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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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Teilweise in den Augenwinkeln, den äußeren. Die grauen Augen funkeln. Wenn es sein muss, nehmen sie es mit der nackten Sonne auf. Meinen es ernst. Jede Bewegung sicher und geübt.
    Weiß auch nicht warum: Aus der Nähe hatte ich weniger Angst. Ich fühlte überhaupt keine Panik mehr. Was vermutlich echt dumm war. Opa hatte kein bisschen Angst vor mir, keinen Hauch. Ich erwiderte das Gefühl.
    Nochmal umdrehen. Dreh dich.
    Das Knie hart in meinem Rücken, Nadelstiche auf meiner rechten Gesichtshälfte. Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Er schüttelte ein kreisrund zusammengelegtes Seil von seiner linken Schulter, entrollte es einhändig und fesselte meine Hände. Einhändig.
    Rancher, sagte ich. Seh ich an deinem Hut.
    Halt die Klappe.
    Alles Roger. Ist doch nett, ein bisschen zu plaudern.
    Aber das habe ich nicht gesagt, ich sagte gar nichts.
    Das Knie auf meinem Rückenwirbel, es tat weh, als er meine Arme hochriss und den Knoten festzog.
    Hättest weiterfliegen sollen. Uns belästigt keiner.
    Ich schon, aber hallo!
    Klappe.
    Knie zerquetscht meine Rippen. Er tritt zurück, fünf Schritte seitlich, und entrollt dabei das Seil, bückt sich, zieht das Sturmgewehr aus dem Gebüsch und hängt es sich über die Schulter.
    Aufstehn.
    Hat mir keine Chance gelassen. Ein einziger harter Zug am Seil, und ich wäre hingefallen, hätte mir die Schulter ausgekugelt.
    Los.
    Ich lief los. Und.
    Es fühlte sich unglaublich gut an, zu tun, was man gesagt bekam. Von jemandem, der sich auskannte. Ich befolgte einfach den Befehl. Während wir bergab stolperten, wurde mir klar, dass er mich längst hätte töten können, wenn er gewollt hätte. So wie ich, als ich an der Kante gewesen war und sie sich ins Schilfrohr geduckt hatten. Er vergalt es mir. Genau das tat er. Unser Verhältnis war vollkommen ausgewogen. Verdammt.
    Ich war näher rangekommen, als ich gedacht hatte. Bis auf zweihundert Meter an die Stelle, wo der Fluss über die Kante sechs Meter in die Tiefe stürzte. Ich sah die Spitze der Baumleiter links neben dem Strom in die Höhe ragen. Ich konnte hören, wie der Wasserfall unten aufkam. Dabei entstand Gischt, im Sonnenlicht schimmerten zitternde Regenbogenfetzen.
    Von diesem Blickwinkel aus, durch den Nebel, sah die kleine Schlucht aus wie ein Garten Eden. Grün und überschaubar, bewässert, fern vom Tod. Wie sollte ich da runterkommen? Würde er mich an den gefesselten Händen runterlassen – die Arme auf dem Rücken, so dass es mir beide Schultern auskugelte? Oder würde er mich einfach über den Rand stoßen in der Hoffnung, dass das Wasser unten tief genug war? Umso besser für ihn, wenn ich mir einen Knöchel oder beide Beine brach und zum Krüppel wurde.
    Ein durchdringender Pfiff, und ich zuckte zusammen. Der Wanderfalke, aber genau mir ins Ohr.
    Sie trat aus dem Steinhaus. Sie hatte das Jagdgewehr mit dem Zielfernrohr. Eine Repetierbüchse. Dazu eine kleine Decke. Sie setzte sich an einen Holztisch, entrollte die Decke, stützte den Kolben darauf wie auf einen Sandsack, zielte aufwärts, überlegte es sich anders, hob das Gewehr an und klappte das Zweibein herunter, das vorn am Lauf befestigt war, und zielte noch einmal. Besserer Winkel. Auf mich. Sie machte das nicht zum ersten Mal, so viel war klar.
    Sie ist gut. Ich habe es ihr beigebracht. Eine falsche Bewegung, und du bist tot. Er trat vor und löste den Knoten an meinem rechten Handgelenk mit einer flüssigen Bewegung, während meine linke Hand weiter an seinem Seil hing.
    Runterklettern.
    Mit einer Hand? Ich habe Höhenangst.
    Was nicht gelogen war. Fliegen ist was anderes.
    Er trat mir in den Hintern. Im Ernst. Mit seinem Stiefel. Seine Zehen an meinem Hintern versetzten mir einen Stoß nach vorn und schubsten mich beinahe über den Rand. Das tat weh, ganz gehörig. Ich war irgendwie gekränkt. Was, wenn ich über die Kante gestürzt wäre? Zum ersten Mal, seit er mich aufgeweckt hatte, hatte ich wirklich Lust, ihn zu schlagen.
    Mit beiden Händen.
    Ich ging in die Hocke, packte den Baumstamm mit beiden Händen und ließ mich runter.
    *
    Mein Name ist Hig.
    Ich wurde im Jahr der Ratte geboren.
    Ich habe keine Seriennummer, aber meine Pilotenlizenz trägt die Nummer 135 – 271 .
    Ich bin Wassermann.
    Meine Mutter hat mich geliebt. Sie hat mich wirklich sehr geliebt. Mein Vater. Ich kannte ihn kaum, aber. Ich hatte einen Onkel, der mir das Angeln beigebracht hat.
    Nach dem College habe ich dreißig Gedichte geschrieben, dreiundzwanzig davon für

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