Das Elbmonster (German Edition)
Schamröte ins Gesicht und noch mehr die Zornesfalten auf meine Stirn. Sie verkennen offenbar, dass sie ohne den Fleiß der Leute von der Abfallwirtschaft selbst im Dreck ersticken würden. Ihr persönliches Verhältnis zur Arbeit, namentlich zur körperlichen, ist ganz sicher erheblich gestört. Glücklicherweise sind das jedoch Ausnahmen, meist Schmarotzer, die gar nicht wissen, was es eigentlich bedeutet, sein tägliches Brot selbst zu verdienen.
Snobs gehören ihrem Wesen nach häufig auch dazu, denn ihr extravagantes Getue ist gleichermaßen widerwärtig, so empfinde ich es jedenfalls. Ferner begegnet man vereinzelt Emporkömmlingen, die hastig danach streben, ihre soziale Herkunft möglichst schnell zu vergessen. Ihre trächtige Karriere macht sie nicht nur selbstsicher, sondern obendrein auch überheblich. Dies wiederum bestätigt nur meine langjährige Erfahrung, dass Erfolg den Menschen oftmals mehr entlarvt als verändert.
Nicht zuletzt treffen wir manchmal Möchtegerngrößen, die sich derart überkandidelt und selbstgerecht zeigen, dass man sich mit ihnen lieber auf kein Wortgefecht einlassen sollte, denn wo die Dummheit geballt auftritt, hat die Vernunft kaum eine Chance. Bildhaft formuliert: Lass dich niemals mit einem Schwein auf einen Ringkampf ein, denn ihr werdet beide schmutzig, und das Schwein hat sogar Freude daran!
Offensichtlich ist übersteigertes Wohlstandsdenken und das damit einhergehende dünkelhafte Abheben vom normalen Alltag auch eine Art Krankheit, die freilich in der heutigen Gesellschaft weniger anerkannt wird. Doch wie verdreht sich verschiedene Zeitgenossen auch immer verhalten mögen, für mich war, ist und bleibt jede Berufstätigkeit ehrenwert, Hauptsache, man macht sie gut. Was wären wir denn ohne den Fleiß unzähliger Arbeiter? Man stelle sich nur einmal vor, beispielsweise die Intellektuellen müssten ihre Nahrung, Kleidung, Wohnung und was sie sonst noch an materiellen Gütern zur Sicherung des täglichen Lebens benötigen, ausschließlich selbst erzeugen, bevor sie zur speziell geistigen Tätigkeit schreiten könnten. Na dann, viel Erfolg!
Es ist hoffentlich allenthalben deutlich vernehmbar, dass ich ein „gelernter“ Ostdeutscher bin, dies allerdings nicht ganz ohne Zuversicht, denn schließlich geht die Sonne nach wie vor im Osten auf. Oder liegen gewisse Leute womöglich schon auf der Lauer, uns das auch noch streitig zu machen? Sie kamen ja unmittelbar nach der Wende scharenweise, Tausende von Glücksrittern, die uns noch mitten im Urwald wähnten, sich aber an dessen Nektar reichlich labten. Kennzeichnend dafür war unter anderem die anfängliche „Buschzulage“ für Beamte und Politiker, von denen einige in den alten Bundesländern ja bereits abgewirtschaftet hatten und demnach für dortige Verhältnisse fast chancenlos blieben. Bei uns hingegen arbeiteten sich die meisten schon bald zu neuen Helden empor. Nach ihrem selbstgefälligen Urteil wurden wir bedenkenlos als dumm, faul und gefräßig eingestuft und als Analphabeten sowieso. Und viele von uns glaubten anfangs, sie kämen als uneigennützige Helfer aus dem Lande der Brüder und Schwestern, wo doch fortwährend Milch und Honig flössen. Inzwischen wissen wir durch eigene Erkundung, dass dort auch nur mit Wasser gekocht wird, die Milch ebenso schnell säuert und der Honig gleichermaßen klumpig sein kann wie hierzulande und anderswo.
Man muss aber respektvoll anerkennen, dass sie (die Kapitalisten!) seit Langem eine beträchtlich höhere Arbeitsproduktivität ausweisen, und davon ist letztlich beinahe alles abhängig. Ferner ist uns mittlerweile hinreichend vertraut, dass außer jenen Hasardeuren, die gierig über uns herfielen und unsere Gutgläubigkeit skrupellos für ihre Zwecke nutzten, erfreulicherweise auch Persönlichkeiten in großer Anzahl zu uns kamen, die aufrichtig gewillt waren und sind, uns tatsächlich zu helfen. Ihnen kann man nicht genug danken. Sie zu achten ist Ehrensache, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie zu keiner Zeit auch nur den Anschein erweckten, unsere Würde zu verletzen, im Gegenteil, sie gaben uns Mut und Hoffnung. Ganz sicher gilt dies auch für die absolute Mehrheit der westdeutschen Bevölkerung, zumal ihr solidarisches Verhalten uns gegenüber durchaus bewunderungswürdig ist. Wer hätte vor nunmehr schon über zwanzig Jahren gedacht, dass wir so lange am Wirtschaftstropf hängen werden? Und ein genaues Ende ist bislang noch nicht abzusehen, wenngleich
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