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Das einsame Haus

Das einsame Haus

Titel: Das einsame Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Mörders entdeckt.«
    »Mann!« rief der Inspektor. »Mann, ich... ich werde Sie… Wer ist es denn diesmal?«
    »Ein kleiner Hund, Inspektor. Giacomo, der Hund der alten Hilbinger, den man mir...«
    »Ach so«, unterbrach er mich. »Nur der Hund. Ich dachte schon, na schön, guten Sonntag.«
    »Danke«, sagte ich und legte den Hörer auf.

    Ich wachte am Sonntag erst um zehn Uhr auf. Cornelia schien also wirklich nicht herüberkommen zu wollen. Folglich ging ich auch nicht zu ihr, sondern setzte mir den Kaffee selber auf. Wahrscheinlich würde sie es nicht allzu lange aushalten und anrufen. Da war sie schon, das Telefon klingelte. Ich hob ab und sagte: »Na, Kindchen, hast du es nicht gleich gesagt, daß ich nicht bei Anna frühstücken würde?«
    Eine Weile Stille, dann eine dunkle Männerstimme:
    »Verzeihung, spreche ich mit Herrn Brenthuisen?«
    »J — ja. Wer ist am Apparat?«
    »Buchinger«, sagte er. »Entschuldigen Sie bitte die Störung am frühen Sonntag. Ich würde Sie gern mal sprechen. Wäre es heute vormittag möglich?«
    »Buchinger?« fragte ich zurück. »Sind Sie nicht der Personalchef der COLORAG?«
    »Ja, richtig. Es läge mir viel daran, Sie bald sprechen zu können.«
    »Handelt es sich um... um den Mord an Walther Möhnert?«
    »Ja. Ich glaube, ich könnte Ihnen einen Hinweis geben.«
    »Ausgerechnet mir? Warum nicht der Polizei? Dieser Fall wird von Inspektor...«
    »Weiß ich«, unterbrach er mich ziemlich ungeduldig. »Weiß ich natürlich. Aber ich weiß auch, daß sich die Presse sehr dafür interessiert, Sie ganz besonders, Herr Brenthuisen. Und ich möchte nicht, daß eine gewisse Sache von der Polizei falsch verstanden wird.«
    »Gut, kommen Sie.«
    »Vielen Dank.«
    »Wissen Sie meine Adresse?« Eine Sekunde lang glaubte ich, mich an diese Stimme zu erinnern. Vielleicht hatte ich sie schon am Telefon gehört? Vielleicht, so dachte ich blitzschnell, ist er der Mann, der mir bisher so beharrlich gefolgt ist und mir und Anna die Zettelchen an den Wagen geheftet hat. Woher weiß er meine Adresse?
    »Natürlich«, sagte er ruhig, »sie steht doch neben Ihrem Namen im Telefonbuch. In zwanzig Minuten bin ich bei Ihnen.«
    Ich war ein Idiot. Oder ich begann bereits, weiße Mäuse zu sehen. Ich rasierte mich, zog mich an und überlegte, ob ich Cornelia über den bevorstehenden Besuch informieren sollte.
    Aber da war er schon.
    Ein schlanker, dunkelhaariger Typ, nervös, mit langen, sensiblen Händen und etwas fahrigen Bewegungen. Er mochte Mitte Vierzig sein, wirkte aber älter. Zwei scharfe Falten zogen sich von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln herab und gaben seinem Sportlergesicht einen zynischen Zug.
    »Bitte«, empfing ich ihn. »Setzen Sie sich. Was zu trinken? Ich bin schon sehr neugierig auf Ihre Eröffnung.«
    Er legte seine Fingerspitzen zusammen, die etwas gelb von Nikotin waren und sagte: »Es ist in unserer Geschäftsleitung kein Geheimnis, daß ich... daß zwischen mir und Herrn Möhnert kein besonders gutes Einvernehmen bestand. Das kam weniger von Gegensätzen im Betrieb, als vielmehr daher, daß ich Frau Vera sehr verehrt habe.«
    Er machte eine Kunstpause, als erwarte er von mir etwas. Ich zuckte mit den Schultern.
    »Das ist keine strafbare Handlung, und es würde, glaube ich, Inspektor Wendlandt nicht umwerfen. War es Verehrung oder — ein handfestes Verhältnis?«
    Er lächelte. Seine Zähne waren nicht so gepflegt wie sein Anzug.
    »Weder — noch, Herr Brenthuisen. Sagen wir mal: so zwischendrin. Herr Möhnert wußte es wohl, oder er ahnte es zumindest, und das war der Grund einer gewissen Reserviertheit mir gegenüber. Im Grunde jedoch war es ihm egal, weil er eine andere Frau liebte.«
    »Ach? Und wen, bitte?«
    »Das weiß ich nicht. Mir ist nur die Tatsache bekannt.«
    »Und davon haben Sie der Polizei nichts gesagt? Die Polizei weiß nicht, ob Walther Möhnert von einem Mann oder von einer Frau umgebracht worden ist.«
    Er lächelte wieder.
    »Das weiß ich natürlich auch nicht. Ich schwieg aber bisher aus Rücksicht auf Frau Vera. Auch sie wußte von den Seitensprüngen ihres Mannes, aber nach außen hin war die Ehe in Ordnung. Ich wollte nicht, daß Möhnerts — hm — Abenteuer breitgetreten wird. Aber jetzt ist Frau Vera tot, also brauche ich keine Rücksicht mehr zu nehmen.«
    »Ganz richtig. Aber warum erzählen Sie das mir und nicht dem Inspektor?«
    Er lächelte nicht mehr. Seine dunklen Augen waren hart und, wie mir schien, voll verhaltener

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