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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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Loslösen im freien Fall.
    Sie stöhnte auf, und ich explodierte. Was immer für Konstellationen sich gebildet hatten, was immer wir erschaffen hatten, wurde vom Licht zerfetzt und in der Dunkelheit verstreut, und verdammt, so hätte es die ganze Zeit sein sollen. Sie lag zitternd auf mir, und ich spürte ihr Gewicht, während diese Fetzen von uns so unverfroren sanft auf uns herunterregneten wie Asche.
    *
    Wow, flüsterte sie, und ihre Lippen kitzelten mein Ohr.
    Ja, wow.
    Wir sind abgestürzt, was?
    Ja. Aber ein ziemlich guter Crash.
    Wie man auftankt. Wenn man da so liegt. Das Glück wie Wasser, rein und klar strömt es durch einen durch. So schön, man begrüßt es gar nicht richtig, es fließt als heller Strom durch einen durch, als wäre es nie anders gewesen.
    *
    Wir lagen so still, wie wir konnten, Herz klopfte an Herz, ein doppelter Rhythmus, Klopfen und Widerhall, gegeneinander und dann wieder im Gleichtakt, wir beide fasziniert von der Musik und dem Gefühl. Nach einer Weile stand sie auf, zog die Decke über uns und kuschelte sich an mich, und wir schliefen ein. Anders als in den anderen Nächten, nicht so verwirrt. Ein tiefer, erleichterter Schlaf. Echter Trost, reine Erschöpfung.
    Kurz vorm Morgengrauen, wohl um ihm einen peinlichen Moment zu ersparen, stand sie auf, knöpfte sich das Hemd zu und schlich zurück zu ihrem Lager hinter der Weide, wo sie in warmen Nächten auf weichen Kiefernnadeln schlief. Draußen unter den Sternen, wie sie sagte, wo man alles sehen konnte. Ich glaube, das Atmen der Kühe beruhigte sie, das rhythmische Rupfen an den Grasbüscheln, denn immer waren mindestens zwei oder drei Tiere nachts wach, um zu grasen. Außerdem schnarcht er, sagte sie. Wie immer war er beim ersten Tageslicht am Wasser, und über das Plätschern hinweg hörte ich, wie er sich wusch, sich mit der längst kaputten Bürste die Zähne putzte, ein Röcheln und Spucken, ein Husten.
    Und sie – ich konnte hören, wie sie ihm einen guten Morgen wünschte, ich schlug die Augen auf und sah sie im Hemd und mit Hose, die neben ihrem Lager gelegen haben musste. Die wunderbare Befriedigung, sie so zu sehen, draußen in der Welt, so klein diese auch war. Sie erkannt zu haben. Ich schloss die Augen und döste wieder ein. Nie ließ sie mich das Morgenfeuer entfachen. Das ist meine Aufgabe, sagte sie. Mein Ritual. Misch dich nicht in meine Gewohnheiten ein. So kommen wir alle am besten miteinander aus. Entspann dich. Schlaf dich aus. Das tat ich. Wenn ich aufstand, hatte sie immer schon den bitteren Tee für mich gekocht. Ich liebte die Gewohnheit mehr als den Geschmack, bei dem sich mein Mund zusammenzog.
    An jenem Morgen stand ich langsam auf, streckte mich, machte Inventur: Hig, hast du beide Arme? Check. Beine? Check. Du wurdest nicht in Stücke gerissen? Nein. Herz? Das ist eine neue Frage. Nicht mehr gehört seit … Ja, ich hab’s. Ein bisschen durchgeschüttelt, ein bisschen aufgebläht. Leichter und schwerer zugleich, stell dir das mal vor.
    Sie saßen am Feuer. Es duftete nach gebratenem Fleisch. Ich schaufelte mir kaltes Wasser ins Gesicht, an die Brust, tauchte den Kopf unter, trocknete mich mit meinem Hemd ab, ging zum Feuerstelle.
    Morgen.
    Pops nickte. Sie hockte am Feuer, warf ein Holzscheit in die Flammen, und die erste Bö nach Sonnenaufgang wirbelte den Qualm herum und hüllte sie ein. Sie winselte, verzog das Gesicht, bog den Kopf zur Seite, warf noch mehr Holz nach.
    Morgen, sagte ich.
    Sie wischte sich die Tränen ab, blinzelte mich aus rot unterlaufenen Augen an. Ich sah sie schwer atmen. Sie sagte kein Wort. Sie hob den schweren Kessel von einem Baumstumpf, schenkte mir ein, reichte mir meinen Becher, ohne mich anzusehen.
    Das Fleisch brennt an, sagte sie. Zu ihrem Dad oder zu mir oder zu niemandem. Sie klang enttäuscht.
    Ich mach das schon, sagte ich. Ich griff nach der langen Gabel, aber sie stieß mit dem Unterarm meine Hand weg, packte die Gabel und wendete die Koteletts auf dem Rost.
    Lass mal, sagte sie.
    Meine Eingeweide krampften sich zusammen. Ich warf Pops einen flüchtigen Blick zu, der höflich und mit ausdruckslosem Gesicht die Augen abwandte. Er studierte die Felskante hoch oben und nippte an seinem Tee.
    Noch einmal:
    Lass mal. In einer Minute sind sie fertig.
    Ich atmete tief durch, wandte mich ab, musterte zusammen mit Pops die Felswand. Du hast deine Arme? Hig? Hig? Ja, habe ich. Deine Beine? Ja. Das reicht jetzt. Vielen Dank.
    Ich hätte heulen können. Ich stand in der

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