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Das Ekel von Säffle

Das Ekel von Säffle

Titel: Das Ekel von Säffle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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gut.« Rönn gähnte.
    »Wer ist der Diensthabende hier?« fragte Martin Beck plötzlich.
    »Gunvald. Aber der ist vorhin losgefahren. Hält sich ja nie daran.«
    »Hier muß es doch noch mehr Leute geben?«
    »Ja, Strömgren.«
    »Und wo ist Melander?«
    »Zu Hause, nehm ich an. Der hat jetzt doch sonnabends frei.«
    »Wir wollen uns daran machen und unseren Freund Eriksson mal genauer unter die Lupe nehmen. Leider erinnere ich mich kaum noch an die Details zu seinem Fall.«
    »Ich auch nicht«, mußte Rönn zugeben. »Aber Melander kennt sie. Melander erinnert sich an alles.«
    »Sag Strömgren Bescheid, er soll alle schriftlichen Unterlagen über Äke Eriksson raussuchen. Und ruf Melander an und bitte ihn, daß er sofort herkommt. «
    »Das wird vielleicht nicht so einfach sein. Als stellvertretender Kommissar wird er seine Freizeit nur ungern opfern.«
    »Grüß ihn von mir.«
    »Ja, das kann ich machen«, sagte Rönn und schleppte sich aus dem Zimmer. Zwei Minuten später war er wieder da. »Strömgren sucht.«
    »Und Melander?«
    »Der kommt, aber…«
    »Was aber?«
    »Er war nicht sehr erfreut.« Das war schließlich auch zuviel verlangt.
    Martin Beck wartete. Vor allen Dingen darauf, daß Hult auftauchte. Und auch auf das Gespräch mit Fredrik Melander.
    Fredrik Melander war einer der wenigen unersetzlichen Leute im Dezernat für Gewaltverbrechen. Er war der Mann mit dem legendären Gedächtnis. Ein Trauerkloß, aber ein außergewöhnlich begabter Detektiv. Gegen , ihn kam die gesamte moderne Technik nicht an, denn Melander konnte im Verlauf weniger Minuten alles Wesentliche, das er über eine Person oder zu einem Thema gehört, gelesen oder gesehen hatte, zusammenfassen und es klar und übersichtlich in verständlicher Form vortragen.
    Das schaffte auf der ganzen Welt kein einziger Computer.
    Dagegen war er kein Mann der Feder. Martin Beck betrachtete einige Notizen auf Melanders Block. Die waren in einer verschnörkelten, ausdrucksvollen Handschrift abgefaßt und garantiert unleserlich.
    Rönn lehnte sich gegen den Rahmen der Tür und grinste. Martin Beck sah ihn fragend an:
    »Was gibt es denn zu lachen?«
    »Hm, ich denke eben daran - du suchst nach einem Polizisten und ich suche nach einem anderen Polizisten. Aber vielleicht meinen wir die gleiche Person.«
    »Die gleiche Person?«
    »Nein, so kann man's wohl doch nicht ausdrücken. Äke Eriksson ist Ake Eriksson und Palmon Harald Hult ist Palmon Harald Hult.« Martin Beck überlegte, ob es nicht doch das Beste sei, wenn er Rönn nach Hause schickte. Es war sogar fraglich, ob er sich nicht strafbar gemacht hatte, denn einer Vorschrift nach, die zu Beginn des Jahres in Kraft getreten war, durfte kein Polizeibeamter mehr als 150 Überstunden pro Jahr machen und höchstens 50 davon in einem Quartal. Theoretisch konnte es passieren, daß ein Polizist verbotene Überstunden leistete und trotzdem Gehalt dafür bezog. Eine Ausnahme gab es: In besonders schwierigen Situationen durfte gegen die Vorschrift verstoßen werden.
    War das ein solcher Fall? Immerhin möglich.
    Oder müßte er Rönn vielleicht festnehmen? Obwohl das Vierteljahr erst vier Tage zählte, hatte der seine Überstundenquote schon überschritten. Jedenfalls war das ein neuer Aspekt bei der Fahndungsarbeit.
    Im übrigen liefen die Ermittlungsarbeiten wie üblich. Strömgren hatte einen Haufen alter Akten herausgesucht und kam ab und zu mit weiteren Unterlagen.
    Martin Beck nahm sie mit wachsendem Widerwillen zur Kenntnis. Immer mehr Fragen tauchten auf, die er an Anna Nyman richten müßte.
    Aber er zögerte mit der Hand auf dem Hörer. War es nicht eine Zumutung, wenn er schon wieder anrief? Konnte er Rönn bitten, diesmal mit ihr zu sprechen? Aber dann war er sowieso gezwungen, später wieder anzurufen und nicht nur für Rönn, sondern auch für sich selbst um Entschuldigung zu bitten.
    Davor graute ihm noch mehr, deshalb riß er sich zusammen, hob den Hörer ab und wählte zum viertenmal die Nummer des Trauerhauses.
    »Ja. Nyman.« Die Stimme der Witwe klang jedesmal, wenn er anrief, ein wenig gefaßter. Alles schien langsam wieder seinen normalen Gang zu gehen. Wieder ein Beweis für die so häufig beobachtete Anpassungsfähigkeit des Menschen. Er faßte Mut und meldete sich: »Beck. Leider schon wieder.«
    »Aber wir haben doch erst vor zwanzig Minuten miteinander gesprochen…«
    »Ich weiß. Entschuldigen Sie. Fällt es Ihnen schwer, über diesen… Zwischenfall zu sprechen?« War ihm

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