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Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Titel: Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joao Paulo Cuenca
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in der Bar kennengelernt habe, im Zoo war, und mitten in der Nacht bin ich aufgewacht von einem dieser Albträume. Nur dass im Traum heute Nacht alle Männer junge Japaner waren. Dutzende, Hunderte von jungen Männern, die mir in einer dunklen Passage mit Holztüren, roten Lampen und steinernen Drachen auflauerten. Das Erschreckendste war, dass es diesen Ort tatsächlich gibt, keine dreihundert Meter vom beleuchteten Eingang nach Kabukichō entfernt. Ich gehe dort immer durch, weil ich es so schön finde.“
    „Das ist der Durchgang zum Hanazono-Schrein. Und das alles ist ziemlich seltsam.“
    „Hast du Träume?“
    „Ich träume nie. Ich kann mich an keinen einzigen Traum erinnern. Ich glaube, ich habe noch niemals geträumt.“
    „Gibt es jemanden, der nie träumt?“
    „Ich weiß nicht. Ich glaube, ich träume nicht, weil ich selbst jeden Tag von anderen geträumt werde. Ich selbst bin ein Traum. Träume können nicht träumen, nicht wahr?“
    Kazumi lacht schüchtern in Richtung der Freundin. Das rote Licht an der Hauswand blinkt ein letztes Mal und verlöscht, die blaue Nacht nimmt die Decke der kleinen Wohnung ein. Das Geräusch des Regens dringt durch die Fenster, als hätte das Licht der Leuchtreklame dies vorher verhindert. Iulana Romiszowska dreht sich zu Kazumi und umschlingt ihre Füße, die nun in ihren großen Händen verschwinden, küsst jeden einzelnen ihrer winzigen Zehen, bis sie zum ersten Mal ihre Brustwarzen erreicht und den Mund der Tänzerin.
    Über all dem leuchtet ein Vollmond auf die dicke Wolkendecke von Tokio. Für den Mond ist es, als existierten diese Stadt, die kleine Wohnung in Meguro, Kazumi, Iulana Romiszowska, ihre Küsse und Träume gar nicht.

14
    DRINGEND
    an: Herrn Atsuo Okuda
    von: Suguro Shibata

    Im Anhang teilweise Abschrift des Telefonats Nr. 437 vom 12.7.2013 zwischen der Redaktion der Zeitschrift „Für immer Literatur“ und Ihrem Sohn Herrn Shunsuke Okuda, 19:12 bis 19:40. Gegenstand des Telefonats: Sie, Herr Atsuo Okuda. Wir vermuten, dass nach der Veröffentlichung des Interviews vergangene Woche die Recherchen zu Ihrer Person fortgesetzt werden unter Anwendung weniger eleganter Mittel, wie beispielsweise der Belästigung Ihres Sohnes. Erbitte Anweisungen über geeignete Maßnahmen meinerseits. Sie wissen am besten, was zu tun ist.
    Meinen Aufzeichnungen nach hat Herr Shunsuke, nachdem er die Ausländerin nachmittags bei der Metro-Station in der Nähe des Zoologischen Gartens abgesetzt und, wie die Fotos und Videoaufnahmen im Anhang dokumentieren, öffentlich geküsst hat, sich in seiner Wohnung eingeschlossen, zwölf Flaschen Bier der Marke Asahi Dry getrunken und das folgende Telefonat angenommen, welches bei uns unter Nr. 437 des Jahres 2013 registriert ist.

    BEGINN:
    „…?“
    „Ob ich wütend bin? Wie soll ich wütend sein auf jemanden, der mir nie etwas zu bieten hatte. Das geht einem nicht nahe.“
    „…?“
    „Der Alte ist nichts weiter als eine leere Festung.“
    „…?“
    „Herr Okuda hat bereits einen Oberschenkelhalsbruch überstanden, acht Geschwüre, Augenkrebs, zwei Infarkte, und er ist Diabetiker und leidet an Bluthochdruck. Und stirbt einfach nicht. Er stirbt nicht. Er hat meine Mutter unter die Erde gebracht, und ich zweifle nicht daran, dass er uns alle ebenfalls überleben wird. Schreiben Sie das in Ihrer Zeitschrift.“
    „…?“
    „Alles landete stets bei ihm. Sein Ruhm als Dichter, die öffentliche Anerkennung, die Familienehre – nichts davon hat jemals auf mich abgestrahlt oder auf meine Mutter. Oft erfuhren wir es aus der Zeitung oder über das Radio. Es war ihm wichtig, nichts zu teilen.“
    „…?“
    „Die Herzlichkeit, die er in der Öffentlichkeit zur Schau stellte, blieb draußen vor der Tür. Auf der Straße hatte er die Manieren eines Fürsten. Zu Hause war er ein selbstsüchtiger, gewalttätiger Despot. Was für ein Dichter kann solch ein Mensch sein?“
    „…?“
    „Nein, ich weiß nicht, was ich davon halte. Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn ich nur daran denke. Herr Atsuo Okuda sieht in mir nur eine Last.“
    „…?“
    „Das fing schon an, als ich ihm mit acht Jahren einen Schulaufsatz zeigte, für den ich die beste Note bekommen hatte. Der große Name der japanischen Tanka-Poesie hat meinen Text von oben bis unten heruntergeputzt. Die Grammatik, den Ausdruck, und selbst die Bilder, die ich verwendet habe. Am Ende einer langen Rede über die Schwächen meiner Prosa im Vergleich zur japanischen Literatur

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