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Das elektronische Glück

Titel: Das elektronische Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dieverse Autoren
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entstanden, damit die Menschheit von all dem Seltsamen und Rätselhaften befreit und ihr der Glaube an sich selbst und an die Naturgesetze gegeben würde. Die Menschheit ist längst erwachsen. Das ganze Leben lang habe ich das Wissen und die Wissenschaft gepriesen. Und plötzlich fing ich an zu zweifehl. Bei der Suche nach einem Ausweg ist meine Logik in ein Labyrinth geraten. Sollte ich annehmen, daß mein erdachter Planet wirklich existiert und ich allen Gesetzen der Logik zum Trotz die reale Existenz eines gewissen Reisenden namens Raurbef erraten habe? Ich selbst habe mir diesen Namen ausgedacht. Und das kann ich Ihnen beweisen. Ich habe meine Erzählung im Februar geschrieben. Lesen Sie das Wort Februar rückwärts, von rechts nach links. Daher also der Name Raurbef. Und Sie wollen mich überzeugen, Sie seien eine Realität.«
     »Zufällige Übereinstimmung«, unterbreche ich ihn, »reiner Zufall. Suchen Sie immer noch Beweise? Aber würden Sie sie ernsthaft suchen, wenn jemand Ihre Realität anzweifelte? Suchen Sie nicht, es wird Ihnen ohnehin nicht gelingen, mich davon zu überzeugen, daß ich ein Scharlatan oder Clown sei.«
     »Aber was sind Sie dann?«
     »Und was sind Sie?«
     »Ich bin Astrobiologe und Schriftsteller. Jeder Leser kann das bestätigen. Doch wer kann bestätigen, daß Sie nicht Larionow sind, sondern jener andere, der durch das Spiel meiner Phantasie entstanden ist? Wer kann das bestätigen?«
     »Bestätigen?« wiederhole ich. »Mein Gedächtnis. Im Gedächtnis liegen ja die Wurzeln, die Quellen jeder Persönlichkeit, jedes Ichs. Wie anders könnte ich mich an all das erinnern, was ich erkannt und erlebt habe, bevor ich zur Erde geflogen kam?«
     »Das haben Sie sich ausdenken können.«
     »Nein, Ausdenken und Gedächtnis sind nicht dasselbe. Ich erinnere mich an meine Kindheit und Jugend. Sie haben sich nicht hier auf der Erde abgespielt. Tausende Ereignisse und Umstände sind in meinem Gedächtnis aufbewahrt. Ausdenken kann man sich eine Sache oder sogar ein Gefühl, doch Vater, Mutter, Brüder, Schwestern, Großvater und Großmutter kann man sich nicht ausdenken; aus dem Nichts kann man nicht jene erschaffen, die einen selbst erst in die Welt gesetzt haben. Ich sehe das Haus förmlich vor mir, über dessen Schwelle ich zum erstenmal in die Welt getreten bin.«
     »Wo steht denn dieses Haus?«
     »Viele Lichtjahre von hier. Vor dem Tor gab es einen Fluß. Und vor dem Fenster stand ein Baum. Vielleicht steht er noch immer dort und wartet auf meine Rückkehr. Der geliebte Baum meiner Kindheit. In den Zweigen dieses Baumes sangen für mich das erstemal die Vögel. Ich würde viel darum geben, wenn ich noch einmal ihren Gesang hören könnte.«
     »Das, wovon Sie erzählen, hätte auch auf Erden geschehen können. Auch hier gibt es Häuser, Flüsse und Bäume, in deren Zweigen die Vögel singen.«
     »Sie möchten, daß ich mich an das erinnere, was es auf Erden nicht geben kann? Die Dilnea ist der Erde allerdings sehr ähnlich…«
     »Ja«, unterbricht er mich; es ist, als ob er den Faden unseres Gespräches verlören hätte. »Das haben mir die Kritiker und Leser nicht selten zum Vorwurf gemacht. Sie warfen mir Mangel an Phantasie vor.«
     »Was hat das damit zu tun«, sage ich kühl. »Die Dilnea ist eine Realität, sie ist unendlich realer, als Sie es sind und Ihre Leser. Sie waren noch nicht auf der Welt, da hat sie bereits existiert, und wenn Sie nicht mehr dasein werden, wird sie immer noch existieren.«
     »Sie erinnern sich nur immerzu«, unterbricht er mich wieder. »Aber bisher haben Sie noch nichts angeführt, was mich umstimmen könnte.«
     »Ich erinnere mich nicht deswegen, um, Sie umzustimmen.«
     »Weshalb dann?«
     »Deshalb, um selbst etwas, was existiert, zu verstehen und zu fühlen. Niemand von all den Schriftstellern auf der Erde hat die Abhängigkeit des Menschen von seiner Umgebung besser begriffen als Balzac, Balzac hat etwa folgendes gesagt: ›Über all das können sich die Menschen, die von den Gesetzen der Zeit, des Ortes und der Distanz gefesselt sind, nur schwer eine Vorstellung machen.‹ Das ist sehr gut gesagt! Was meinen Sie?«
     »Balzac hat das zu einer Zeit gesagt, als die Menschen noch in Postkutschen reisten.«
     »Um so erstaunlicher. Er hat also die Möglichkeit des Sieges über die Gesetze der Zeit, des Ortes und der Entfernung vorausgesehen!«
     »Diese Gesetze sind unerschütterlich geblieben.«
     »Für Sie, die

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