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Das Elixier der Unsterblichkeit

Das Elixier der Unsterblichkeit

Titel: Das Elixier der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Gleichmann
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Er hielt Faraj fest und drückte sein Gesicht auf den Boden. Faraj versuchte sich zu befreien, doch Muhammed war stärker. Faraj begann zu weinen. Da spuckte Muhammed ihm auf den Kopf und zog einen Dolch. Nach wenigen Minuten war der Kampf beendet. Muhammed stand auf, trat ein paar Schritte zurück und sah zu, wie das Leben aus dem Körper des Bruders entwich.
    Muhammed fühlte Erleichterung und Freude. Es war bedeutend leichter gewesen, Nedjmaas Plan ins Werk zu setzen, als er befürchtet hatte. Nicht eine Spur von Schwäche. Wahrhaftig, er war ein Mann der Tat. »Endlich bin ich frei von meinem Bruder«, stellte er zufrieden fest. Er setzte sich aufs Bett und war sehr müde. Sein Körper fühlte sich schwer an. Guter Schlaf, regelmäßige Verdauung, dachte er. Bevor er einschlief, hörte er, wie die Gänge von Schreien und Weinen widerhallten.
DAS GESTÄNDNIS
    Muhammed verließ Málaga im Morgengrauen und ritt zurück zum Palast seines Vaters. Ein in grüne Livree gekleideter Lakai geleitete ihn in den Thronsaal, wo der Sultan saß, großartig und furchterregend.
    Ohne Umschweife gestand Muhammed, seinen Bruder getötet zu haben. »Ich habe in Notwehr gehandelt«, erklärte er. »Faraj hatte meine Konkubine geraubt, eine Frau, deren Schönheit für mich das höchste Mysterium bedeutet. Ich stellte ihn zur Rede. Er log mir ins Gesicht. Da sagte ich ihm, dass ich mit eigenen Augen gesehen hätte, wie ihre Körper ineinandergeflossen seien. Ich war aufgebracht, es mag sein, dass ich geschrien habe. Plötzlich zog Faraj seinen Dolch und wollte ihn mir in den Leib stoßen. Es ist wohl mehr meinem glücklichen Stern als meiner Schnelligkeit zu verdanken, dass ich seinem Dolch ausweichen konnte. Glaubt mir, Vater, ich bin aufrichtig. Ich schwöre, dass ich in Notwehr gehandelt habe.«
    Muhammed rechnete damit, einem strengen Verhör unterzogen zu werden. Doch sein Vater war von Trauer überwältigt und schwieg. Er starrte seinen Sohn an, beobachtete die eiskalten Augen, den kraftvollen, schlanken Körper, den schwarzen Schnauzbart. Es schmerzte ihn, keinen Funken von Trauer in Muhammeds Augen zu sehen. Aber am meisten schmerzte ihn, dass sein Sohn, sein eigen Fleisch und Blut, ihn nicht durch Ehrlichkeit ehrte, sondern ungehemmt log. Er wusste, dass Muhammeds angebliche Aufrichtigkeit in Wirklichkeit List und Berechnung entsprang.
    Der Sultan sagte: »Die Lüge verbrennt den Willen des Himmels, den Willen Gottes. Ich will glauben, dass du aufrichtig bist, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Die Wahrheit, so wie du sie siehst. Die Gründe, die ein Mensch haben mag, um einen anderen Menschen zu hassen und zu töten, sind zahlreich. Aber du und Faraj, ihr hattet doch sonst keine Konflikte.«
    »Vater«, sagte Muhammed und fiel auf die Knie, »ich hatte nie die Absicht, etwas Böses zu tun. Meine Hände mit Farajs Blut zu beflecken war das letzte, was ich wollte. Ich habe in Notwehr gehandelt.«
    Der Sultan machte Muhammed ein Zeichen, sich zu erheben: »Wer nichts Böses im Sinn geführt hat, der hat auch nichts zu fürchten.«
    »Ich habe nichts zu fürchten und auch nichts, dessen ich mich schämen müsste«, erwiderte Muhammed schnell. »Es war alles Farajs Schuld. Ich weiß nicht, was über ihn gekommen ist. Ich weiß nicht, warum er mir meine Konkubine nehmen wollte oder warum er sich wie ein Wahnsinniger auf mich gestürzt …«
    »Nenne deinen Bruder nie wieder einen Wahnsinnigen«, brüllte der Sultan. Er hielt kurz inne und fuhr dann in milderem Tonfall fort: »Ich kann nicht verstehen, dass Faraj, der zu einem guten Muslim erzogen worden ist, dich am Tag des Aschura angegriffen hat. Es ist ein Tag des Fastens, der Gebete und der tiefen Trauer im Gedenken an das Martyrium des Imams Hussein. Kein Rechtgläubiger darf im Monat Muharram Waffen tragen. Faraj war wohl vom Fasten verwirrt und sein Verstand war verdunkelt.«
    Der Sultan erhob sich, ermahnte Muhammed zum Gebet und zog sich in seine Bibliothek zurück
VIER ABENDESSEN
    Vierzig Tage später rief der Sultan seine beiden Söhne Muhammed und Nasir zu sich. Er betrachtete sie forschend einige Sekunden, bevor er zu sprechen begann:
    »Nach einer von Schweigen und Nachdenken erfüllten Trauerzeit verlangt es mich zu wissen, welche Art Männer ihr seid. Jeder von euch soll mir zwei Mahlzeiten zubereiten. Die erste soll das beste Essen beinhalten, das die Erde zu bieten hat. Bei der zweiten sollt ihr mir das Schlechteste servieren, das euch einfällt.«
    »Verzeiht

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