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Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte

Titel: Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heller
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Pops. Du.
    Ich hörte zu kauen auf.
    Nein, wirklich nicht. Da, wo ich wohne, sind die Restaurants zu teuer.
    Wo wohnst du?
    Denver. Nördlich davon.
    Jetzt starrten beide mich an. So gierig wie ich. Auf andere Art.
    Ich legte meine Gabel hin, trank einen großen Schluck kalte Milch, wischte mir den Mund am Jackenärmel ab.
    Es war schlimm, sagte ich. Neunundneunzig Komma was weiß ich. Sterblichkeit. Hat so gut wie fast jeden umgebracht.
    Deine Familie?, fragte sie.
    Ich nickte.
    Jeden. Die Infrastruktur ist zerfasert und dann zerbrochen. Ganz am Ende war es. Es war schlimm.
    Ich griff nach der Milchtasse und trank, als würde das etwas lindern.
    Das reinste Chaos. Jeder hielt sich an irgendwas fest: dass er möglicherweise immun war. Denn davon hatten wir gehört. Von der rätselhaften Immunität mancher Familien. Musste was Genetisches sein.
    Beide starrten mich an. Er klappte ein Taschenmesser auf und stocherte sich in den Zähnen herum.
    Als meine Frau starb, schlug ich mich zum Regionalflughafen durch. Wo mein Flugzeug stand. Hab mich da versteckt.
    Du hast ihn verteidigt, sagte er und musterte mein Gesicht.
    Ich nickte.
    Ich hatte Hilfe.
    Er schätzte meine Fähigkeit für Hölle und Tod ein, meine Fähigkeit, sie über andere zu bringen.
    Wir haben ihn verteidigt. Ich und Bangley. Der eines Tages mit einem Anhänger voller Waffen auftauchte.
    Bangley? Er grunzte. Er wusste, was er von Bangley zu halten hatte. Oder?
    Er stützte die Ellenbogen auf den Tisch, streckte die langen Beine aus, stocherte in seinen Zähnen.
    Er hat dich durchgeschleppt. Hat dich ausgebildet gewissermaßen. Er hat eine Grenze gezogen, oder? Er hatte kein Problem damit, jeden zu töten, der sie übertrat. Egal ob jung oder alt, Mann oder Frau. Anders als du.
    Aber dann hast du dich dran gewöhnt.
    Dad.
    Neunundneunzig Komma was auch immer. Was bleibt übrig? Null Komma noch was. Einer von zweihundert? Dreihundert? Wir haben gesehen, wie das aussieht. Kein schöner Anblick, nicht wahr, Higs?
    Hig.
    Big Hig.
    Ich starrte ihn an.
    Nicht schön, was von einem Menschen übrig bleibt, oder?
    Ich starrte ihn an. In seinen Augen eine glänzende Mischung aus kaltem Wissen und warmem Mitgefühl.
    Er spuckte einen Krümel aus. Du bist ein Jäger. Hirsche, Elche. Früher.
    Ich nickte. Wie …?
    Er winkte ab.
    Wie du das Gewehr hältst. Wie du am Wasser langgehst. Immer auf der Suche nach Spuren. Du kannst nicht anders.
    Mein Mund stand offen. Ich sah mich selbst auf den gebackenen Kiefernadeln stehen und die Köttel untersuchen. Er hatte mich beobachtet. Er hätte mich jederzeit umbringen können.
    Aber Spaß gemacht hat’s dir nie.
    Ich starrte ihn an.
    Die Wahrheit ist, du tötest nicht gern. Nicht einmal einen Elchbullen, schätze ich. Wenn es einen zu töten gäbe. Nicht einmal eine Forelle. Wenn es eine gäbe. Zu schade. Du hast auch gern geangelt.
    Wer zum Teufel war dieser Kerl? Wie …?
    Ich habe gesehen, wie du den Bach gelesen hast. Du hast dich genau da hingestellt, wo ich mich auch hingestellt hätte, um die Fische nicht zu verjagen.
    Ich machte große Augen.
    Aber ans Töten kannst du dich einfach nicht gewöhnen, nicht wahr, Higs?
    Nein.
    Du sagst es.
    Er beugte sich vor, und sein Blick bohrte sich in meine Augen. Er zielte mit seinen grauen Augen auf mich, und sie blitzten, als hätte er Fackeln angezündet.
    Ich schlage vor, du legst diese blasierte Selbstgerechtigkeit ab. Wie eine Klapperschlange ihre alte Haut. Dann würdest du glatter und besser durchs Leben kommen. Er drehte sich um und spuckte aus. Keiner an diesem Tisch ist unschuldig. Der Unsinn mit dem Fasan? Wäre ich näher an dich rangekommen, ich hätte dir die Kehle durchgeschnitten. Ohne zu zögern. Zum Glück warst du zu weit weg. Wäre wirklich ein Fehler gewesen.
    Alles daran, seine Rede, die Bilder, pfiffen durch meine Gedärme wie ein kalter Nachtwind. Wer zum Teufel war dieser Kerl? Er hätte mir die Kehle im Wacholderbusch durchschneiden können. Als ich schlief.
    Er stand auf und streckte sich. Er war über sechzig, schätzte ich, aber groß und schlank und wie von Katzendarm zusammengehalten. Er bewegte sich leichtfüßig. War sein Leben lang einer Arbeit nachgegangen, die ihm lag, hätte ich geraten. Ganz eindeutig ein Rancher, nebenbei vielleicht Soldat. Auf einmal hatte ich Lust, ebenfalls Was bin ich? mit ihm zu spielen, aber ich fühlte mich ihm nicht ganz gewachsen. Ich hatte es gar nicht nötig, mit diesem Kerl gleichzuziehen, irgendwelche

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