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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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hörte sich auffallend altklug an.
    »Hier Kommissar Beck. Wir haben uns heute nacht kennengelernt.«
    »Ja?«
    »Wie geht es deiner Mutter jetzt?«
    »Ach ja, ganz gut. Dr. Blomberg war hier und danach hat sie ein paar Stunden geschlafen. Jetzt istsie ganz munter und…« Die Stimme brach ab.
    »Ja?«
    »… es kam ja nicht völlig überraschend«, fuhr der Junge fort. »Ich meine, daß es mit Papa zu Ende gegangen ist. Es ging ihm ja ausgesprochen schlecht. Und das ziemlich lange.«
    »Meinst du, daß deine Mutter mal ans Telefon kommen kann?«
    »Ja, das wird sicher gehen. Sie ist in der Küche. Warten Sie einen Augenblick, ich sage ihr Bescheid.«
    »Danke«, sagte Martin Beck.
    Er hörte, wie sich die Schritte des Jungen entfernten.
    Wie mochte ein Mann wie Nyman als Ehemann und Vater gewesen sein? Die Wohnung hatte wie die einer glücklichen Familie ausgesehen. Nichts sprach dagegen, daß er ein guter und treusorgender Familienvater gewesen sein konnte. Jedenfalls hatte der Junge Muhe gehabt, die Tränen zurückzuhalten.
    »Ja, hallo, hier Anna Nyman.«
    »Kommissar Beck. Ich hab nur eine kurze Frage.«
    »Ja, bitte?«
    »Wie viele Personen haben gewußt, daß Ihr Mann im Krankenhaus lag?«
    »Das waren nicht viele«, entgegnete sie zögernd.
    »Aber er war doch ziemlich lange Zeit krank?«
    »Ja, das stimmt. Aber Stig wollte nicht, daß die Leute davon erfuhren. Allerdings…«
    »Ja?«
    »Einige haben es schon gewußt.«
    »Wer denn? Können Sie mir das sagen?«
    »Vor allen Dingen die Familie.«
    »Wer im einzelnen?«
    »Ich und die Kinder natürlich. Und Stig hat… hatte zwei jüngere Brüder, einer wohnt in Göteborg und der andere in Boden.« Martin Beck nickte. Die Briefe im Krankenzimmer waren von Nymans Brüdern geschrieben worden.
    »Weiter.«
    »Ich selbst habe keine Geschwister. Und meine Eltern sind tot, von meinen nächsten Verwandten lebt also niemand mehr. Außer einem Onkel, einem Bruder meines Vaters, aber der ist in Amerika und ihn habe ich noch nie gesehen.«
    »Ihre Freunde und Bekannten?«
    »Wir haben nicht viele. Hatten meine ich. Gunnar Blomberg, der heute nacht hier war; mit ihm sind wir befreundet, und er war ja außerdem Stigs Arzt. Der wußte selbstverständlich davon.«
    »Ich verstehe.«
    »Und dann Hauptmann Palmund seine Frau, ein alter Regimentskam» rad meines Mannes. Mit denen haben wir uns auch getroffen.«
    »Außerdem?«
    »Nein, eigentlich weiter niemand. Wir hatten wenige richtige Freunde. Nur die, die ich aufgezählt habe.« Sie machte eine Pause. Martin Beck wartete.
    »Stig hat immer gesagt…« Sie vollendete den Satz nicht.
    »Ja, was hat er gesagt?«
    »Daß ein Polizist immer wenige Freunde hat.« Das war eine allgemein bekannte Tatsache. Martin Beck hatte selbst auch keine Freunde. Außer Kollberg und seiner eigenen Tochter. Und einer Frau, die Äsa Torell hieß. Aber die war auch bei der Polizei.
    Und dann möglicherweise noch Per Mänsson, einem Polizisten in Malmö.
    »Diese Personen wußten also, daß Ihr Mann im Sabbatsberg-Krankenhaus lag.«
    »Na ja, so genau weiß ich das nicht. Der einzige, der genau wußte, wo er lag, war Dr. Blomberg, ich meine von unseren Freunden.«
    »Wer hat ihn denn besucht?«
    »Ich und Stefan. Wir waren jeden Tag da.«
    »Sonst keiner?«
    »Nein.«
    »Auch Dr. Blomberg nicht?«
    »Nein. Stig wollte außer mir und unserem Sohn niemand da haben. Eigentlich wollte er auch nicht, daß Stefan mitkam.«
    »Warum denn nicht?«
    »Er wollte nicht, daß jemand ihn so sieht. Sie verstehen vielleicht…« Martin Beck wartete.
    »Tja«, fuhr sie schließlich fort, »Stig war immer ein besonders kräftiger und durchtrainierter Mann gewesen. Nun zum Schluß ist er mager geworden und kraftlos. Das sollte niemand sehen; er schämte sich deshalb.«
    »Mmm«, murmelte Martin Beck.
    »Aber Stefan hat sich darum nicht gekümmert. Er hat seinen Vater abgöttisch geliebt. Sie standen sich beide sehr nahe.«
    »Und Ihre Tochter?«
    »Stig hat sich nie auf die gleiche Weise um sie gekümmert. Haben Sie selbst Kinder?«
    »Ja.«
    »Jungen und Mädchen?«
    »Ja.«
    »Dann wissen Sie ja, wie das ist. Mit Vätern und Söhnen, meine ich.« Er konnte da nicht mitreden. Er dachte so lange darüber nach, daß die Frau fragen mußte:
    »Sind Sie noch da, Kommissar Beck?«
    »Ja, selbstverständlich. Wie war das denn mit Ihren Nachbarn?«
    »Nachbarn?«
    »Ja. Wußten die, daß Ihr Mann im Krankenhaus lag?«
    »Natürlich nicht!«
    »Was haben Sie denen denn

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