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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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zurück. Pssst, sagte sie. Ich musste nur mal austreten, und da dachte ich, du erkältest dich.
    Ich legte mich zurück.
    Danke.
    Sie beugte sich über mich, bis ihr Haar mein Gesicht streifte, ein Hauch ihres Atems, und dann hob sie den Schlafsack an, kletterte zu mir rein, zwängte sich mit Hüften und Rippen an mich und sagte zu meinem Hals:
    So.
    Mehr nicht. Dann schlief sie ein.
    Sie trug das Männerhemd, sonst nichts. Ich spürte ihren Venushügel an meinem Bein. Mons pubis, oder? Die Einbuchtung zwischen ihren Beckenknochen. Ich lag mit klopfendem Herzen da. In Gedanken fuhr ich ihren Körper ab, von den Zehen, die meine berührten, knochig und kalt, aufwärts über die Unterschenkel in die Kniekehlen, über die Kniescheiben, die sich in die Rückseite meiner Beine bohrten – Sie wissen, was ich meine. Meine Gedanken gingen ganz allein auf die Reise, folgten der Karte, hielten an den interessanten Stellen und Aussichtspunkten inne. Alles war neu. Mein Herz klopfte, und mein Schwanz entrollte und streckte und verlängerte sich, bis es fast weh tat. Er pochte, während meine Gedanken weiterreisten. Auf und ab an ihr, zu jedem Berührungspunkt. Irgendwann war ich erschöpft, mein Tank war leer, und ich schlief ein.
    *
    Am nächsten Morgen merkte ich, es war das Körpergewicht eines anderen Menschen neben dir im Schlaf, der Atem eines anderen. Mehr nicht. Jasper hatte das für mich getan. Wage nicht, an mehr zu denken. Mehr wollte sie nicht von dir, ansonsten hätte sie dich gefragt.
    *
    Am nächsten Tag, beim Frühstück aus Aufschnitt und Kartoffeln, bei der Gartenarbeit, beim Abendessen, am Feuer, ist sie so wie immer. Dieselben ruhigen Augen, die alles aufnehmen wie ein dunkler Teich das Sonnenlicht. Ein Wunder. Nur Frauen sind so. Pops nicht, ich nicht. Er ist kein Idiot und hat die Entwicklung vermutlich seit Tag eins vorausgesehen. Wenn man überhaupt von Entwicklung sprechen kann. Wir sind praktisch die letzten Menschen auf dem Planeten. Es ist wie bei diesem Witz von der einsamen Insel. Wie der Witz mit dem Hut. Alles andere wäre doch unnatürlich, oder, Hig?
    Nein, eigentlich nicht. So fühlt es sich nicht an. Es fühlt sich verdammt komisch an. Nein, nicht komisch, aufregend. Überwältigend. Wahrscheinlich ist da gar nichts. Wahrscheinlich hatte es nichts zu bedeuten, vielleicht nur ein Experiment, um zu sehen, wie es sich nach all den Jahren anfühlt. Ein Schlafexperiment.
    Ihr Blick ruht für den Bruchteil einer Sekunde länger auf mir. Mehr nicht. Subtil, aber nicht zu übersehen. Ich halte ihm nicht stand. Ich wende die Augen ab. Pops ist ganz schön hart, wenn es drauf ankommt, aber davon abgesehen mischt er sich nicht in fremde Angelegenheiten ein.
    Ob sie meine Freundin sein möchte? Was für ein blöder, idiotischer Gedanke. Sind wir hier in der Schule? Du bist im Paradies, Mann. Der einzige Mann und die einzige Frau im Umkreis von was? Drei Countys, mindestens. Es ist sozusagen deine patriotische Pflicht.
    Wirklich?
    Nein.
    Was dann?
    Achselzucken.
    Tu, was du willst.
    Was will ich?
    Ich will zwei Menschen gleichzeitig sein. Der eine rennt weg.
    *
    In der darauffolgenden Nacht kam sie sehr spät. Erst da merkte ich, dass ich die ganze Zeit kaum geschlafen, sondern auf sie gewartet hatte. Einfach nur gewartet. Hatte mich gefragt, was ich tun würde. Und sie. Sie hob den Schlafsack an, den ich nicht zugezogen hatte, und quetschte sich herein und drückte ihre Lippen an mein Ohr und murmelte: Hast du mich vermisst. Und dann schlief sie ein. Es war Befehl und Frage zugleich.
    Ziemlich eng hier. Sie lag auf meinem Arm, der einschlief und taub wurde. Ich spürte sie der Länge nach, ihren Schenkel auf meinem, ihre Brüste an meiner Seite, ihren warmen Atem. Sie roch nach Qualm und irgendwie süßlich, so würzig wie Salbei. Wieder bekam ich einen schmerzlichen Steifen. Ich lag still da. Du schon wieder? Wirst du jetzt Stammgast? Ich hab nichts dagegen, so lange du dich benimmst. Ich lag da und versuchte, durch die Blätter die Sternbilder zu erkennen, ihr Haar zu riechen, ihrem entspannten Atem zu lauschen. Mitten in der Nacht tastete sie nach mir, nach ihm. Schob ihre Hand über meinen Bauch und streichelte mich. Ganz sanft. Ohne zu murmeln oder mich zu küssen, so als würden wir beide schlafen. Was wir nicht taten. Mein ganzer Körper fühlte sich an wie ein Militärstützpunkt in einem Kinofilm, kurz nachdem der Luftalarm losgegangen ist. Alles rennt wild durcheinander, und von allen Seiten

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