Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)
ich sie auch von anderen jungen Frauen gehört hatte. Die Männer gratulieren sich gegenseitig, wenn sie eine Drei geschrieben haben, während die Frauen sich schon über eine Zwei minus grämen. Die Männer spielen Videospiele in ihren Schlafräumen, während die Frauen sich in der Bücherei gegenseitig auf die Füße treten. Die Frauen machen problemlos ihre Abschlüsse, während die Männer offenbar immer in Gefahr sind, den Anschluss zu verlieren. »Im Jahr 2012 bin ich Frau Dr. Burress«, sagte Ashley. »Muss ich mich dann mit Männern herumschlagen, die nicht einmal einen Bachelor haben? Ich würde gern eine Beziehung anfangen, aber die Auswahl ist wirklich dürftig.«
Die UMKC ist eine Hochschule für die Arbeiter- und die Mittelschicht, eine Art von Universität, an der klassische Geschlechterrollen nicht gerade verpönt sind. Doch als ich mit den Studierenden sprach, erkannte ich, wie sehr sich die Grunderwartungen bei Männern und Frauen geändert hatten. Bei den Studentinnen hatten viele Mütter erst relativ spät im Leben Karriere gemacht, manchmal nach einer Scheidung, und sie hatten ihre Töchter gedrängt, sich mit ihrer eigenen Karriere zu beeilen. Victoria, Michelle und Erin sind in der gleichen Studentinnenverbindung. Victorias Mutter ist Teilzeit-Barfrau in einem Hotel. Victoria studiert im Hauptfach Biologie und will Chirurgin werden; demnächst wird sie sich an einem Haufen medizinischer Hochschulen bewerben. Sie will noch eine Weile keine Kinder, weil sie weiß, dass sie »etwa 100 Stunden pro Woche in der Klinik sein« wird, und wenn sie Kinder hat, wird sie »eine erstklassige Chirurgin sein, und er [ein namenloser Er] wird zu Hause sein und mit den Kindern spielen«.
Michelle, die sich selbst als »Perfektionistin« bezeichnet, hat ihr Leben ebenfalls schon genau geplant. Sie studiert im Hauptfach Psychologie und will Familientherapeutin werden. Nach dem College wird sie promovieren und nach Praktikumsstellen suchen. Sie ist mit den Berufsberatungsangeboten auf dem Campus gut vertraut. Und ihr Verlobter? »Er hat sein Studienfach schon so etwa sechzehn Mal gewechselt, letzte Woche wollte er Zahnarzt werden. Diese Woche sind es Umweltwissenschaften.«
»Hat er diese Woche schon wieder gewechselt?«, fragt Erin. »Wenn ihr mal Kinder habt, bleibt er auf jeden Fall zu Hause. Jetzt mal im Ernst, was will er eigentlich machen?«
Michelle seufzt. »Das kommt auf den Wochentag an. Wisst ihr noch, letztes Jahr? Da war es Bio. Es ist wirklich ein Witz. Aber es ist nicht witzig. Es ist komisch, aber leider sehr ernst.«
Bei den Studenten aus den wohlhabendsten Familien, die sich den Besuch von privaten Hochschulen wie Vassar oder der University of Richmond leisten können, scheint die Kluft zwischen den Geschlechtern zu verschwinden. In den neuen Jahrgängen ist das Geschlechterverhältnis oft wieder ausgeglichener. Aber private Elitehochschulen haben ihre eigenen Regeln, und sie verstoßen nicht gegen das Gesetz, wenn sie das Geschlecht bei der Zulassung berücksichtigen. Im Jahr 2005 ergab eine Studie der Wirtschaftswissenschaftler Sandy Baum und Eban Goodstein, dass die Chancen, bei einer geisteswissenschaftlichen Hochschule mit selektiver Zulassung angenommen zu werden, für Männer um 6,5 bis 9 Prozent besser sind als für Frauen. Mit anderen Worten, diese Hochschulen nehmen einen Teil der Frauen nicht auf, damit sie nicht »zu weiblich« werden, wie Heriot es einmal formulierte.
Jennifer Delahunty Britz, Dekanin für Zulassungen und Finanzhilfen am Kenyon College in Ohio, gab 2006 in einem Gastkommentar in der New York Times ein Geheimnis preis. Das Geschlechterverhältnis, schrieb sie, sei ein Riesenproblem, dem sich jedoch niemand stellen wolle. Fünf Jahre später erzählte sie mir, dass das Problem immer noch akut sei. Wenn der Frauenanteil Richtung 60 Prozent geht, »bekommen die Mitarbeiter der Zulassungsstellen einen Hauch von Verzweiflung in die Stimme«. Delahunty hatte in ihrem Gastkommentar ein typisches Dilemma ihres Aufgabenbereichs geschildert: Eine junge Frau aus Kentucky hatte eine unwahrscheinliche Anzahl von Zusatzqualifikationen vorzuweisen, während ihr Notendurchschnitt eher mittelmäßig war. Man zögerte, sie aufzunehmen, was bei einem Mann nie der Fall gewesen wäre. »Weil junge Männer seltener sind«, schrieb Delahunty, »sind sie mehr wert.«
Aber nicht unbedingt eindrucksvoller. Eine typische Bewerberin am Kenyon College bringt laut Delahunty das Verfahren
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