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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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weitere Gewaltakte nach sich ziehen konnte.
    Aber war das wirklich so einfach? Kollberg konnte sich an seine eigenen Gefühle erinnern, damals, als Nyman ihn zum Fallschirmjäger ausgebildet hatte. Zu Beginn hatte er sich beinahe erbrechen müssen, vor Angst gezittert und nicht essen können. Aber gar nicht lange danach war er aus einem Haufen dampfender Schlachtereiabfälle aufgestanden, hatte die Schutzkleidung ausgezogen, geduscht und war geradewegs in die Kantine gegangen. Und hatte sich Kaffee und Butterkuchen bestellt. Auch so etwas war also Routine.
    Ein anderer Umstand beeinflußte Kollbergs Überlegungen ebenfalls, nämlich die Art und Weise, wie Martin Beck sich verhalten hatte. Kollberg war ein sensibler Mensch, nicht zuletzt seinem Chef gegenüber. Er kannte Martin Beck genau und hatte ein Gespür für die Nuancen in seinem Auftreten. Heute hatte Martin Beck beunruhigt gewirkt, beinahe etwas angstvoll, und das kam selten vor und nie ohne besonderen Grund.
    Nun saß er also da mit seiner Frage. Was hatte der Mörder nach der Tat getan?
    Gunvald Larsson, der nie eine Gelegenheit ausließ, wenn er raten oder eine Chance wahrnehmen konnte, hatte sofort eine Antwort parat gehabt: »Wahrscheinlich ist er geradewegs nach Hause gegangen und hat sich erschossen.« Dieser Gesichtspunkt mußte zweifellos beachtet werden. Und vielleicht war die Lösung tatsächlich so einfach. Gunvald Larsson hatte häufig recht, aber ebenso oft geschah es, daß er danebentippte.
    Kollberg war bereit, zuzugeben, daß eine solche Reaktion im Rahmen der menschlichen Verhaltensweise lag, aber mehr auch nicht. Von Gunvald Larssons dienstlichen Fähigkeiten hatte er nie allzuviel gehalten.
    Und dieser fragwürdige Kollege war es jetzt, der seine Überlegungen unterbrach, indem er, von einem rundlichen, glatzköpfigen, etwa 60 Jahre alten Mann gefolgt, in das Zimmer marschiert kam. Der Mann sah frustriert aus, aber das war nicht außergewöhnlich, die meisten Menschen reagierten so, wenn Gunvald Larsson mit von der Partie war.
    »Dies hier ist Lennart Kollberg«, stellte Gunvald Larsson vor.
    Kollberg erhob sich und sah den Fremden fragend an, und Gunvald Larsson vollendete die kurze Bekanntmachung mit den Worten: »Dies hier ist Nymans Quacksalber.« Sie schüttelten sich die Hände.
    »Kollberg.«
    »Blomberg.« Und Gunvald Larsson begann seine sinnlosen Fragen zu stellen:
    »Wie heißen Sie mit Vornamen?«
    »Carl-Axel.«
    »Wie lange sind Sie Nymans Hausarzt gewesen?«
    »Mehr als zwanzig Jahre lang.«
    »An welcher Krankheit litt er?«
    »Ja… für einen Laien ist es vielleicht nicht ganz einfach zu verstehen.«
    »Versuchen Sie es ruhig.«
    »Tatsache ist, auch für einen Arzt ist es ziemlich schwierig.«
    »Aha.«
    »Ich war nämlich gerade drüben und hab mir die letzten Röntgenbilder angesehen. Siebzehn Stück.«
    »Und?«
    »Die Prognose ist recht positiv. Wirklich sehr erfreulich.«
    »Wie bitte?« Gunvald Larsson machte ein so erstauntes Gesicht, daß es schon beinahe gefährlich aussah, und der Arzt beeilte sich hinzuzufügen:
    »Das heißt, wenn er am Leben geblieben wäre. Beachtlich gute Ergebnisse.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Daß er gute Aussichten gehabt hatte, wieder gesund zu werden.« Blomberg überlegte und sagte einschränkend: »Nun ja, relativ wiederhergestellt jedenfalls.«
    »Was hatte er denn eigentlich?«
    »Das ist, wie gesagt, jetzt erst festgestellt worden. Stig hatte eine mittelgroße Zyste am Pankreas.«
    »Wo dran?«
    »An der Bauchspeicheldrüse. Außerdem hatte er einen kleinen Lebertumor. «
    »Und was bedeutet das?«
    »Daß er bedingt wieder hergestellt worden wäre, wie ich bereits sagte. Die Zyste hätte chirurgisch entfernt werden können - sie war nicht maligne, ich meine bösartig.«
    »Was heißt - nicht bösartig?«
    »Es war kein Krebs.« Gunvald Larsson schien offensichtlich interessiert. »Das ist doch gar nicht schwer zu verstehen«, meinte er.
    »An der Leber kann man dagegen, wie Sie vielleicht wissen, nicht operieren. Aber der Tumor war klein, Stig hätte noch eine ganze Reihe von Jahren damit leben können.« Wie zur Bestätigung seiner Ansicht nickte Dr. Blomberg vor sich hin und fuhr fort: »Stig hat einen durchtrainierten Körper. Er ist in guter Verfassung.«
    »Was?«
    »War, meine ich. Guter Blutdruck und kräftiges Herz. Ausgezeichneter Gesundheitszustand.« Gunvald Larsson schien genug zu wissen.
    Der Arzt wandte sich zum Gehen.
    »Einen Augenblick, Doktor«, bat

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