Das Elixier der Unsterblichkeit
verlassen. Er begegnete ihrem Blick, der entschlossen und furchtlos war, und wusste nicht, was er sagen sollte. Plötzlich schlug eine Woge von Wut über ihm zusammen und er verlor die Fassung. Er fühlte, wie sich seine Muskeln spannten und wie sein ganzer Körper von einer Kraft durchströmt wurde, die sich in seinem Geschlechtsorgan und im Bauch sammelte. Er warf sich über Arabella, riss ihr das Kleid herunter, drang mit unbändiger Kraft in sie ein und biss sie in die Lippen, bis sie blutete.
»Dreckskerl«, sagte sie voller Verachtung und zerkratzte ihm das Gesicht. »Viele bessere Männer als du haben mit mir geschlafen, seit wir geheiratet haben, und keiner hatte es nötig, Gewalt anzuwenden, um mich zu bekommen«, bemerkte sie mit der Beherrschung einer Wildkatze. »Sie sagen alle, dass sie noch nie etwas so Herrliches erlebt haben wie meinen feuchten Schoß. Das ist es, was ich hören will, auf jeden Fall nicht dein Keuchen in meinem Ohr. Außerdem schenken sie mir größere Befriedigung, als du sie mir jemals hast geben können.«
Arabellas Worte machten Rudolf noch rasender. Er griff ihr an die Kehle. »Ich drücke zu«, drohte er, »bis dir die Zunge aus deinem schmutzigen Mund heraushängt.«
Ein unartikuliertes Stöhnen drang zwischen Arabellas Lippen hervor.
Rudolf stand auf und knöpfte seine Hose zu. Er hob Arabella hoch und trug sie zu einem abseits gelegenen Zimmer. Dort warf er sie auf den Fußboden und schloss die Tür von außen ab.
Als Rudolf sich beruhigt hatte, spürte er eine gewisse Reue und ahnte, dass er sich entschuldigen sollte. Es war ihm klar, dass die Angst, sie zu verlieren, ihn die Beherrschung hatte verlieren lassen. Während seines einsamen Abendessens überlegte er, was er tun konnte, um Arabella zu besänftigen und sie dazu zu bringen, sich auf Biederhof wohl zu fühlen. Aber ihm fiel keine Lösung ein und er beschloss, die Sache zu überschlafen und bis zum nächsten Morgen zu warten.
Arabella war schwer gekränkt und kochte vor Wut. Sie ertrug es nicht mehr, dass Rudolf ein solcher Flegel war, ungehobelter als die meisten Männer, denen sie begegnet war. Sie trat gegen die Tür und schwor sich, dass er sie nie wieder so behandeln würde. Sie war nicht sein Eigentum. Nach vielen Mühen schaffte sie es, mit einer Haarnadel das Türschloss zu öffnen, und floh noch in derselben Nacht nach Wien.
Rudolfs Enttäuschung war bodenlos, als er am nächsten Morgen entdeckte, dass Arabella verschwunden war. Sein Herz schlug so heftig, dass er Atemnot bekam. Sein böhmischer Diener Bohumil lächelte ihn mitleidig an. In all den Jahren, die der alte Bediente Rudolf schon kannte, hatte er ihn nicht so niedergeschlagen gesehen. Er fragte, ob er dem Prinzen etwas zu trinken bringen könne. Rudolf bat um ein großes Glas Cognac.
Das männliche Selbstgefühl ist eine empfindliche Pflanze, die ständig begossen werden muss, um nicht zu verdorren. Rudolf begoss sie mit Alkohol. Nachdem er eine Woche lang enorme Mengen Wein und Cognac in sich hineingeschüttet hatte, ließ er eine Kutsche anspannen, um nach Wien zu fahren. Rudolf saß in die weichen Polster zurückgelehnt und dachte mit geschlossenen Augen an Arabella. Er spürte, wie die Liebe zu ihr wieder aufflammte, und war fest entschlossen, sie zurückzuholen.
Aber nichts wurde so, wie er es sich vorgestellt hatte.
EIN ABEND IM HOFBURGTHEATER
Ein Diener wurde ausgesandt, um Arabella zu finden. Es war schon dunkel geworden, als er in das biedersternsche Palais zurückkehrte. Der Lakai klopfte an die Tür, erhielt aber keine Antwort. Nach ein paar Minuten öffnete er behutsam die Tür und erblickte zwei leere Weinflaschen auf dem Tisch. In einem Sessel am offenen Feuer erkannte er die Silhouette des Prinzen. Von einer Zigarre in seiner rechten Hand stiegen Rauchringe auf. Der Lakai räusperte sich und berichtete, er habe aus sicherer Quelle erfahren, die Gemahlin des Prinzen werde an diesem Abend in Gesellschaft des Fürsten Schwarzenberg das Hofburgtheater besuchen.
Als Rudolf dies hörte, packte ihn blinde Wut. Er war überzeugt, dass Arabella Schwarzenbergs Geliebte war. Das schmerzte ihn umso mehr, als der Name Schwarzenberg ihm so tief verhasst war. Er beschloss, sofort ins Theater zu fahren.
Es war der große Theaterabend der Saison, ein soziales wie künstlerisches Ereignis. In dem voll besetzten hufeisenförmigen Saal herrschte andächtige Stimmung. Seine Majestät Ferdinand wurde fünfzig Jahre alt. Zur Ehre des Kaisers
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