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Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Titel: Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joao Paulo Cuenca
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die, glaube ich jedenfalls, ihren Namen darstellen.
    Die Kinder im Zoo spazieren weiter zwischen den Paviankäfigen herum, ahmen die Affen nach und folgen der roten Fahne der Lehrerin und der Lehrerin, die diese Fahne trägt. Ich habe keine rote Fahne, der ich folgen könnte, und halte das Dokument von Iulana Romiszowska in der Hand, als die Affen beginnen zu schreien und auf und ab zu hüpfen, die Kinder auch, und ich weiß nicht, ob die Kinder die Paviane nachmachen oder die Paviane die Kinder. Was wissen Affen und Kinder schon über den Tod?
    „Iur … Iuran … Iu-lla-n.“
    Peng!
    Die Tauben flattern auf in den blauen Nachmittag, die rote Fahne zittert im Wind, und unter ihr rennen die Kinder, die Lehrerin, die Paviane fort von den Gittern der Käfige.
    Ich sage ihren Namen und Iulana Romiszowska umarmt mich und küsst mich zum ersten Mal. Dann schaut sie mich an mit Tränen in den Augen, führt ihre Hand zum Mund und sagt:
    „Weißt du, Shunsuke … So heißt du doch?“
    „Ja.“
    „Ich bin so etwas nicht sehr gewohnt.“
    Ich fühle mich so, als hätte ich sie mit einer Krankheit infiziert. Niemals werden wir den Panda sehen.

13
    Iulana Romiszowska liegt auf der Seite, die Hände unter dem Kopf, und schaut zur Wand. Die rauen Sohlen ihrer großen Füße liegen übereinander, die Knöchel berühren sich. Die Gerätschaften des U-Boots, die Herr Suguro Shibata, Professor der Vereinigung des Harmonischen Fugu von Tsukiji, bereits in der kleinen Wohnung installiert hat, zeichnen dieses parallele Arrangement von der Bettkante aus auf.
    Hätten Iulana Romiszowskas Fußsohlen Augen, sähen sie jetzt die Tänzerin Kazumi, die lustlos Kleidung zusammenlegt, aufeinander stapelt, um diese anschließend in Plas­­tikschubladen zu schmeißen.
    Iulana trägt einen Männerpyjama. Kazumi hat nur ein violettes T-Shirt und ein Höschen an. Würde Iulana ihre Freundin anschauen, wie wir dies jetzt tun, könnte sie auch sehen, dass Kazumis nackte Füße heute besonders abartig sind. Kazumis Füße und Zehen sind so brutal klein und zierlich, dass sie wie die eines Babys wirken, und heute sind sie noch faltiger und stärker nach innen gebogen als sonst. Träfen Iulanas Augen auf sie (sie dreht sich auch deshalb zur Wand, um dem zu entgehen), wäre sie hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, daran zu saugen, die Kurven zwischen den winzigen Fußzehen ausgiebig zu lecken, und dem Impuls, sie Kazumi mit einer Zange herauszureißen.
    Dies alles geschieht oder auch nicht in der kleinen Einzimmerwohnung, die sich die beiden in Meguro teilen. Die Jalousie ist heruntergelassen, aber nicht genug, um zu verhindern, dass die rötlichen Lichter, die an der Fassade des Hauses blinken, den engen Raum mit einem seltsamen Schimmer erfüllen.
    „Kann ich dir etwas erzählen, das ich noch nie jemandem erzählt habe?“, fragt Iulana Kazumi, die nun damit beginnt, mit Watte und Nagellackentferner den Lack von ihren Fußnägeln zu entfernen, die Füße auf eine Tatami gestützt.
    „Kommt drauf an. Ist es was Ekliges?“
    „Warum antwortest du mir nicht mit Ja oder Nein?“
    „Erzähl schon und geh mir bitte nicht auf die Nerven. Ich habe Hunger. Willst du was aus der Küche?“
    Kazumi muss nicht sehr weit gehen. Die Wohnung, in der wir uns befinden, ist winzig und unaufgeräumt, überall liegen Kleider, Teller und Papiere herum. Auf der einzigen Kommode, auf der ein kaputter Fernseher aus den 1990er Jahren steht, stapeln sich Bücher berühmter Esoteriker, Modezeitschriften mit berühmten Models auf dem Titelbild und Stoffpuppen mit den Gesichtern von berühmten Fernsehgestalten – all dies gehört Kazumi. Iulana Romiszowska nutzt einen kleinen Schrank über der Waschmaschine als Bibliothek, in der die wenigen Bücher stehen, die sie mit hierhergebracht hat.
    Der mit Tatamis bedeckte Boden ist übersät mit Haaren, die die beiden in ihrer Wohnung verlieren – schwarz und sehr lang die einen, kürzer und gelblicher die anderen.
    Die Zeichnung, die diese Haare auf dem Fußboden hinterlassen, hat, anders als Iulana und Kazumi möglicherweise glauben, nichts Zufälliges. Iulanas Haare fallen wie umgekehrte Fragezeichen zu Boden, während die von Kazumi gerade sind wie schwarze Pfeile und stets auf die blonden Fäden von Iulana Romiszowska zeigen.
    Kazumi hat mehr Haare auf dem Kopf. Und doch liegen mehr von Iulana auf dem Boden.
    Auf dem gelben Plastikwürfel, der an Iulanas Seite des Bettes als Nachttisch dient, steht ein Glas Bloody

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