Das Ende der Galaxis
konnten es nicht lesen! Dann hätten sie nämlich keine Fragen zu stellen brauchen! Sie konnten nur einen Schwachsinnigen aus ihm machen und ihn als ihr Sprachrohr benützen …«
»Mein Gott!« flüsterte Apsley entsetzt.
»Inzwischen ist mir noch etwas anderes klargeworden«, fuhr Marshall fort. »Wir können annehmen, daß diese Lebewesen menschliche Empfindungen und Gefühlsregungen genießen, weil sie es so meisterhaft verstehen, sie darzustellen. Und ich vermute, daß sie hier Menschen zu Vergnügungszwecken holen wollen.«
»Was?« fragte Burroughs erstaunt.
»Denken Sie nur an die alten Römer, die aus allen Ländern Raubtiere und Sklaven heranholten, um sie in der Arena gegeneinander kämpfen zu lassen«, antwortete Marshall. »Ist es da nicht vorstellbar, daß …«
»Señores!« rief der Wachtposten in diesem Augenblick. »Señores!«
Das Floß bewegte sich durchs Wasser und steuerte einen Punkt am Ufer in der Nähe des Lagers an.
*
Als es das Ufer erreichte, blieb es wider Erwarten nicht im Wasser liegen, sondern erwies sich als perfektes Amphibienfahrzeug, das auf breiten Raupen über Land rollte. In die Vorderseite war eine große Plastikscheibe eingelassen; dahinter lag der Kontrollraum des Amphibiums, in dem zwei winzige Gestalten in Metallanzügen sichtbar waren. Die Indianer, die nicht an Land geschwommen waren, hockten auf dem Deck und sprangen jetzt ab, als das Fahrzeug hielt.
Nur einer von ihnen blieb sitzen – Juan, der wieder den Metallhelm trug, von dem aus ein Kabel in die Kabine führte. Sein Gesichtsausdruck war unnatürlich starr.
»Señores«, sagte er ausdruckslos, »die Beherrscher dieser Maschine möchten Ihnen einige Fragen stellen.«
Marshall trat einen Schritt vor. »Ich weiß, mit wem ich es zu tun habe. Wir wissen, daß wir direkt mit den Lebewesen aus der Zeitmaschine sprechen. Was wollt ihr?«
Eine kurze Pause. Juans Gesicht veränderte sich nicht. Er stellte Fragen. Wie weit entfernt von hier war die Stadt der weißen Männer? Wie viele Menschen lebten dort? Wie viele Metalle kannten sie?
»Wir kennen über hundertzehn Elemente, die zum Teil Metalle sind«, antwortete Marshall vorsichtig, weil es den Fremden offenbar darum ging, den Stand der menschlichen Technik zu beurteilen.
Nach einer Pause fragte die tonlose Stimme weiter. Warum waren sie hierhergekommen? Welche Sagen gab es im Zusammenhang mit dieser Stadt?
»Außer uns weiß niemand, daß sie je existiert hat«, erklärte Marshall ihnen.
Die Fremden benützten Juans Stimme, um Fragen zu stellen, die Juan nie eingefallen wären. Wie viele Menschen lebten auf der Erde? Marshall hatte einige Mühe, bis er die Gesamtzahl so ausgedrückt hatte, daß Juans Gehirn sie übermitteln konnte. Weitere Fragen. Marshall hatte Energie erwähnt. Die Menschen verfügten also jetzt über Energiequellen? Über welche?
»Über die gleichen wie ihr!« knurrte Marshall.
»Welches Metall wird dabei zertrümmert?« erkundigte sich Juans Stimme, und Marshall zuckte förmlich zusammen, weil damit nur Atomenergie gemeint sein konnte. Er log absichtlich und benützte Juans beschränkten Verstand, um keine klaren Auskünfte geben zu müssen. Die Stimme wollte wissen, ob es den Menschen gelungen sei, diese Energiequelle zu stabilisieren, so daß sie nicht ständig überwacht werden müsse. Marshall, der die Bedeutung dieser Frage nicht gleich erfaßte, verneinte wahrheitsgemäß. Dann folgten Fragen über Waffen, und Marshall übertrieb absichtlich alle Angaben über Reichweite und Wirkungsweise. Schließlich stellte er selbst überraschend eine Frage.
»Woher kommt ihr?«
Die Stimme klang bei aller Ausdruckslosigkeit verächtlich. »Von einem anderen Stern – mehr würdest du nicht begreifen.«
»Und ihr müßt Schutzanzüge und Helme tragen, um hier überleben zu können«, stellte Marshall fest. »Warum bleibt ihr überhaupt, wenn ihr unsere Luft nicht atmen könnt?«
Diese Frage wurde ignoriert. Nach einer längeren Pause folgten weitere Fragen über das Thema Energieversorgung. Wie strahlten die Menschen die benötigte Energie aus?
»Wie wird Kraft durch die Luft geschickt?« erkundigte Juans Stimme sich unbeholfen auf spanisch.
Marshall, dem bereits der Schweiß auf der Stirn stand, antwortete hastig, davon verstehe er nichts, weil er kein Spezialist auf diesem Gebiet sei. Die Stimme stellte neue Fragen, ohne daß Marshall imstande gewesen wäre, einen Zusammenhang zwischen ihnen zu entdecken.
Schließlich
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