Das Ende Der Ausreden
in den Vordergrund spielen, laut sein und gerne viel reden?
Entscheidend ist allein die Frage: Wieso nervt mich das?
Denn es stört ja mich . Es ist keine absolute Störung des Weltgeschehens, andere finden es sympathisch, wieder andere bewundern es, noch anderen fällt es gar nicht auf. Aber mich nervt es, also hat es doch – ob ich will oder nicht – mit mir zu tun.
Noody ist ein Kunstname, Noody ist nobody.
Noody bin ich. Noody sind Sie.
Mein Noody ist natürlich keine objektive Beschreibung oder Charakterisierung dieser Frau. Es ist in erster Linie mein Bild der Kollegin. Das Bild, das ich mir mache und das etwas in mir auslöst – was ich allerdings ihr anlaste.
Diese Unterscheidung treffen wir im Alltag nicht. Du nervst mich, weil du das und das tust oder nicht tust. Ist das so?
Wir sind dadurch genervt, wie wir etwas hören und empfinden. Wenn Sie gelassen und glücklich sind, überhören Sie dann nicht locker den milden Tadel Ihrer Mutter, die mit diesem unnachahmlichen Ton fragt, wann Sie denn endlich einmal wieder mit mehr Zeit zu einem Besuch kämen? Sie sind bei sich und Ihrem guten Gefühl, und der Unterton dringt nicht durch. Er mag da sein, aber er trifft Sie heute nicht – weil Sie ihm keine Bedeutung geben. Und prompt hat er keine Kraft.
Ohne meine Mithilfe, meinen Beitrag kann meine Kollegin mich nicht nerven. Also: Was ist mein Anteil?
Die Noody-Übung besteht aus zwei Teilen.
Teil 1 der Übung: Streichen Sie alle Eigenschaften an, die auch auf Sie selbst zutreffen
Was habe ich mit meinem Noody gemeinsam?
An dieser Stelle stöhnt fast jeder im Seminar. Ich auch. Regelmäßig muss ich entdecken, dass ein nicht kleiner Prozentsatz der aufgelisteten Scheußlichkeiten auch auf mich zutrifft. Und Ihnen wird es genauso gehen. Wir befinden uns mehr oder weniger gut gerüstet im Land des blinden Flecks … Dabei sollten wir gar nicht erst versuchen uns einzureden: »Ja, aber sooo schlimm ist es bei mir nicht. Bei mir ist es eleganter, subtiler, seltener.« Geschenkt.
Bei meinem Noody und mir ist es so: Ich bin zwar nicht laut, aber natürlich spiele ich mich auf meine Art in den Vordergrund. An vielen Tagen mache ich beruflich nichts anderes; ich unterrichte, moderiere, referiere vor Publikum. Ich flirte auch chronisch, mit Männern, Frauen und Kindern. Sogar Hunden. Mein Mann behauptet – was mich schmerzt – dass ich ihm in Gesprächen auch oft ins Wort falle. Ich finde natürlich: fast nie. Hilft nichts. Ich muss also auf meiner Noody-Liste wirklich viel anstreichen.
Eine enorme Provokation: Ich soll so sein wie die Person, die mich so auf die Palme treibt? Nein, das ist ja absurd. Aber genauso ist es. Im Schnitt treffen zwischen 50 bis 80 Prozent der Noody-Punkte auch auf uns selbst zu. Da schreibt bei der Übung ein sehr gut aussehender Mann das Wort »Schönling« auf, eine tempobetonte Frau »hektisch/ungeduldig«, eine Frau mit schwerem süddeutschem Akzent notiert »furchtbarer Dialekt«, eine Frau, die keine Konfrontation auslässt, bemängelt »aggressiv«. Und man hört es und denkt: Sonderbar, so sind die doch selbst, was stört die denn jetzt?
Die Störung stammt aus der Leugnung, dem Wegschauen oder der anderen Wahrnehmung der eigenen Persönlichkeit. Manchmal können wir das nicht selbst erkennen. Wir bestehen darauf, dass es da keine Ähnlichkeiten gibt. Da brauchen wir dann mutige Partner, die uns den Zahn ziehen. Denn die anderen können die Parallelen natürlich leichter, unbefangener wahrnehmen als wir selbst. So wie auch wir es bei ihnen leichter sehen.
»Mein Bruder«, sagt eine Frau, »redet immerzu im Superlativ. Furchtbar. Bei dem ist nichts normal, da muss alles immer außerordentlich sein.« Drei Minuten später erzählt sie von dem Restaurant, in dem sie gestern war. Das war nicht »gut«, es wurde nicht »solide« gekocht, und der Service war nicht »aufmerksam«. Nein, die Location war »sagenhaft«, das Essen »das beste in Hamburg und Umgebung«, und dieser Kellner, der war »einfach zum Niederknien« …
Bei anderen, wie gesagt, kann man da sehr hellsichtig sein. Wenn man selbst gerade in Rage ist, merkt man nicht, wie man unabsichtlich, aber sichtbar, auf sich selbst zurückdeutet. Wenn ich so richtig empört bin über jemanden, dann verrate ich viel mehr über mich als über den anderen.
Teil 2 der Übung: Finden Sie den positiven Kern dessen, was Sie ablehnen
Nun kommt ein Aspekt, der noch schwieriger zu erkennen und anzuerkennen ist. Wenn Sie
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