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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Beck:
    »Also weiter, Fredrik.« Melander legte die Pfeife zur Seite und nippte nachdenklich an dem Kaffee. »Teufel auch, der schmeckt aber scheußlich.« Er schob den Plastikbecher zur Seite und griff wieder nach seiner geliebten Pfeife.
    »Ja also, Anfang 1959 hat Äke Eriksson dann geheiratet. Ein Mädchen namens Marja, fünf Jahre jünger als er und Finnin. Sie war seit einigen Jahren in Schweden und arbeitete als Assistentin in einem Fotoatelier. Ihr Schwedisch war nicht besonders gut, was eine gewisse Bedeutung hat im Hinblick darauf, was später passierte. Im ersten Jahr ihrer Ehe kam dann ein Kind, worauf sie ihre Arbeit aufgab und Hausfrau wurde. Als das Kind anderthalb Jahre alt war, also im Sommer 1961, starb Marja Eriksson unter Umständen, die ihr kaum vergessen haben dürftet.« Rönn nickte sorgenvoll und zustimmend. Oder wirkte es nur so, weil er kurz vor dem Einschlafen war?
    »Haben wir nicht«, sagte Martin Beck. »Doch erzähl trotzdem weiter.«
    »Ja, an diesem Punkt kommt vielleicht Stig Nyman mit ins Spiel. Und Harald Hult, der zu der Zeit Erster Polizeikonstapel in Nymans Revier war. Auf deren Wache ist Marja Eriksson nämlich gestorben. In einer Ausnüchterungszelle in der Nacht zwischen dem 26. und 27. Juni 1961.«
    »Waren Nyman und Hult in dieser Nacht auf dem Revier?« fragte Martin Beck.
    »Nyman war anwesend, als sie hereingebracht wurde, ging aber bald danach nach Hause, der Zeitpunkt ist nicht genau festzustellen gewesen. Hult war in jener Nacht auf Streife, aber es ist sicher, daß er sich auf der Wache befand, als man ihren Tod feststellte.« Melander bog sich eine Heftklammer zurecht und fing an, seine Pfeife auszukratzen. »Bald danach wurde eine Untersuchung angeordnet und der Verlauf des Vorfalls rekonstruiert. Folgendes scheint geschehen zu sein: An dem Tag, also dem 26. Juni, war Marja Eriksson zusammen mit ihrer Tochter nach Vaxholm gefahren. Der Fotograf, beidem sie früher gearbeitet hatte, hatte sie gebeten, ihm bei einer Auftrags arbeit vierzehn Tage lang zu helfen, und während dieser Zeit sollte die Freundin das Kind zu sich nehmen. Am späten Nachmittag fuhr Marja zurück in die Stadt. Äke Eriksson hatte Dienst bis sieben Uhr abends, und sie wollte vor ihm zurück sein. Eriksson tat zu dieser Zeit wohlgemerkt nicht Dienst in Nymans Revier.« Martin Beck wurden langsam die Beine lahm, wie er da stand und am Aktenschrank hing. Da die beiden vorhandenen Stühle besetzt waren, ging er ans Fenster und lehnte sich gegen das Fensterbrett. Mit einem Nicken bat er Melander weiterzumachen.
    »Marja Eriksson war zuckerkrank und mußte regelmäßige Insulinspritzen haben. Nur wenige wußten von ihrer Krankheit, die Freundin in Vaxholm zum Beispiel hatte keine Ahnung davon. Marja Eriksson ging sehr sorgfältig mit den Spritzen um, schon weil sie wußte, daß sie anfällig war und nicht ungestraft leichtsinnig sein durfte. Aber ausgerechnet an diesem Tag hatte sie aus irgendeinem Grund die Spritze zu Hause vergessen.« Sowohl Martin Beck als auch Rönn ließen Melander jetzt nicht aus den Augen, so als ob sie ahnten, daß sie seine nächsten Worte genau überprüfen mußten.
    »Am Abend kurz nach sieben wurde Marja Eriksson von zwei Polizisten aus Nymans Distrikt entdeckt. Sie saß, scheinbar völlig apathisch, auf einer Bank. Sie sprachen sie an, kamen dann aber bald zu der Überzeugung, daß sie entweder unter Rauschgifteinfluß stand oder total betrunken war, schleppten sie zu einem Taxi und brachten sie auf die Wache. Beim Verhör sagten beide aus, daß sie nicht sicher gewesen seien, was sie dort mit ihr machen sollten, denn die Frau sei völlig unzurechnungsfähig gewesen. Der Taxifahrer sagte später, daß sie in einer unverständlichen Sprache geredet hätte, also Finnisch, und daß es im Wagen zu gewissen Handgreiflichkeiten gekommen sei. Die beiden Polizisten stritten das natürlich ab.« Melander machte eine lange Pause, in der er umständlich mit seiner Pfeife hantierte.
    »Tja, zuerst haben die beiden Konstapler ausgesagt, daß Nyman sich die Frau angesehen und ihnen befohlen hätte, sie in eine Ausnüchterungszelle zu stecken. Nyman bestritt, die Frau überhaupt zu Gesicht bekommen zu haben, und bei einem späteren Verhör hatten die Burschen es sich überlegt und sagten, daß Nyman wohl anderweitig beschäftigt gewesen sein mußte, als sie mit ihr eintraten. Sie selbst waren gezwungen gewesen, sich unverzüglich wieder auf den Weg zu machen, um einen anderen eiligen

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