Das Elbmonster (German Edition)
dafür schaffen, unsere niedrigsten Instinkte zu befriedigen, noch mehr allerdings, um den ständigen Geldhunger der Auftraggeber einigermaßen zu stillen. Namentlich das Privatfernsehen bedient sich fleißig unserer Anspruchslosigkeit.
Des Mammons Ruf nicht widerstehend, wollte uns letztens sogar eine Quotenkönigin der frühen 90er Jahre wieder beglücken. Nur gut, dass die auffallend quäkende Frau Schreinemakers trotz ihres monströsen Egos bei der Missgeburt „Big Diet“ eilends das Handtuch warf.
Es gelingt mir einfach nicht, mich an solchen Plattheiten zu erfreuen, weder optisch noch akustisch und erst recht nicht an ihrem meist sudeligen Inhalt.
Das wiederum ist hoffentlich nicht allein meiner eventuell altersbedingten Voreingenommenheit geschuldet, die mir gegebenenfalls den Blick dafür trübt und meinen Verstand vernebelt, sobald es um „kulturelle Errungenschaften“ neueren Datums geht, denen ich nicht vorbehaltlos zustimmen kann.
Und wie es scheint, führt der regelmäßige Konsum derartiger Programme notgedrungen zur mentalen Verarmung, die uns perspektivisch mit Sicherheit nicht zum Vorteil gereicht. Mehr noch: Es ist bereits jetzt deutlich vernehmbar, dass wir in punkto unserer einschlägigen Bedürfnisse teils immer primitiver werden, unsere geistigen und moralischen Ansprüche ständig sinken und wir daher allmählich verblöden. Oder lässt es sich eventuell auch positiv deuten, wenn zum Beispiel das „Dschungelcamp“ des RTL-Senders am 26. Januar 2008 mehr als sechs Millionen Zuschauer fesselte, obwohl vom ZDF fast gleichzeitig die traditionell gern gesehene Show „Wetten, dass ...?“ mit Thomas Gottschalk ausgestrahlt wurde? Sofern man dabei noch berücksichtigt, dass die entsprechenden Wildnisszenen nahezu ununterbrochen ekelerregend über die Mattscheiben glitten, müsste man schon ins Grübeln kommen.
Sind die Relationen heute anders? Keine Ahnung! Es interessiert mich nicht mehr! Ja, ich füge sogar hinzu: Nachdem ich am 23. März 2013 nochmals die Fernsehsendung „Wetten, dass …?“ unter Moderation von Markus Lanz verfolgte, werde ich künftig auch darauf verzichten. Ich empfand mehrere Einlagen als unangebracht, weil geschmacklos und sonach anmaßend gegenüber dem Zuschauer.
Im Vergleich dazu schalte ich lieber zum anscheinend klügsten Jauch der Nation, wenngleich auch seine Ratesendungen manchmal ziemlich langweilig wirken, sofern die Akteure praktisch unendlich schwafeln und sich nicht entscheiden können. Weit schlimmer: Das bewährte Prinzip wird von einfallslosen Möchtegernen in Gestalt medialer Imitatoren skrupellos kopiert, hernach ohne eigenes Profil als billiger Abklatsch auf dem Bildschirm gebracht, und nun kursiert es als verlockende Massenware wie eine Seuche in unseren heimischen Gefilden. Dessen ungeachtet verhilft es wahrscheinlich vorübergehend selbst den laienhaftesten Nachahmern (von denen wiederum einige rasch an Format gewinnen) ohne besondere Anstrengung zu den erwarteten finanziellen Einnahmen. Um etwas anderes geht es ja schließlich nicht.
Doch auch das ist Schall und Rauch, denn anzunehmen, man könne durch irgendwelche Quizrunden umfassend bleibendes Wissen vermitteln, ist ein fataler Irrtum. Mit Pädagogik hat das absolut nichts zu tun, weil deren Lehrsätze (didaktische Prinzipien) vollkommen anders lauten. Daran wird auch der hoch geschätzte Günti nichts ändern, und mag er die beliebte Fernsehshow „Wer wird Millionär?“ oder ähnliche Sendungen noch so clever moderieren. Dies gilt natürlich auch für Jörg Pilawa, der verdientermaßen inzwischen ebenfalls schon zu einer Lichtgestalt aufrücken konnte.
Vom üblichen Heiapopeia-Klamauk, den landestypisch erbärmlichen Events, wollen wir gar nicht erst reden. Einverstanden? Merci (danke)!
Früher wurde jedenfalls mehr Bildung vermittelt. Dagegen muss Fernsehen heute in erster Linie unterhalten, dem schnöden Mammon dienen. Aber Geld stinkt ja bekanntlich nicht, uninteressant, woher es kommt und wie man es erwirbt, Hauptsache, man hat welches, denn mit ihm lässt sich vieles erreichen und beherrschen. Gebührenderweise ist wenigstens nicht alles käuflich, sonst würden sich die Reichen und Mächtigen auf Kosten der Armen und Schwachen spornstreichs ganz Arkadien sichern, das dichterische Land fortwährender Glückseligkeit auf Erden.
Um jedoch niemandes Gerechtigkeitssinn zu verletzen, zumindest nicht absichtlich, blicken wir noch einmal kurz ins Hohe Haus!
Zweifellos
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