Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall
Yoshiko und ließe mich dort im Dunklen zurück, bis ich mich mit dem Dunkel vermischte und nicht mehr wüsste, was Dunkel ist und was ich, und dass ich das Bewusstsein von meinem Körper und mit ihm meinen Körper verlieren würde, der ich ja bin, denn ich bin mein Körper und mein Name Yoshiko, und wenn man stirbt, hört man auf zu sein, was man ist und ist daraufhin alles, was nicht ist, wie ein Berg, der verschwindet und in die ihn umgebende Landschaft eingeht, und damit das Gefühl, ein Berg zu sein, und die Gestalt eines Berges verliert.
Und, sagte er und nahm einen letzten Schluck Tee, der Körper der Menschen verfault und wird von Insekten aufgegessen, wenn er nicht verbrannt wird, wie der von Frau Hiroko Okuda, die ich nun in mir trage.
Und auch, dass Larven das Porzellan der Pupillen aller Menschen im Westen durchstoßen, die nicht verbrannt werden wie wir, und dass sie das Augenlicht jener, die heute noch leben, zerkauen, bis die Welt langsam von anderen bevölkert wird, die heute noch tot sind und noch nicht auf der Welt.
Diese Worte Herrn Okudas beeindruckten mich sehr.
Als ich das Tablett mit dem Teeservice von dem kleinen Tisch räumte, glaubte ich zu spüren, dass die Luft aus dem Raum zwischen der Asche, die in mir ist, und meiner Körperhülle entwich. Zum ersten Mal bekam ich den dringenden Wunsch, meinen Meister, Herrn Okuda, zu umarmen, als könnte ich damit der Zeit entgehen und mich in Herrn Okuda verstecken wie die Asche von Frau Okuda in meinem Bauch.
Später dann, im Bett, fühlte ich mich allein. Da kam ich, immer noch ohne wirklich zu begreifen, was Zeit ist, zu dem Schluss, dass sie etwas sehr Schlechtes ist.
Gestern Nacht habe ich lange darüber nachgedacht, denn anders als Herr Okuda kann ich nicht schlafen.
In der Nacht über Zeit nachzudenken ist, wie sich im Labyrinth von Kreta zu verlaufen, das ich von den alten Geschichten her kenne, die mir Herr Okuda erzählt. Aber hier ist kein Faden wie der von Ariadne, der mich zum Ausgang geleitet. Die auf dem Weg liegen, sind alle falsch und führen höchstens zu einem Zustand der Erleichterung, von dem aus ich in noch aussichtslosere, dunklere Gebiete des Labyrinths, das in der Mitte der Zeit existiert, aufbreche, bis sich alles verdunkelt und das Labyrinth und das Dunkel, das ich in mir trage, sich auftun, mich umfangen, und das ist das Ende.
Herr Okuda hört auf zu schnarchen, wendet den Kopf zur Decke und bewegt seine Augen, als würde er träumen. Dann reißt er, noch immer im Schlaf, die Augen weit auf, schaut mich an und sieht Frau Hiroko Okuda.
Er umarmt mich, er berührt mich, und ich lege meinen ersten falschen Faden im Labyrinth aus und versuche, mit Herrn Okuda die Zeit zu vergessen.
16
Die Männer im Büro haben aufgehört, mir hinterherzutelefonieren. Die verschlossenen Umschläge unter der Tür meiner Wohnung lassen mich jedoch ahnen, dass mein Fehlen bereits zur Entlassung aus triftigem Grund geführt hat. Ich kann mir auch vorstellen, was sie auf dem Flur reden, die Kommandanten dieser unnützen Armee von Krabben in einem Kochtopf, die sagen „Ich fand ihn schon immer irgendwie seltsam“, „er hatte ja wenig Kontakt zu seinen Kollegen“ und „vielleicht geht die Planung jetzt ein bisschen zügiger von der Hand!“. Aber diese beinahe euphorische Kumpanei wird vorübergehen und abgelöst werden von stiller Angst: „Und wenn ich der Nächste bin?“ Oder: „Wenn sie mich entlassen, was wird dann über mich geredet?“
Mit der Last dieser Fragen über ihren Köpfen werden sie rasch ihren Tee trinken und wie aufgescheuchte Fischlein an ihre Schreibtische zurückkehren, in ihre kleinen Luftkäfige in Kayabacho, wo sie ihr Leben als Salaryman fristen. Wo ich auch wäre um diese Stunde, wenn ich in dieser Nacht nicht die Ausländerin kennengelernt hätte. Wie tun sie mir leid, diese Elenden, die niemals mit einer Frau dieser Größe wie Iulana zusammen sein werden. Es macht mir nichts aus, keine Arbeit zu haben. Ich bin kein Feigling mehr!
Ich bin allein nach fünf doppelten Bechern Kaffee, hier in der ordinären Imitation eines Dunkin’ Donuts nahe der Shinjuku-Station, wo ich zum erstem Mal Iulana Romiszowska gegenübergesessen habe.
Da die Gaijin sich weigert, mir ihre Adresse und Telefonnummer zu geben, ist hier der Ort, an dem die Minuten sich in ganze Nachmittage des Wartens verwandeln. Die Bedienungen kennen mich schon und begrüßen mich täglich mit Schweigen. Sie wissen, auf wen ich warte. Wenn
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