Das Ende Der Ausreden
wir nicht getroffen. Und den Ärger befeuern wir damit, dass wir die andere Haltung zu Ordnung negativ interpretieren und bewerten: »Der will mich nur ärgern!«, »Der sieht das absichtlich nicht!«, »Der ist faul.«
Erzählen Sie sich eine neue Geschichte
Natürlich wäre es fabelhaft, wenn Sie vor lauter Souveränität und Weitblick gar keine Lieblingsgefühle mehr produzieren müssten. Sehr unwahrscheinlich, dass Ihnen das gelingen kann. Es wäre aber schon sehr gut, wenn Sie zunächst einmal herausfinden, was Ihre persönlichen Lieblingsgefühle sind.
Schauen Sie sich diese Empfindungen, mit denen Sie gewohnheitsmäßig zur Verkomplizierung Ihres Alltags beitragen, genau an. Achten Sie darauf, wie sie sich in Ihnen breitmachen und wie Sie dann den Impuls spüren, sich zu rechtfertigen oder anzugreifen, sich zurückzuziehen oder sich bei einem Dritten bitter zu beklagen.
Fragen Sie sich, aufgrund welcher Interpretation und/oder welcher Erwartung Sie in Ihr Lieblingsgefühl driften, und schauen Sie, was übrig bleibt, wenn Sie die Interpretation zur Seite und Ihren Anspruch fallen lassen. Wenig vermutlich. Das war mal wieder eine Neuauflage eines uralten Stücks. Wie wäre es mit einem neuen Programm? Wenn Sie Ihre Lieblingsgefühle als das verstehen, was sie sind – nämlich Zeitzeugen früher Erlebnisse mit bedingter Liebe -, dann können Sie ihr Auftauchen als Hinweis verstehen, zunächst mal zu schauen, was wirklich los ist, und dann erst zu reagieren. Dann würden Fragen möglich wie »Wie hast du das gemeint?«, und Sie könnten sich auf das besinnen, was Sie möchten, statt mit enttäuschten Erwartungen um sich zu werfen. Plötzlich wäre das Spiel um viele mögliche Varianten reicher.
25 Den Tunnelblick öffnen: Wie Sie Ihre Aufmerksamkeit erweitern
Wenn Ihnen ein Fingernagel einreißt, und Sie haben keine Feile dabei, oder wenn Sie ein kleines Loch im Zahn spüren – dann scheint die ganze Welt auf den Fingernagel oder diese winzige Stelle zu schrumpfen. Etwas anderes hat kaum noch Platz in Ihrer Wahrnehmung, Sie suchen zum vierten Mal die Handtasche durch, die Zunge geht immer wieder zum Zahn. Das Gleiche gilt für eine Laufmasche, einen Tomatensoßenfleck auf der weißen Bluse, einen Pickel, eine schlagfertige Antwort, die Ihnen nicht eingefallen ist, oder die Frage, wie Ihnen dieses Missgeschick passieren konnte.
Dieses Phänomen nennt man Aufmerksamkeitsverengung.
Unser Ego hat eine spezifische Art, unsere Aufmerksamkeit zu fokussieren; man spricht auch von einem mustertypischen Aufmerksamkeitsstil. Energy flows where attention goes - die Energie wird durch unser Interesse, unsere Aufmerksamkeit gelenkt.
Uns interessieren in der scheinbar gleichen Situation nun mal ganz unterschiedliche Aspekte. Hast du gesehen, was Peter für eine neue Uhr hat, fragt er seine Frau. Nein, sagt sie, aber hast du bemerkt, dass Evelyn besorgt schien? Nein, wieso? Das kennen Sie sicher.
Wenn wir etwas tun, bei dem wir uns nicht konzentrieren müssen, vielleicht beim Kartoffelschälen, Einschlafen oder in einem langweiligen Meeting, dann hat unsere Aufmerksamkeit jenseits aktueller Ereignisse eine Route, die sie gewohnheitsmäßig einschlägt, so wie ein Pferd in den heimatlichen Stall trottet. Es kennt den Weg.
Manchen Menschen fällt, wenn sie ihren Gedanken freien Lauf lassen, automatisch ein, was sie neulich nicht optimal gelöst haben. Samt dem schlechten Gewissen oder der Beschämung, die sie bei der Erinnerung überfällt. Bei anderen zieht es die Gedanken dahin, wen sie anrufen und trösten und aufbauen sollten. Wieder andere konzentrieren sich unwillkürlich darauf, was sie tun müssen, um eine Situation klarzustellen und die Machtverhältnisse geradezurücken.
Jeder von uns unterliegt einem solchen unwillkürlichen Sog und nimmt die Wirklichkeit durch das jeweilige Muster gefiltert und spezifisch eingeengt wahr.
Die dritte Übung, um das Ego aufzumischen, besteht darin, diese ritualisierte Aufmerksamkeit wahrzunehmen und sie dann in eine andere Richtung umzulenken. Um dann festzustellen, was sich auf diese Weise lockern darf.
Für jedes Persönlichkeitsmuster gibt es eine Empfehlung, wohin es die Aufmerksamkeit sinnvoller hinlenken könnte, um dem ewig gleichen, letztlich enervierenden Beschäftigungsprogramm eine erfreuliche Abwechslung entgegenzusetzen.
Wenn Sie zu den Perfektionisten (Typ 1) gehören, können Sie, statt sich auf die Unvollkommenheit der Welt zu konzentrieren, ganz
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