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Das Ende der Geschichten (German Edition)

Das Ende der Geschichten (German Edition)

Titel: Das Ende der Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scarlett Thomas
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von seinem Bett entfernen solle, weil der so gar nicht «romantisch» sei und kein Mensch mit ihm schlafen werde, solange der Affe dort sitze. Schließlich gab es noch die Talentshows, deren Teilnehmer erst einmal zum Weinen gebracht werden mussten, bevor sie gute Nachrichten zu hören bekamen, die Alltagsdramen, in denen selbstsüchtige Menschen lernen sollten, auch an andere zu denken, und die Werbespots, in denen Frauen sich nach hellen, sauberen Küchen sehnten, wo ihre Kinder Müsli essen und ihr Ehemann die Zeitung lesen konnte und nichts jemals zerbrach oder verdarb. In keiner dieser Küchen war zu sehen, wie jemand einen Joint drehte, einen dreckigen Hund badete, einen gewaltigen Streit hatte, einen spritzenden Braten zubereitete, in der Nase bohrte oder sonst etwas von dem tat, was echte Menschen so in ihrer Küche tun. Die Fernsehküchen waren ebenso erfunden wie die Menschen, die sie bevölkerten. Es war, als lautete die Stanislawski’sche Überaufgabe jedes einzelnen Bewohners der westlichen Welt schlicht und einfach: «Ich will eine fiktive Figur werden.» Natürlich weiß das im Grunde jeder schon. Doch gleichzeitig ist den Wenigsten bewusst, dass sie es wissen.
    «Stimmt», sagte ich. «Mein Gott. Ich glaube, mich hat das auch ziemlich geschafft, als ich angefangen habe, ernsthaft darüber nachzudenken.»
    «Mich hat das vor allem deshalb so fertiggemacht, weil ich keinen Fernseher habe und das alles neu für mich war. Aber dann habe ich gemerkt, dass es in meiner Welt eigentlich nicht anders ist. Die Typen bei mir an der Theke reden von Fußballspielen, bei denen die Außenseitermannschaft gegen alle Wahrscheinlichkeit gewonnen hat, oder sie beschweren sich, weil irgendeine Frau sie hinhält. Da ist mir klar geworden, dass jemand, der einen anderen Menschen hinhält, sich damit selbst zur Figur in einer Geschichte macht und sich natürlich die Geschichte aussucht, die so auszugehen verspricht, wie er oder sie sich das wünscht. Wenn eine Frau einen Drachen zwischen sich und den Helden stellt, wird der zum Hindernis, das es zu überwinden gilt. Wenn sie dagegen bei ihm klopft und fragt: ‹Wie wär’s mit ’ner kleinen Nummer?›, dann ist sie eine Schlampe – eine Eroberung ohne Hindernis und damit auch ohne jeden Wert. Die Jungs, die über Fußball reden, wünschen sich für das Spiel, das sie anschauen, ein ‹märchenhaftes› Ende, weil sie das irgendwie zufriedener macht. Sie wollen daran glauben, dass die Außenseiter gewinnen können, weil sie sich mit ihnen identifizieren.»
    Ich musste lachen. «Ich glaube, ich lasse dich den nächsten Workshop leiten.»
    «Nein, danke.» Andrew lachte ebenfalls. «Das ist zwar ein schönes Kompliment, aber ich finde das alles doch eher ziemlich deprimierend.»
    «Stimmt. Aber ich bin überzeugt, es gibt noch einen anderen Weg. Man kann konventionelle Strukturen auch verwenden, ohne dass sie gleich die Oberhand gewinnen. Man kann immer noch originell sein – nicht nur in Bezug darauf, wie man die Schablone einsetzt, sondern so richtig originell. Man kann zwei völlig neue Aspekte miteinander kombinieren oder eine wichtige Frage stellen. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich. Tschechow hat schon gesagt, dass es beim Schreiben hauptsächlich darum geht, Fragen zu formulieren.»
    Andrew zog die Augenbrauen hoch. «Das hast du im Workshop aber nicht erwähnt.»
    «Nein, weil ich den Leuten bei diesen Workshops ja beibringe, wie man Genreromane verfasst. Aber selbst dabei ist die Handlungsstruktur nur das Gefäß. Es kann ein stabiles, verlässliches und vertrautes Gefäß sein, aber füllen kann man es, womit man will. Entscheidend ist der Platz, den es bietet. Es spricht überhaupt nichts dagegen, ein vertrautes Gefäß mit etwas Unvertrautem zu füllen. Oder auch mit mehreren verschiedenen unvertrauten Dingen oder einer interessanten Frage. Nur versiegeln darf man es hinterher nicht …»
    «Also eher wie ein Schiff als wie ein Flugzeug?»
    Ich lachte wieder. «Ich dachte eigentlich mehr an eine Teetasse. Aber ja, genau so.»
    Andrew warf einen Blick auf die Uhr. «Hui, ich bin schon wieder spät dran. Ich sollte mal langsam mein Pub aufmachen. Aber komm doch später noch vorbei. Kein rohes Schweinefleisch, versprochen.»
    «Okay. Danke, Andrew. Wahrscheinlich komme ich.»
    Zurück im Cottage machte ich es mir mit einem Tee und den Zeitungen gemütlich. Drew, landesweit bekannt und beliebt als dümmlicher Assistent von Inspector Bufo alias «Die

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