Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
gewesen.
Das hörte ich, über das Tosen in meinem Kopf hinweg. Ich ermahnte mich, höflich zu sein und mich wie ein Erwachsener zu benehmen. Jedes Detail aufzunehmen. Sie lässt dir eine große Freude zukommen. Sei dankbar.
Der rostrote Mond malte sie ohne Schatten. Meine Zehen bohrten sich in die Wolle, und ich schaukelte nicht mehr. Ich hielt still und beobachtete sie. In einer Art gespanntem Schwebezustand. So, wie ich einen königlichen Elch aus einem Espenwald hatte heraustreten sehen: Was du da siehst, Hig, kann nicht wirklich sein, es ist zu schön. Beweg dich nicht, sonst wird es verschwinden.
Sie verschwand nicht. Sie drehte ihren Kopf in meine Richtung. Ich räusperte mich.
Warst du zufällig in der Nähe?, sagte ich. Meine Stimme klang zu hoch, wie die eines Jugendlichen im Stimmbruch.
Sie zog eine Augenbraue hoch: vielleicht. Sie stützte sich auf einen Ellenbogen und ließ das Hemd über ihre Arme rutschen. Dann rollte sie sich auf den Bauch, legte den Kopf auf ihre Unterarme. Bot mir eine neue Ansicht. Mag sein, dass das hier das Ende der Welt ist, aber du bist nicht immun, oh nein.
Wenn du willst, kannst du mich einfach nur ansehen, sagte sie. Wahrscheinlich ist es schon lange her. Ich habe es nicht eilig.
Sie hob ihren Po in die Luft.
Hm, wäre es okay, wenn wir diesen Teil überspringen?
Hm-hmm.
Ich bewegte meinen Hintern aus der Hängematte, zog mir das Hemd über den Kopf und legte mich neben sie. Ich weiß auch nicht warum, aber ich dachte ans Fliegen. An die Checkliste, die man durchgeht, bevor man den Motor anwirft, bevor man auf die Startbahn rollt, bevor man abhebt. An die Mühelosigkeit der Bewegungen und Abläufe, die man jeden Tag erledigt, ohne auf die Liste zu schauen, außer wenn es eine Weile her ist, dann hält man immer wieder inne, überlegt, erledigt eins nach dem andern, ganz gewissenhaft. Damit man keine Bruchlandung hinlegt.
Ich weiß gar nicht mehr, wie man anfängt, sagte ich. Ich fühle mich wie ein –
Sowas würde ein Fünfzehnjähriger niemals sagen.
Ja. Ehrlich gesagt fühle ich mich wie ein Pilot. Ein eingerosteter Pilot mit einer langen Checkliste. Der nicht abstürzen will.
Streichel meinen Rücken, sagte sie.
Das tat ich. Ich ließ meine Fingerspitzen über sie gleiten. Unter meiner Berührung zog ihre Haut sich zusammen, entspannte sie sich. Ich musste an Wind denken, der über ein Weizenfeld streicht. Sie winselte.
Tut es weh?
Nein. Gott, nein, sagte sie in ihre angewinkelten Arme. Du musst ganz vorsichtig sein, aber es fühlt sich toll an.
Meine Hand fuhr über die Erhebung ihres Hinterns, über ihre Schenkel, über die Innenseite ihrer Schenkel.
Mmmmmmmm, murmelte sie. Vielleicht ist es sogar ganz gut, dass du alles vergessen hast.
Sie schaukelte sich auf die Seite, und ihre Finger tasteten nach meinem Haar, meinem Bart, fuhren hinein, zogen mein Gesicht an ihres. Als ihre Lippen meine berührten, fiel ich auseinander. Nicht, dass ich explodiert wäre wie eine Bombe, aber ich fiel auseinander. Stück für Stück. Ich schwebte davon, verschwand auf einer Art Umlaufbahn. Eine Galaxie aus Splittern. Eine gründliche Auslöschung in Zeitlupe. Ich fühlte nichts mehr als ihren Mund, ihre Haare. Sie. Alles kreiste um sie herum. Ich konnte nicht mehr denken. Ich rollte mich auf sie, und sie schnappte vor Schmerzen nach Luft.
Warte –
Scheiße. Ich stützte mich auf.
Ist schon gut, alles okay. Komm. Ich bin nicht zerbrechlich. Sie drückte mich auf den Rücken. Sie küsste mich. Ich küsste sie zurück und küsste ihr Haar, das mein Gesicht bedeckte. Sie küsste meine Augen, Nase, Lippen. Mit ihrem Mund, und dann senkte sie ihre Brüste in mein Gesicht und küsste mich damit, fuhr mit ihren Nippeln über meine Augen, Nase, Zunge. Und dann. Überraschung. Was für ein Schreck. Setzte sie sich auf mich. Die erste Berührung, so nass wie ihr Mund. Ein kurzer Widerstand, die Hitze. Ganz langsam, ein Gleiten, ein Hingeben.
Oh Gott, bloß nicht bewegen. So viele Splitter. Sie bewegte sich. Als sie sich auf mir bewegte, rief sie alle Splitter zusammen. So wie tausend Fische, die in derselben Strömung hin und her wabern. Hin und her. So wie die Sterne in den Blättern. Ich reckte mich. Ihr entgegen. In ihr Zentrum, irgendwo dort, wo es ganz still war, wo alles zusammenfloss. Ich reckte mich.
Und dann ließ ich los. Was hatte ich denn festgehalten? Nichts. Ich gab auf. Ich fiel. Falls ich weinte, und ich sage nicht, dass es so war. Das Glück, das
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