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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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sowie einen Pappkarton mit den Akten von Rijkspolitie und den Prospekten, die Ruth auf Vlieland gesammelt hatte. Der pünktliche Feierabend war wieder einmal geplatzt …
    »Ein Haufen Arbeit«, meinte Lohkamp, nachdem sie die Beute gemeinsam durchgesehen hatten. Allein für das Studium der Polizeiakten würden sie ein bis zwei Tage brauchen – von Ruth Michalskis letzter Lektüre ganz zu schweigen.
    »Was mir einfällt«, sagte Brennecke, »wer soll das ganze Zeug übersetzen? Ich verstehe nur Bahnhof.«
    »Ich sehe da kein Problem«, lächelte Hänsel und rückte seine gelbe Seidenkrawatte zurecht. »Bei uns auf dem Dorf wird so viel Platt gesprochen – ich brauche nur ein Wörterbuch für die Fachausdrücke.«
    »Das ist ein Wort!« Lohkamp schob den Papierberg auf die andere Seite des Schreibtischs. Die Urlaubslektüre reservierte er für sich.
    »Und die Kleidung?«, fragte Brennecke und starrte hilflos auf den geöffneten Koffer.
    Steigerwald zuckte die Achseln: »Die Holländer haben sie bestimmt schon untersucht …«
    »Das wird Herr Hänsel herausfinden«, grinste Lohkamp. »Bis dahin …«
    »Ich sehe sie mir noch einmal durch«, meldete sich die Kommissarin.
    Jetzt blieb nur noch ein Gegenstand übrig, den die Kollegen aus Leeuwarden in einer Plastikhülle verstaut hatten: Ein Safeschlüssel. Er hatte unter der Fußmatte von Ruth Michalskis Auto gelegen.
    »Hier«, sagte Lohkamp zu Brennecke. »Wenn du bis Freitag den passenden Safe findest, gebe ich einen aus …«
    Der Kriminalmeister grinste: »Aber nicht irgendein Kopfschmerzenbier, Herr Lohkamp – Urquell. Sie können den Kasten übrigens schon mal kalt stellen …«
     
    Als er am nächsten Morgen zum Dienst antrat, hatte er ein Rundschreiben an alle Sparkassen und Banken der Nachbarschaft entworfen: Die Bitte um Auskunft, ob eine gewisse Ruth Michalski, geborene …
    »Du brauchst noch einen Wisch vom Richter«, meinte Lohkamp. »Sonst berufen die sich …«
    »Schon beantragt. Hole ich in einer Stunde ab …«
    Den Rest des Tages verbrachte er damit, den Rundbrief und die richterliche Verfügung zu kopieren und zu verschicken. Dann setzte er sich ins Auto, fuhr nach Hause und schlief sich gründlich aus.
    Am Mittwoch und Donnerstag geschah fast gar nichts: Hänsel übersetzte die Akten und lernte dabei Holländisch, Lohkamp blätterte in den Prospekten, bis er sich bei dem Gedanken ertappte, den nächsten Urlaub auf Vlieland zu verbringen, und draußen fielen die ersten Blätter von den Bäumen.
    »Wir haben es!«, triumphierte Brennecke, als er Freitagmorgen die Post öffnete. Das Schließfach befand sich ganz in der Nähe: in der Stadtsparkasse Recklinghausen.
    Eine halbe Stunde später stand er zusammen mit Lohkamp und dem Staatsanwalt vor dem Leiter des Geldinstituts am Viehtor. Nachdem der Mann alle Unterlagen geprüft hatte, führte er sie in den Keller. Lohkamp steckte den Schlüssel der Toten in das linke Loch, dann wurde das Gegenstück ins andere Schloss geschoben. Die Stahltür schwang auf.
    Als Erstes erkannten sie eine grüne Geldkassette, wie man sie in jedem Eisenwarenladen kaufen kann. Darunter lag ein gelber Schnellhefter von beträchtlichem Umfang. Auf der ersten Umschlagseite stand mit Filzstift nur ein kurzer Name.
    Puth.

32
     
     
    »Unternehmertum – dieser Begriff ist identisch mit Einsatzfreude und Schöpfertum, Mut und Risikobereitschaft. Wir würden unseren eigenen Vorstellungen von einem modernen Unternehmen nicht gerecht, wenn wir den Herausforderungen der Zukunft nur die Technologie der Gegenwart entgegensetzten«, erklärte Puth und schüttelte leicht den Kopf.
    »Nein, die Produktpalette erweitern – das heißt für uns zugleich, neue Wege zu beschreiten und neue Lösungen zu finden. Maßstäbe zu setzen, die für einen ganzen Industriezweig ein Jahrzehnt lang gültig sind. Herausgekommen sind dabei die Wagner-Transportsysteme – die Technik für das Jahr 2000 …«
    Bei den letzten Worten hob Puth seinen linken Zeigefinger und lächelte. Dann nickte er noch einmal wie zur Bekräftigung und ließ das Lächeln verwehen, blickte aber weiter geradeaus in die Kamera.
    Mager schwenkte von dem faltigen Gesicht weg und riskierte zum Ausklang eine Ranfahrt auf einen kostbar aussehenden Quader aus Bleiglas, in dem Puth seine Schreibutensilien aufbewahrte: Filz- und Bleistifte, Kugelschreiber, einen silbern glänzenden Brieföffner mit einer Verzierung an der Griffspitze. Noch während die Kamera lief, ahnte er, dass

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