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Das Ende Der Ausreden

Titel: Das Ende Der Ausreden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Roser
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wählen, an was Sie denken, um sich gut oder schlecht zu fühlen.
    Ihr ganzer Körper – Herzschlag, Atmung, Hautwiderstand – reagiert auf positive Erinnerungen. Menschen in Extremsituationen haben psychisch auf diese Weise überlebt. In der Medizin weiß man schon lange, dass man mithilfe von Visualisierungen den Blutdruck senken, das Herz und seinen Rhythmus beruhigen kann. Und Sie können sich mit Ihren Glücksmomenten verbinden, wann immer Ihnen danach ist.
    In Seminaren mache ich eine entsprechende Übung, wenn ich spüre, dass der Gruppe eine Handvoll positive Energie guttun würde. Um nach der Mittagspause wieder Konzentration zu sammeln oder einfach, weil es mir persönlich so gut gefällt, wie innerhalb kürzester Zeit sämtliche Teilnehmer einen seligen Gesichtsausdruck entwickeln. Dazu lasse ich die Teilnehmer aufschreiben, was sie alles so glücklich macht, und bitte sie, alle Sinne durchzugehen, ihren Geschmack, den Geruchssinn, das Hören, Sehen und Fühlen. Es ist bei jedem anders, unsere Sinne liefern uns unterschiedlich viel Zugang, auch zur schönen Erinnerung. Dem einen fallen sofort viele Bilder ein, aber er hört nicht so viel, andere haben sofort viele akustische Glücksbringer und dafür wenig Ideen zum Fühlen. Wie auch immer, wenn dann eine Gruppe von zehn Leuten sich gegenseitig von dem erzählt, was sie aufgeschrieben haben, dann kommt Seeluft in den Seminarraum, die Seidigkeit von Kinderhaar, der Duft frisch gestärkter Wäsche oder noch heißer Waffeln, gerade gemähtes Gras, Glockengeläut, junge Hunde, der Geschmack von Omas Kartoffelpuffer, der Sound eines Sportwagens, das Knistern eines Abendkleides … Und oft hört man »Stimmt!«, »Ja …!! Aber klar!«, » Das ist schön!«, »Das gehört auch auf meine Liste!«.
    Mit der Erinnerung an schöne Momente können wir es uns augenblicklich gutgehen lassen, es entspannt und macht froh. Regelmäßig die Liste der Glücklichmacher zu ergänzen, hilft uns, darauf zu achten, dass wir uns diese Momente live gönnen sollten – so oft und so ausgiebig wie möglich. Denn wir wollen unser Leben immer neu genussvoll und farbig leben, neue Schätze aufbauen, an die wir uns dann übermorgen erinnern können. Viele von uns machen das nicht automatisch, sie rennen durchs Leben, und am Abend fällt ihnen – wenn überhaupt – auf, dass sie nichts wirklich Genussvolles für sich erlebt oder getan haben.
    Dann hilft es, sich morgens einen Plan zu machen. Welche schönen Dinge will ich heute konkret tun? Worauf kann ich mich schon freuen, wenn ich gerade die Ablage mache oder staubsauge? Was habe ich schon lange nicht mehr gekostet, was mir aber in so wunderbarer Erinnerung ist, und woher kann ich den Duft bekommen, den ich mit der Zeit verbinde, als ich sechzehn war?
    Das ist blöd, einen Plan fürs Genießen aufzustellen? Finde ich nicht. Viele Leute machen sich jeden Morgen Listen für Pflichten und Erledigungen. Da kann man sich auch auf schönem Papier seine Genusspunkte notieren … Aber wenn Sie es anders schaffen, mindestens dreimal am Tag innezuhalten und etwas aufmerksam zu tun, das Ihnen guttut, prima! Hauptsache Sie tun es. Einem Vogel beim Zwitschern zuhören oder beim Baden zusehen, eine Tasse Tee trinken, und zwar nur das – nicht dabei lesen, Musik hören, telefonieren, E-Mails abrufen … Nur diese Tasse Tee jetzt ganz bewusst riechen, schmecken, schlucken, genießen. Geht auch mit Leberwurstbrot, Joghurt oder Karamellbonbon. Ihren aktuellen Lieblingssong hören – eine Pause machen und Ihre ganze Aufmerksamkeit auf das richten, was Sie gerade tun. Ihr eigenes Lächeln wahrnehmen. Sich, wie ein chinesischer Tai-Chi-Meister es formuliert hat, mit dem Herzen zulächeln. Und anschließend: Streicheln Sie sich über Ihre Schulter und loben sich dafür, dass Sie das gut gemacht haben.
    Diese Übung ist sehr wirkungsvoll darin, Ihr Leben zu bereichern, und macht zudem auf subtile Weise Ihrem Ego und einschränkenden Überzeugungen zu schaffen.
    »Ach du lieber Himmel«, höre ich jetzt oft. »Für was soll ich mich denn loben, wenn ich ein paar Momente etwas genossen habe? Das ist doch schon Belohnung genug. Ich habe ja gar nichts geleistet.«
    Anerkennung kann man für Leistung geben, nicht für Genießen? Das kommt vielen so vor, das haben wir so gelernt.
    Regelmäßig diese Übung machen zu sollen, erscheint vielen merkwürdig, sodass sie sich dazu nahezu überreden, überlisten müssen, als ob sie etwas Verbotenes, Skurriles

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