Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall
aller Zeiten, von der Heian-Zeit bis in die Nachkriegszeit sagte er: , Du Versager, du wirst für nichts gut sein in diesem Leben.‘ Er war das Maß aller Dinge.“
„…?“
„Ich weinte nie vor Herrn Okuda. Ich weinte nie, wenn ich Prügel bekam, weil ich zum Beispiel zu spät zum Essen kam oder etwas im Wohnzimmer liegen gelassen hatte. Nicht einmal, als mich der große Dichter aus dem Bett zerrte, nachdem er eine halbe Flasche Uragasumi-Sake getrunken hatte, um mir ein Gedicht aufzusagen oder, was häufiger vorkam, mich zu verprügeln.“
„…?“
„Ja, ich erinnere mich an den Lichtblitz in meinem Zimmer und an den gesichtslosen Kreis, der mich an den Armen zerrte und über den Boden bis in den Flur schleifte. Ich schlug dabei meist, noch nicht ganz wach, mit dem Kopf gegen den Türrahmen. Anfangs merkte ich noch, ob es ein Albtraum war oder nicht, wenn ich mit dem Kopf gegen den Türrahmen schlug. In meinen Träumen sah ich meinen Vater immer als riesengroßes Krustentier. Mit seinem unförmigen Gesicht einer Languste und Fühlern, die bis zum Boden reichten. Empfand ich dabei Schmerz, war es Wirklichkeit, und sein Gesicht wandelte sich allmählich zu einem menschlichen, nachdem er mich verprügelt hatte. Bis heute sehe ich meinen Vater manchmal als Languste in Menschengestalt.“
„…?“
„Nein. Das war egal.“
„…?“
„Ich begann, in die Hose zu machen, wenn Herr Languste Okuda von langen Reisen durchs Land zurückkam. Einmal bemerkte der große krustige Dichter dies und sagte: , Mein Sohn ist eine Schwuchtel. Schau Mutter, unser Sohn ist ein Feigling! Ich hätte mir eine andere Frau nehmen sollen, denn nicht einmal dazu hast du getaugt. Sein Blut ist schwach, ich bin nicht daran schuld, dass dieser Bursche so ist. Oder der Taugenichts ist nicht mein Sohn. Das wird es sein, ich würde mich nicht wundern, wenn dieser Versager hier nicht mein Sohn wäre …‘“
„…?“
„Wenn er mich mit einem langen Holz schlug, befahl mir Herr Languste Okuda zu weinen.“
„…?“
„Ja, heule wie ein Fugu, sagte er. Im Gegensatz zu ihm, der sich nach der Prügelorgie in seinem Zimmer einschloss, um alleine zu weinen, ergriff ich diesen Köder jedoch nie. Ich entwickelte eine Technik, die mir mein ganzes Leben nützlich sein sollte, meine Tränen im Kehlkopf zurückzuhalten. Als ich ein einziges Mal vor Herrn Atsuo Okuda geweint habe, hat es der Alte nicht mitbekommen. Wir saßen in einem Volvo Kombi und waren auf der Rückfahrt von der Shikoku-Bucht nach Tokio. Ein heller Tag, am Himmel standen Möwen. Meine Mutter trug einen Korb mit Fischen und ihr übliches Schweigen – sie war ein erloschener Mond, der den Mund nur noch öffnete, um immer winzigere Portionen zu essen. Herr Languste Okuda hatte mit Hilfe von Herrn Suguro Shibata, Professor der Vereinigung des Harmonischen Fugu von Tsukiji, (der im Übrigen vermutlich gerade dieses Gespräch mithört, guten Abend, Herr Shibata …), einen riesigen Kugelfisch geangelt … Also mein Vater liebte es, Kugelfische zu fangen, sie zu zerteilen und zu essen, trotz der Gefahr, und Herr Shibata lehrte ihn diese Technik. Es war nicht nur der Geschmack. Er liebte Fugu, weil der Fugu der einzige Fisch ist, der die Augen schließt, wenn man ihn lebend zerteilt. Und weil der Fugu ein Geräusch macht, das dem Weinen eines Kindes ähnelt, wenn er stirbt. Mein Vater hat jahrelang geübt, er kann einen Fugu zerteilen und die giftigen Teile entfernen. Und doch dachte ich, immer wenn er uns zwang, davon zu essen, dass er absichtlich Gift dringelassen hatte. Ja, so lebten wir. Schreiben Sie das!“
„…?“
„Nein, an diesen Nachmittag dachte ich nicht an das Weinen des Fugu und war sogar ein bisschen froh. Ich stieg auf der Fahrerseite ein und kletterte auf die Rückbank. Das Auto hatte nur zwei Türen. Ohne Absicht, zumindest glaube ich das, klemmte Herr Languste Okuda beim Zuschlagen der Fahrertür meine Finger ein. Damals hatten die Autos noch sehr dickes Blech. Meine gequetschten Finger blieben während der ganzen Fahrt in der Tür eingeklemmt. Ich hatte nicht den Mut, etwas zu sagen.“
„…?“
„Weil die Schuld natürlich bei mir lag. Ich hatte die Finger dorthin getan. Ja, es war meine Schuld. Und da ich jetzt dran bin mit Fragen, dürfte ich nun vielleicht auf die Fragen Ihrer Zeitschrift über die Dichtung meines Vaters antworten?“
„…?“
„Kurios ist, dass auch Herr Okuda mich das schon öfter gefragt hat. Ich war schon immer
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