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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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wirklich Kommissar Beck, der uns so früh am Morgen schon beehrt?« fragte er. »Ich sehe gerade nach, ob die Morgenzeitungen schon was über Kommissar Nyman bringen. Das scheint ja `ne ganz abscheuliche Geschichte zu sein.« Er setzte die Brille wieder auf, leckte am Daumen und blätterte weiter. »Haben scheint's noch nichts drin«, fuhr er fort.
    »Nein«, bestätigte Martin Beck. »Das konnten sie auch nicht schaffen.« Die Stockholmer Morgenzeitungen gingen bereits nachts in Druck; als Nyman ermordet wurde, hatten sie aller Wahrscheinlichkeit nach bereits fertig vorgelegen.
    Er ging am Tisch vorbei und in den Aufenthaltsraum. Er war leer. Auf dem Tisch sah er die Morgenzeitungen, einige überfüllte Aschenbecher und ein paar leere Trinkbecher. Durch die Glasscheibe sah er in einem der Vernehmungsräume den Wachhabenden Ersten Polizeiassistent sitzen. Er sprach mit einer jungen Frau mit langen blonden Haaren. Als er Martin Beck hereinkommen sah, stand er auf, sagte etwas zu der Frau, kam aus dem Glaskäfig heraus und schloß die Tür hinter sich.
    »Hej. Suchst du mich?« Martin Beck setzte sich an das Kopfende des Tischs, zog einen Aschenbecher heran und steckte sich eine Zigarette an. »Ich suche niemand bestimmtes. Aber hast du `n bißchen Zeit für mich?«
    »Kannst du `n Augenblick warten? Ich muß die Dame da drin eben an die Kriminalpolizei weiterreichen.« Er verschwand und kam nach einigen Minuten mit einem Streifenbeamten wieder, nahm einen Umschlag vom Schreibtisch und gab ihn dem Polizisten. Die Frau stand auf, hängte ihre Tasche über die Schulter und ging mit schnellen Schritten auf die Tür zum Hof zu. Ohne sich umzudrehen, sagte sie:
    »Komm schon, Knirps, laß uns losfahren!« Der junge Polizist sah den Wachhabenden an, der lässig die Achseln zuckte. Dann setzte er sein Schiffchen auf und folgte ihr nach draußen.
    »Die kennt sich hier aus«, bemerkte Martin Beck.
    »Ja, war nicht das erste Mal. Und wird nicht das letzte sein.« Er setzte sich an den Tisch und begann seine Pfeife auszukratzen. »Scheußlich, diese Sache mit Nyman«, bemerkte er. »Wie ist es eigentlich passiert?« Martin Beck erzählte in groben Zügen den Hergang.
    »Schrecklich«, bestätigte der andere. »Der Täter muß vollkommen verrückt sein. Aber warum gerade Nyman?«
    »Du hast Nyman doch gekannt?«
    »Nicht besonders gut. Er war nicht der Typ, mit dem man schnell bekannt wird.«
    »Er hatte hier Spezialaufgaben. Wann ist er zum Vierten versetzt worden?«
    »Das müssen jetzt drei Jahrehersein… Ja, richtig, im Februar 1968.«
    »Was war er für ein Mensch?« fragte Martin Beck.
    Der andere hatte seine Pfeife gestopft und steckte sie an, bevor er antwortete: »Ich weiß nicht recht, wie ich ihn beschreiben soll. Du hast ihn auch gekannt, möchte ich annehmen. Ehrgeizig konnte man sagen, dickköpfig, nicht besonders humorvoll. Ziemlich konservative Ansichten. Die jüngeren Kollegen hatten alle `n bißchen Schiß vor ihm, obwohl sie kaum mit ihm zu tun hatten. Konnte manchmal recht barsch werden. Aber ich kannte ihn, wie gesagt, kaum.«
    »Hatte er spezielle Freunde im Polizeikorps?«
    »Hier jedenfalls nicht. Unser Kommissar hat sich, glaub ich, nicht allzu gut mit ihm verstanden. Wie er sonst war, weiß ich nicht.« Der Mann streifte Martin Beck mit einem seltsamen Blick. Eine vorsichtige Frage stand darin, ein Suchen nach Zustimmung. »Tja…« begann er zögernd.
    »Was ist?«
    »Auf Kungsholmen hatte er wohl ein paar gute Freunde, nich?« Martin Beck antwortete mit einer Gegenfrage: »Und wie war es mit Feinden?«
    »Weiß ich nicht. Vermutlich hatte er welche, aber nicht hier und keine, die…«
    »Weißt du, ob er von jemandem bedroht wurde?«
    »Nein. So was hätte er mir auch nicht anvertraut. Im übrigen…«
    »Ja, was denn?«
    »Im übrigen war Nyman kein Mensch, der sich einschüchtern ließ.« Das Telefon klingelte hinter der Glasscheibe, und der Diensthabende ging hinein und nahm den Hörer ab. Martin Beck stellte sich ans Fenster und steckte die Hände in die Hosentaschen. Im Wachlokal war es ruhig. Man hörte nur die Stimme des Mannes am Telefon und das Husten des alten Polizeibeamten an der Telefonvermittlung. In der Arrestabteilung eine Treppe tiefer war es wahrscheinlich weniger friedlich.
    Martin Beck merkte plötzlich, wie müde er war, die Augen brannten, weil er zu wenig geschlafen hatte und der Hals schmerzte vom Rauch zu vieler Zigaretten.
    Das Telefonat schien länger zu dauern. Martin Beck

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