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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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hatte, dass er gelogen hatte, was seine Natur anging, dass er ein anderer Mensch war, als sie gedacht hatte, kränkte sie tief. Was er ihr geöffnet hatte, war nur ein kleiner Teil seines Inneren: Den anderen Teil, den alles überschattenden, teilte er mit einem jungen Mann. Nach einer Weile brach Chiara das Schweigen. Sie bat Guido, den Raum zu verlassen, ihr aus den Augen zu gehen, denn sie habe keine Kraft mehr, sich mit ihm zu befassen. Eine merkwürdige Reaktion von einer Frau, die ihre Umgebung stets mit großer Klarheit betrachtet hatte.
    General von Wartenburg weigerte sich, auf Amschels Vorschlag einzugehen. Er bedauerte zutiefst, dass sie in diese furchtbare Situation geraten seien, die auch ihre Freundschaft in Gefahr bringe. Die Umstände zwängen ihn dazu, den guten Namen und den Ruf seiner Familie zu verteidigen. Um der Ehre willen, wie er es ausdrückte, müssten sie sich demütig mit ihrem Schicksal abfinden.
    »Lieber Bankier«, sagte er, »versuchen Sie, das Duell aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Schließlich bin ich großzügig genug, Guido eine Möglichkeit zu geben, ein für alle Mal zu zeigen, dass die Legende von der Feigheit der Juden nur eine Legende ist.«
    Ehe Amschel antworten konnte, schlug der General die Hacken zusammen und stellte die obligatorische Frage: »Wo und wann können meine Sekundanten Ihrem Stiefsohn ihre Aufwartung machen?«
    Die einzige im Hause, mit der Guido gesprochen hatte, war Angela, die immer den Schleier der Nachsicht über einem Menschen ausbreitete, der einen Fehler begangen hatte. Doch jetzt lehnte er ihr Angebot ab, über das zu diskutieren, was sie »sein Unglück« nannte.
    Amschel hatte keine Zeit für ihn; zu beschäftigt war er, den Skandal und die negativen Auswirkungen der Gerüchteküche auf die Bankiersgeschäfte, die sein Vater aufgebaut hatte und die nun von ihm geleitet wurden, zu begrenzen.
    Die Mutter hatte sich in ihrem Arbeitszimmer eingeschlossen und weigerte sich, ihn zu sehen. Der Bruder Gerard studierte in Berlin.
    Anton war zu seinem Onkel nach Preußen geschickt worden, sodass Guido keine Möglichkeit hatte, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Dort hatte Anton, so enthüllte ein wohlwollender Lakai, sich von seinem Onkel überreden lassen, eine Baronesse von Proschwitz zu heiraten, eine Cousine dritten Grades mütterlicherseits, die dumm und bar jeglicher Anmut war. Diese Verbindung tat Guido unsagbar weh. Er trauerte ob der Aussicht, seinem Geliebten vielleicht niemals wieder zu begegnen, und wurde von einer tiefen Angst ergriffen. Wenn er nachdachte, wurde ihm klar, dass niemand bessere Voraussetzungen dafür hätte, ihn zu verstehen, als seine Mutter. Musste sie doch von der gleichen Angst geplagt gewesen sein, als sein Vater als Gefangener in der Conciergerie gesessen hatte. Doch er war bei ihr in Ungnade gefallen, und das Schweigen und ihre Ablehnung waren die strenge Strafe für sein schändliches Verbrechen. Das führte dazu, dass seine Trauer und seine Einsamkeit sich noch steigerten. Außerdem befürchtete er, dass die Sekundanten des Generals ihn jeden Moment aufsuchen würden.
    Guido machte sich keine Illusionen mehr über seine Zukunft. Seine Sehnsucht danach, die Stimme seines Geliebten zu hören und seine weiche Haut zu spüren, war zu überwältigend geworden, ebenso wie der Schmerz darüber, dass seine Mutter sich von ihm abgewandt hatte. Er beschloss, zum Tode verurteilt, ihr einen letzten Gruß zu senden. Er schrieb der Mutter, sie habe recht, auch wenn die Leute hinter ihrem Rücken gelacht hätten, wenn sie in vollem Ernst behauptet hatte, ein Strohhalm, wenn man ihn in den Main werfe, würde sofort sinken.
    Dann ging Guido zur südlichen Ecke des großen Gartens, wo das aschgraue Wasser des Mains langsam vorbeizog, und ertränkte sich im Fluss.
DER TRAUM VON EINEM SOHN
    Gerard spezialisierte sich auf das komplizierte Regelwerk der internationalen Rechtswissenschaft. Das hatte vor ihm in der rothschildschen Bank noch niemand getan. Ihm wurde eine strahlende Zukunft vorausgesagt. Er heiratete Dinah, eifrig unterstützt durch Amschel, denn Dinahs Vater gehörte das Bankhaus Oppenheimer. Die arrangierte Ehe trug bald Früchte. Ein Jahr später wurde der Sohn Jakob geboren.
    Aus einem für mich unbekannten Grunde sprach mein Großonkel fast nie über Chiaras älteren Sohn. Er erzählte nur, dass Jakob, kaum der Wiege entwachsen, Vater und Mutter verlor.
    Die Krawalle begannen am 2. August 1819 in Würzburg. Innerhalb

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