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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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wichtig …«
    Mager schaute auf seine Armbanduhr, ein Erbstück aus den Nachkriegsjahren, als man noch nicht mit Gold oder Platin strunzen musste, sondern froh war, wenn sich zwei heile Zeiger regelmäßig drehten.
    »Weißt du, wie spät es ist?«
    »Keine Sorge. Du kommst noch zu deinem Mittagsschlaf. Ich gebe dir das Essen aus.«
    Magers Miene hellte sich spürbar auf: »Na gut. Es gibt Angebote, die kann ich einfach nicht ablehnen …«

33
     
     
    »Herr Puth«, sagte Lohkamp, kaum dass die Tür hinter den PEGASUS-Männern ins Schloss gefallen war. »Sie stecken ganz tief in der Tinte!«
    Es war plötzlich still im Zimmer. Puth saß wie erstarrt und umklammerte die Armlehnen seines Sessels. Seine Augen glitten von ihnen ab und fixierten einen Punkt auf seinem Schreibtisch, den vielleicht nur er selber sehen konnte.
    »Ich glaube, ich verstehe nicht …«
    »Oh, doch, Herr Puth!«
    Auf einen Wink seines Chefs packte Brennecke einen prall gefüllten gelben Schnellhefter aus und hielt ihn dem Unternehmer so dicht vors Gesicht, dass er die Aufschrift auf dem Deckel ohne Brille erkennen konnte. Der Mann bewegte seinen Arm, als ob er nach der Mappe greifen wollte, aber lesen sollte er sie noch nicht.
    »Wissen Sie, was wir hier gefunden haben?«
    Puth schüttelte leicht den Kopf.
    »Rechnungen, Lieferscheine, Quittungen, Zahlungsbelege und dergleichen. Alle von der Puth GmbH ausgestellt oder an sie gerichtet. Beweise dafür, dass Firma und Geschäftsführung zigtausende von Mark am Finanzamt vorbeigesteuert haben – für schwarze Kassen und Transaktionen, die in keiner Bilanz, in keinem Geschäftsbericht auftauchen. Soll ich Ihnen die Paragrafen und die Mindeststrafen vorlesen?«
    Der Betonfabrikant sah nicht so aus, als wäre er besonders scharf darauf.
    »Wenn Sie nur die Steuern nachzahlen müssten und statt der Haft- eine Geldstrafe bekämen, wäre Ihr Laden morgen dicht. Bankrott. Stimmt’s?«
    Puths Mund schwieg, doch seine Augen antworteten für ihn.
    »Aber das ist noch nicht alles«, fuhr Lohkamp leise fort und hielt erneut für einen Moment die Stimme an: Die nächsten Sätze sollten wirken. Er hoffte inständig, Puth würde sich nicht plötzlich besinnen und mit seinem Anwalt telefonieren.
    »Gleichzeitig enthält dieser Aktendeckel Hinweise darauf, wozu der Besitzer die Unterlagen benutzt hat: Erpressung. Seit einem Jahr monatlich einen Tausender. Fein säuberlich aufgelistet. Wie würden Sie diese Fakten miteinander in Einklang bringen, Herr Puth?«
    »Ich werde nicht erpresst«, begehrte der Mann auf. »Da stimmt etwas nicht …«
    »Nein? Das müssen Sie mir aber beweisen …«
    »Hirngespinste, alles Hirngespinste, Herr …«
    Lohkamp kam mit einigen schnellen Schritten auf den Unternehmer zu, packte die Rückenlehne seines Chefsessels und drehte Mann und Möbel so herum, dass Puth ihm in die Augen sehen musste.
    »Wissen Sie, woher wir die Unterlagen haben? Aus einem Tresorfach. Stadtsparkasse Recklinghausen. Und der Name des Inhabers – Pardon, der Inhaberin lautet: Ruth Michalski …«
    Puth zuckte zusammen, als habe ihn ein Tiefschlag getroffen. Sein Gesicht verlor jegliche Farbe, die Augen wurden trübe, und die Hände hingen schlaff von den Lehnen herab.
    »Sie hat Sie bespitzelt – jahrelang. Und hat genügend Material zusammengetragen, um Sie vor den Kadi zu bringen. Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsvergehen in Bochum hat eine erneute Durchsuchung Ihrer Büros angeordnet. Die Kripo hat dort eine eigene Abteilung für solche Fälle, und die Kollegen dürften in diesem Moment in Ihrer Firma eintreffen. Wenn Sie Zweifel haben, ob die ihr Fach verstehen, dann fragen Sie in Bochum mal bei Ärzten und Apothekern herum.«
    Lohkamp unterbrach sich und holte tief Luft. Lange Reden waren ohnehin nicht seine Sache, und solch ein Trommelfeuer schon gar nicht. Aber hier witterte er den Anfang des Fadens, der ihn zu der Lösung des Falls führen würde, und er hatte nicht vor, Puth zur Besinnung kommen zu lassen.
    »Ruth?« Der Alte schüttelte ungläubig den Kopf. »Sie war – wie eine Tochter für mich.«
    Er atmete durch und streckte die Hand nach der mittleren Schreibtischschublade aus. Bevor er auch nur die Kante berührte, hielt Lohkamp ihn fest.
    »Nein«, flüsterte Puth. »Nicht, was Sie denken. Meine Pillen …«
    Der Erste Hauptkommissar öffnete die Lade: Eine stolze Sammlung an Röhrchen und Döschen tauchte auf – der Vierteljahresvorrat für ein gut belegtes

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