Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
greift der Feind an. Jede Zelle meines Körpers schreckte auf und richtete ihre Aufmerksamkeit auf meinen überraschten Schwanz. Es fühlte sich wirklich gut an. Herrlich. Ihre Hand hielt inne, wurde langsamer, zuckte zweimal, und dann war sie eingeschlafen. Ich hing in der Luft. In ratloser, qualvoller Verwunderung lag ich neben ihr.
*
Pops und ich gingen mit Spaten und Machete hoch auf die Wiese und legten die Startbahn frei. Wir arbeiteten schweigend vor uns hin, räumten Steine aus dem Weg, füllten Löcher auf, ebneten das Gelände ein, schnitten Gestrüpp zurück. Falls sich einer unwohl fühlte, dann ich. Wir rupften einen Mesquitebaum aus der Mitte der Fahrbahn. Er hebelte die Wurzeln mit dem Spaten aus, ich zog an dem Seil, das wir um den schlanken Stamm gebunden hatten. Ich schlang mir das Seil ums Handgelenk und zog mit aller Kraft, bis eine Wurzel aus der Erde schnellte und ihm Dreck ins Gesicht schleuderte. Er hielt inne, richtete sich geblendet auf. Wischte sich langsam den Dreck aus den Augen, spuckte aus. Hielt die Schaufel mit beiden Händen fest.
Hig, du bist so hektisch. Noch hektischer als sonst.
Er sagte nicht: Higs. Er blinzelte, wischte sich mit den Knöcheln über die Augen.
Brauchst du meinen Segen, oder was? So wie in einem Kitschfilm?
Das traf mich härter als jeder Schlag. Ich hielt mein Ende des Seils gespannt, ich wusste selbst nicht warum, so als wäre es der Schwanz einer Bestie, der ich eigentlich nicht so nah hatte kommen wollen.
Herrje, im Moment habe ich wirklich andere Sorgen. Außerdem war ich nie diese Sorte Vater. Ich habe nie gesagt: Spätestens um zehn ist sie wieder zu Hause.
Ich starrte auf meine Hand, die das Seil festhielt, auf den Dreck in seinem Gesicht, und dann fing ich zu lachen an. Verdammt. Ich lachte. Je mehr ich lachte, desto komischer wurde es. Verdammt, ich weiß auch nicht, vielleicht lag es an der angestauten Anspannung von letzter Nacht. Tödlicher Spermastau, so nannten wir das früher. Vielleicht lag es an dem Klischee von der einsamen Insel, vom eifersüchtigen Vater oder daran, dass keiner sich verhielt, wie er sollte. Lag es daran? Nein, wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich war ich einfach nur erleichtert darüber, dass Pops mich noch nicht erschossen hatte. Dass er dort mit Erde im Gesicht stand, ohne sauer auf mich zu sein. Oder daran, dass ich seit viel zu langer Zeit nicht mehr richtig gelacht hatte.
*
Es musste schon Ende Juni sein. Ich zählte die Tage nicht mehr mit. Was vermutlich ein Fehler war. Wir hatten ja schließlich keine Zeitung und keine Instrumente, um die Zeit zu messen. Wenn man einmal den Überblick verloren hat, tja, so schnell bekommt man den nicht wieder.
Wir aßen das Wildfleisch auf, alles bis auf das Dörrfleisch, das wir für die Reise aufbewahrten, und dann schlachteten wir ein Schaf und aßen zwei Tage lang Hammelfleisch. Hammelfleisch und die letzten Kartoffeln und dazu frisches Gemüse, Salat, Mangold, Erbsen. Die Tage waren heiß, der Bach zu einem kleinen Rinnsal geschrumpft, die Nächte warm. Sie kam kurz nach der Dämmerung, kurz nachdem ich es mir im Unterhemd auf dem Schlafsack in der Hängematte bequem gemacht hatte. Sie trug das lange Männerhemd und legte ihre Hand an meine Wange und zupfte an meinem Bart, was mich zum Lachen brachte. Die Mondsichel stand über der Schlucht wie ein rotes Feuerschiff, so dass ich sie deutlich erkennen konnte. Sie hatte eine Decke dabei. Sie breitete sie neben der Hängematte auf dem Boden aus und streckte sich auf dem Rücken aus, einen Arm unter den Kopf gelegt. Sie betrachtete den Mond, und ich betrachtete sie. Ich streckte einen nackten Fuß über die Kante der Hängematte, setzte ihn auf die Wolldecke, stieß mich ab und schaukelte.
Machst du dich rar?, murmelte sie.
Nein.
Ich schaukelte. Sie knöpfte ihr Hemd auf. Zog es auseinander. Mit der einen Hand legte sie eine Brust frei, während die andere sich Knopf für Knopf nach unten arbeitete. Ihr Brustkorb hob und senkte sich. Sie lag lang ausgestreckt. Sie schien im Dunkeln zu leuchten, so wie eine Welle, die sich im Mondlicht bricht. Die glatte, blasse Ebene ihres Bauches. Die – alles an ihr.
Jesus Christus, Hig, dreh dich nicht weg, mach die Augen nicht zu. Atme, Mann! Du sollst hingucken, du blöder Esel! Das ist nicht aufdringlich. Wenn du jetzt nicht hinguckst, ist sie gekränkt. Was glaubst du denn, für wen sie das hier macht? Für dich! Ist ja nicht so, als wäre sie zufällig in der Nähe
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