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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Roser
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natürlich sehr gelegen, sich auf die Dünnhäutigkeit des anderen herauszureden.

»Den kannst du nicht ändern«
    Ebenso häufig, wenn wir einem Konflikt ausweichen, wird eine andere Ausrede verwendet: »Den änderst du nicht!« Heißt: »Das bringt nichts, etwas zu ihm zu sagen. Der nimmt sich das sowieso nicht zu Herzen. Der will oder wird sich nicht umstellen.« Das muss dann als Begründung dafür herhalten, dass ich nicht sage, was mich stört.
    Natürlich ist die Aussage an sich richtig. Tatsächlich kann ich einen anderen nicht ändern. Der ändert sich selbst oder er bleibt, wie er ist.
    Aber ich will ja etwas, ich möchte, dass der andere etwas tut oder lässt oder anders macht. Dafür muss ich es zunächst einmal sagen, muss – aus Sicht des anderen! – gute Argumente haben und ich muss mich persönlich einbringen. Ich muss in eine Verhandlung treten und das Risiko eingehen, ein Nein zu hören. Das haben wir nicht so gerne. Die mangelnde Änderungsbereitschaft des anderen vorzuschieben, ist daher sehr bequem. »Ich kann ja gar nichts machen, der ist so vernagelt …!«
    Man könnte beruflich wie privat eine ganz einfache Formel anwenden, die bei der kirchlichen Trauung etwa so an die Gemeinde gerichtet wird: »Wer jetzt nichts sagt, soll fortan schweigen!«
    Wenn es mir nicht wirklich wichtig ist, dass der andere sein Verhalten ändert, dann muss ich auch kein heikles Gespräch suchen. Wie viele Fronten braucht der Mensch?! Dann darf ihm aber daraus – bei fortgesetzt gleichem Handeln – kein Nachteil erwachsen. Kein Vorwurf, der irgendwann mit »Jetzt reicht es mir aber …« eingeleitet wird. Denn das heißt nichts anderes, als dass ich mir zu lange auf die Zunge gebissen habe. Das war meine eigene Entscheidung, dafür ist nicht er verantwortlich. Was aber kaum jemanden daran hindert, genau so zu argumentieren, wenn man eine Beziehung aufkündigt: »Du bist schuld, dass ich so lange unter dem leiden musste, was ich dir nicht gesagt habe …«
    Wenn es mich jetzt schon ein wenig stört, wenn es mich spätestens in einem halben Jahr richtig stören wird, dann sollte ich – jetzt! – mit dem anderen reden. Später habe ich oft mehr mit dem alten, aufgestauten Ärger zu kämpfen als dem ursprünglichen Thema. Es ist nur sehr selten zu früh, einen Konflikt zu klären.

»Den kannst du nicht mehr ändern«
    Wenn kritische Gespräche in Firmen zu lange unterblieben sind, und das Verhalten des Mitarbeiters sich nicht ändert (warum auch?), gelangt schließlich irgendjemand zu der Überzeugung, den könne man eben nicht mehr ändern. Was heißt hier »nicht mehr«? In neun von zehn Fällen, so meine Erfahrung, ist ein solches Fazit nicht das Ergebnis vieler Gespräche, die nicht gefruchtet haben, sondern vielmehr Konsequenz dessen, dass eben nicht offen und klar gesprochen wurde.
    Ungeachtet dessen wird dann, wenn das Rabattmarkenheft des Vorgesetzten voll ist, je nach Unternehmenskultur der Mitarbeiter gekündigt (»Einfach untragbar!«), oder man entledigt sich seiner auf andere Weise (er wird befördert/in irgendeine Ecke geschoben/versetzt/kaltgestellt). Spätestens jetzt wird offenkundig, dass Konfliktvermeidung vielleicht anfangs nett daherkommt, am Ende dem anderen aber zum Verhängnis wird. Und dass das mit Fairness wahrlich nichts zu tun hat.
    Man wolle aber schließlich nicht drohen!, heißt der Einwand, den ich nun oft höre. Ich persönlich ziehe solche Drohungen unangekündigten Konsequenzen bei Weitem vor!
    Wenn man sich von langjährigen Mitarbeitern trennen will, beginnt oft eine hektische Suche in den Personalakten. Pech gehabt. Die Beurteilungen sind über Jahre einwandfrei, die Gehaltssteigerungen sprechen eine klare Sprache, eine positive. Lauter Bausteine vermiedener Auseinandersetzungen. Und dann wird es oft sehr hässlich, dann werden die Reisekostenabrechnungen geprüft, werden die Hausjuristen auf den Plan gerufen und für banale Anlässe Abmahnungen ausgesprochen. Ein Offenbarungseid der Führung. Der damit beginnt, dass Vorgesetzte lieber geliebt als respektiert werden wollen, dass sie sich im Harmoniebastelkurs versuchen, statt aktiv zu führen und sich selbst auch anstrengende Gespräche abzuverlangen.
    Aus der ersten Ausrede »Ich will ihn nicht demotivieren!« wurde unversehens die zweite »Den kann man nicht mehr ändern!«, und die gibt dann die Berechtigung zum überfälligen Abschied.
    Im Privatleben ist es nicht anders. Wenn man Protokolle gescheiterter Ehen liest, gibt

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