Das Ende der Sterne wie Big Hig sie kannte
Also stieg er zu einem Jungen namens Billy ein, einem Buschpiloten, der selbst noch grün hinter den Ohren war, und auf der Rollbahn durfte er die Steuerung übernehmen, und er hatte sofort ein Gefühl für die Ruder, für die ganz sanfte Abstimmung – nicht so wie ich, ich wäre in meiner ersten Stunde fast in einen Supermarkt gekracht –, und er erledigte den Start selbst, und dann schraubten sie sich über Kalispell in die Hölle. Er tat genau, was Billy sagte, er hörte aufs Wort, und war auf unheimliche Weise entspannt. Später sagte er zu mir, wovor hätte er sich schon fürchten sollen, wo er doch sein ganzes Leben vierzig Grad steile Hänge mit einer kreischenden Säge rauf und runter geklettert war und um ihn herum das Holz tonnenweise zu Boden ging? Es war beruhigend, sagte er. Unheimlich, fast zu ruhig. Das waren nicht ganz seine Worte. Er sagte: Hig, es war, wie wenn man durch ein Foto fliegt, eins von diesen tollen Landschaftsbildern, ganz still und unbewegt. So, wie man sich die Welt wünscht. Er sprach von diesem Gefühl der Loslösung, das sich beim Fliegen einstellt. So als wäre die Welt da unten eine Modellbahnlandschaft, in der nichts Schlimmes passieren kann.
Das kann ich verstehen.
Ja. Es war um ihn geschehen. Er hatte Blut geleckt. Fast so wie ich, bloß dass er ein Naturtalent war, ich nicht.
Warst du das je? Bei irgendwas?
Ich dachte: beim Verlieren. Ich verliere alles immer. Scheint meine Mission hier auf Erden zu sein. Natürlich sprach ich es nicht aus, was sollte ich ihr schon über Verlust erzählen.
Beim Angeln vielleicht. Die Forellen sind mir nur so entgegengesprungen. Und du?
Sie schüttelte den Kopf.
*
Ich verbrachte Zeit am Biest. Ich kletterte die Baumleiter hoch, lief stromaufwärts aus der Schlucht raus. Der Sommer traf mich völlig unvorbereitet. Ich hangelte mich von Schatten zu Schatten, es war nicht mehr angenehm. Schon am Vormittag wurde es unerträglich heiß. Der Wasserpegel sank zusehends, jeden Tag. Der Grund des Bachlaufs reckte sich in die Höhe wie ein Brustkorb, Rippen aus Treibgut und Ästen ragten aus den Steinen auf, die jeden Tag besser zu sehen waren. Das jagte mir Angst ein. Der Wasserpegel sank vorzeitig und viel zu schnell. Der Bach würde austrocknen. Sogar die Arten, die warmes Wasser vertrugen, würden sterben. Die Karpfen und die Welse. Die Flusskrebse. Die Frösche.
Die trockenen Kiefernnadeln knackten und knisterten unter meinen Stiefeln. Wo kein Schatten hinfiel, wurde das Sonnenlicht zurückgeworfen, so dass es nichts nützte, den Blick zu senken. Kaum zwei Wochen in dieser Hitze, und alle Blumen waren verblüht. Der schnellste Frühling aller Zeiten.
Früher hatte die Dürre im Lauf der Jahreszeiten ein Ende, die Regenzeit kam, Schnee fegte übers Land, und irgendwann kehrte das Leben zurück. Wie, war rätselhaft. Für mich. Die Forelle, die Äsche lebten schon länger hier als wir, die Leopardfrösche und Salamander, und irgendwie hatten sie es immer geschafft zurückzukommen. Woher zurück? Aus dem Schlund von Vögeln, was wusste ich. Nur diesmal nicht. Wahrscheinlich nicht.
Ich kletterte auf dem Serpentinenpfad durch den Archipel den Hang hinauf, von einer Schatteninsel unter den Gelbkiefern zur nächsten. Roch die sonnengebackene Rinde, den immer noch feuchten Boden, der langsam austrocknete. Wurde von einer Bremse gejagt. Die Zedern oben an der Kante standen dicht beieinander. Dicke, verkrüppelte Stämme, die sich im Sonnenlicht wanden und mit ihren hässlichen Ästen Findlinge umarmten wie zum Trost. Sie wuchsen unendlich langsam. Niemand hatte sie je geschnitten. Einige hatten wahrscheinlich schon als Setzlinge hier gestanden, als Cortes mit wilden Versprechungen seine Männer anheuerte. Ich überquerte die offene Ebene und tätschelte den Rumpf des Biestes.
Hab dich vermisst.
Ich betrachtete die kleine Ebene. Sie war ziemlich kurz. Die Pinien und der Wacholder am hinteren Ende waren nicht gerade hoch, höchstens sieben Meter, aber die Kiefern dahinter ragten an die fünfzehn Meter in den Himmel. Zur Not könnten wir sie fällen.
Wenn es jetzt mitten im Winter wäre. Die Hitze machte einen Riesenunterschied. Kalte Luft war dichter. Warme Luft beeinflusste das Flugverhalten in einem schockierenden Maß. Wir würden in der Dunkelheit starten müssen, kurz vor Morgengrauen, wenn man gerade schon was erkennen konnte, es aber noch möglichst kalt war.
Was ich noch sagen wollte. Ich steckte meinen Kopf ins Cockpit, und es roch
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