jana. Siri Teku war wieder hereingekommen; sie umklammerte seine Knie. »Ich werde ihr das Sortieren beibringen, sie wird eine gute Arbeiterin sein, ich werde mich um sie kümmern, sie wird keinen Ärger machen.«
Siri Teku versetzte Jana einen Fußtritt, um sie abzuschütteln.
Sein Stiefel landete in ihrem Magen und zwang ihr die Luft aus den Lungen. Sie lag auf dem Boden und hörte ihren eigenen Atem pfeifen, wie etwas weit Entferntes und Unwichtiges, während Chiura in Didi Badinis Armen plapperte und jemand laut Credits vorzählte. Dann waren Didi Badini und der graue Mann mit Chiura verschwunden. Und Siri Teku hatte seinen Rohrstock erhoben.
»Ich werde dich lehren, meine Ware zu verstecken«, versprach er, bevor sein erster Hieb traf, über Janas Brust brannte.
Auf einem Planeten aufzuwachen, hatte etwas, das Acorna jedesmal in Erregung versetzte. Vielleicht war es das Aroma der Luft: nicht rein und tot wie auf dem Schiff, sondern mit einer unendlichen Vielfalt an Düften und dem verlockenden Hauch exotischer, eßbarer Leckereien vermengt – zarten neuen Blättern, süßen knackigen Wurzeln, frei im Wind wogende Gräser anstelle der eigens für sie in der Hydroponikanlage des Schiffes aufgezogenen und sorgsam umhegten Halme.
An diesem Morgen wachte sie auf mit dem Kopf voller schemenhafter Traumbilder von einem sonnendurchfluteten Garten voll blühender Sträucher und der Musik rieselnder Bächlein… und noch einer anderen Musik, von kleinen Tieren, die hoch oben in den Baumwipfeln tanzten und in süßer Harmonie trällerten. War das ein wirklicher Ort oder etwas, das sie sich in ihrem Traum zusammengesponnen hatte? Die Bilder waren so lebhaft, sie mochte beinahe glauben, daß sie eine wirkliche Erinnerung an etwas waren, das sie gesehen hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Etwas vor einer langen, langen Zeit, weil sie in dem Traum oder der Erinnerung noch ziemlich klein gewesen war… vor Nered, vor Greifen, vor Theloi, sogar noch vor Laboue… war da nicht ein Garten gewesen, wo das Gras weich und blau-grün war und ein Paar Arme, das sie hochhielt, damit sie die singenden Flaumtiere sehen konnte? Aber sobald sie versuchte, dieser nicht faßlichen Erinnerung nachzujagen, verflüchtigte sie sich wie eine Blase auf dem Wasser, hinterließ bei ihr nur die Empfindung, daß sich auf Planeten schöne Dinge ereigneten, wenn man am frühen Morgen einen Spaziergang machte.
Mit der klareren Erinnerung an die Gärten auf Laboue mit ihren Singenden Steinen jedoch war da irgendein vages Unbehagen und Schuldgefühl verknüpft. Waren Rafik und Calum und Gill nicht böse mit ihr gewesen, weil sie seinerzeit nach draußen gegangen war? Ach ja – sie hatte vergessen, diese Gewänder zu tragen, die ihr Horn hätten verbergen sollen. Nun, sie war damals ein törichtes Baby gewesen. Jetzt aber war sie erwachsen. Das hatten sie letzte Nacht selbst gesagt. Und sie war mit Sicherheit klug genug, diesen Fehler nicht noch einmal zu machen!
Ziemlich stolz auf ihre Vorsorgemaßnahmen, legte Acorna nicht nur den am Körper klebenden Brustwickel und den langen Rock an, worauf Gill inzwischen bestand, daß sie sie
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